Hervé Poncharal (Tech3): «Das ist wie GAME OVER»

Von Günther Wiesinger
Hervé Poncharal mit Jonas Folger

Hervé Poncharal mit Jonas Folger

Tech3-Yamaha-Teambesitzer Hervé Poncharal hat bisher keine Idee, wer 2018 in seinem MotoGP-Team statt Jonas Folger neben Johann Zarco fahren könnte. Und die Dorna hat nur zwei deutsche GP-Fahrer – Öttl und Schrötter.

Als sich beim Australien-GP im Oktober 2017 erstmals die Frage stellte, ob Folger 2018 wieder fit sein würde, befürchtete Marc-VDS-Teamprinzipal Michael Bartholemy, Valentino Rossi könne seinen Schützling Franco Morbidelli trotz eines gültigen Vertrags zu Tech3-Yamaha transferieren und ihn frühzeitig in die Yamaha-Familie integrieren.

Yamaha und Rossi hätten dann einen Nachfolger gehabt für den Fall, dass die Nummer 46 nach der Saison 2018 in Pension geht und Zarco womöglich zu Red Bull KTM wechselt.

Stefan Bradl hätte dann gute Aussichten gehabt, bei Marc VDS-Honda 2018 neben Tom Lüthi zu fahren.

Aber die Befürchtungen von Bartholemy bewahrheiteten sich nicht.

Moto2-Weltmeister Morbidelli erfüllt seinen Vertrag beim belgischen Team, für das er 2017 schon acht Moto2-WM-Rennen gewonnen hat.

Hervé Poncharal versicherte damals im Oktober in Phillip Island, er werde keinen Plan B machen, er hoffe auf eine Rückkehr von Jonas Folger spätestens 2018. «Es gibt keinen Besseren. Ich will jenen Jonas zurückhaben, den wir beim Sachsenring-GP gesehen haben, als er Márquez fast den Sieg weggeschnappt hat.»

SPEEDWEEK.com sprach heute Abend telefonisch mit dem leidgeprüften französischen Teambesitzer. Er muss sich jetzt den Vorwurf gefallen lassen, im Oktober nicht rechtzeitig über einen Plan B nachgedacht und sich auf die Aussagen von Folger-Manager Bob Moore verlassen zu haben.

Poncharal hat Folger seit dem Donnerstag beim Motegi-GP 2017 nicht mehr gesehen und ihn nie im bayerischen Schwindegg besucht. «Jonas hat mir bereits vor Weihnachten am Telefon versichert, er sei jetzt wieder zu 100 Prozent gesund, er konnte vier Wochen vor dem ersten Test in Sepang das Training wieder aufnehmen. Alle Menschen aus dem Umfeld von Jonas haben mir versichert, dass sie glücklich sind, weil alles nach Plan verläuft. Es hat sich nichts Großartiges verändert; aber alle Nachrichten, die ich bekommen habe, klangen sehr positiv. Ich habe Jonas seit dem Japan-GP nicht gesehen. Ich wollte lieber auf Sepang warten und mir dort anschauen, wie sich Jonas fühlt, wie fit er ist und was er mit dem Motorrad anstellen kann. Nach den ersten zehn Runden wollte ich ihm ins Gesicht blicken und mir anschauen, ob seine Rundenzeiten konstant sind.»

Poncharal sah keinen Sinn darin, Folger in Bayern einen Besuch abzustatten und sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen.

Poncharal: «Bis zur ersten Testfahrt in Sepang konnten wir nur reden und reden und uns anhören, dass es ihm gut geht. Jonas freute sich im Dezember darüber, dass er nach der Erkrankung wieder ein normales Leben führen konnte. Ich dachte mir: Wir werden erst beim Sepang-Test beurteilen können, wie es ihm wirklich geht.»

Jetzt geht es bei Poncharal drunter und drüber. Er führt Gespräche mit Yamaha, IRTA und Dorna sowie mit Fahrer-Managern und muss die prekäre Situation den Sponsoren erklären.

Die Absage von Folger bedeutet auch für GP-Promoter Dorna Sports S.A. einen herben Rückschlag. Mit Philipp Öttl (Moto3) und Marcel Schrötter werden jetzt 2018 nur zwei deutsche GP-Stammfahrer am Start stehen.

Ein Jammer für die Einschaltquoten von Eurosport und ServusTV und für den GP von Deutschland auf dem Sachsenring.

Stefan Bradl, im Herbst lange auf Arbeitssuche, hat bei HRC einen Vertrag als Honda-MotoGP-Testfahrer unterschrieben und wird in diesem Jahr nur einzelne Rennen als Wildcard-Fahrer bestreiten.

«Ich habe am Abend alle Termine absagen müssen», seufzte Poncharal. «Ich bin sprachlos. Denn vor zehn Tagen habe ich noch einmal mit Jonas telefoniert. Er sprühte vor Lebensfreude. Er sei fit und happy, er könne den Sepang-Test kaum erwarten, hat er mir versichert. Wir haben eine schwierige Situation… Das ist jetzt wie GAME OVER.»

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