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Katar isoliert: Die Herrscher geben nicht klein bei

Kolumne von Waldemar Da Rin
Das steinreiche Emirat Katar wird von den Nachbarländern seit Juni 2017 isoliert, die Landesgrenzen sind gesperrt. Aber die stolzen Katari bleiben auf ihren Kurs – und kaufen Panzer.

Am Donnerstag war beim Katar-GP in Doha in der Zeitung zu lesen, dass Katar in der Türkei mehr als 500 Schützenpanzer bestellt hat, ausgerüstet mit Maschinengewehren, Panzerabwehr- und Lenkwaffen. Anderntags posaunte der Vize-König und Verteidigungsminister Dr. Khalid bin Mohammed Al-Attiyah in der «Gulf Times»: «Abschreckung ist wichtig für Katars Stabilität und Sicherheit.»

In einem Interview bei der Internationalen Marine-Verteidigungsausstellung in Doha erklärte er zudem: «Katars Soldaten sind die besten in der Region und das Land hat die besten Trainings-Programme, um all die Waffensysteme zu integrieren, die wir kaufen. Zwei Dinge wollen wir tun. Wir wollen nicht jedes Mal 9/11 aufrufen, wenn es in der Region eine Krise gibt und die Last unseren Verbündeten und Freunden überlassen, wir wollen das mit ihnen Seite an Seite tun, falls etwas passieren sollte. Zweitens, glauben wir fest daran, dass Stabilität und Wohlstand Abschreckung nötig macht, wenn man diese aufrecht halten und für längere Zeit gewähren will. Wir wollen keinen Krieg, wir wollen Frieden, Entwicklung und Wohlstand.»

Über die Nachbarländer wie Saudi Arabien, Ägypten, VAE und Bahrain, die Katar zurzeit isolieren, verlor er nicht viele Worte. «Wir verschwenden keine Zeit mit dem Nachdenken darüber, was sie tun. Wir haben unsere Vision und setzen alles daran, sie auch umzusetzen. Dazu gehört auch eine militärische Verteidigung. Wir fokussieren uns aber in erster Linie auf die Entwicklung und den Wohlstand im Land.»

Auf die Frage, ob dieser Boykott der Nachbarländer die Strategie von Katar verändert habe, meinte der Minister: «Wir haben traditionelle Verbündete wie die USA. Unsere Beziehung zur Türkei ist ebenfalls seit langem gut. Es tut mir leid, was in der Golfregion passiert ist, wir sind ja mal angegriffen worden und das zerstört den gemeinsamen Kampf unserer Verbündeten gegen den Terrorismus. Der einzige Weg ist der Dialog. Wenn sie bereit sind zu reden, dann ist es der einzige Weg. Wir sind bereit über alles zu diskutieren, aber nur, wenn die Unabhängigkeit jedes einzelnen Landes respektiert wird.»

Wenn man anfangs der GP-Woche in Doha gelandet ist und schon am Flughafen bemerkte, dass es eher ruhig zugeht, weil Touristen ausbleiben, scheint etwas nicht zu stimmen. Der Mann von der Mietwagenfirma gab zu, dass durch die Isolation von Katar durch die Nachbarstaaten Saudi Arabien, Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Ägypten viele Besucher aus diesen Ländern jetzt fehlen. «Aber», so der Pakistani, «jetzt kommt die MotoGP-WM zu uns, das ist wieder gut fürs Geschäft.»

Auch die Taxifahrer vermissen die ausländischen Kunden. Vor allem die aus Saudi Arabien.

Was uns auch sofort aufgefallen ist, sind die vielen Porträts der Königlichen Hoheit, des Emirs Scheich Tamin bin Hamad Al Thani an Geschäftshäusern, bei Restauranteingängen, an Hochhäusern im Finanzviertel, nachts sogar als Neonbild zu erkennen, an den Heckscheiben von Fahrzeugen und so weiter. Darunter steht auf Arabisch: Unser geliebter König.

Damit wollen die Katari ihre Sympathie und Unterstützung für ihren Herrscher kundtun.

Laut aktueller Statistik leben 2,7 Millionen Menschen in Katar, davon sind mehr als 80 Prozent Arbeitsimmigranten, also Personen, die keinen katarischen Pass besitzen. Das grösste Kontingent kommt aus Indien, dann folgen Pakistan, Nepal, Bangladesch, Philippinen, Sri Lanka und weitere über 100 (!) verschiedene Nationen. Von den zirka 50.000 Amerikanern und Engländern dürften wohl die wenigsten jemals eine Schaufel in den Händen gehalten haben.

Durch den Boykott und die Schliessung der Grenzen von Saudi Arabien und Bahrain fehlen zwar viele Touristen, denn die Fluggesellschaften der betreffenden Länder dürfen nicht mehr in Doha landen.

Aber die Regale in den Geschäften und Supermärkten sind nach wie vor voll, denn man bezieht die Waren entweder auf dem Seeweg oder per Luftfracht. Güter, die vorher aus Saudi Arabien bezogen wurden, werden jetzt aus dem Iran, der Türkei, Indien und anderen Ländern importiert.

Ein Scheich und ehemaliger Kampfpilot der Katarischen Luftwaffe, den ein Fotografenkollege vor fünf Jahren im Hotel kennengelernt hat und den wir seither regelmässig treffen, meinte dazu nur: «Das ist eben Politik, aber ich denke, die sind nur neidisch auf uns Katari.»

Was wir ebenfalls in Erfahrung gebracht haben: Wer in Doha eine rote Ampel überfährt, zahlt 6000 Riyal (ca. 1300 Euro) Strafe und bekommt sieben Strafpunkte. Das dürfte für einen Taxifahrer vier bis fünf Monatslöhne bedeuten. Und bei 14 Strafpunkten ist zudem der Führerschein weg – nicht aber die Arbeitsbewilligung. Immerhin.

Wenn wir schon bei den Strafen sind. Wer absichtlich Trinkwasserquellen oder öffentliche Gewässer verschmutzt oder ungeniessbar macht, kann mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft werden. Ist die Verschmutzung durch Unachtsamkeit oder durch Unfall geschehen, muss man ebenfalls mit einer Gefängnisstrafe von bis zu sechs Monaten rechnen.

Nachdem die Fussball-WM 2022 an Katar vergeben wurde, sind international viele Stimmen laut geworden, die sich über die teils miserablen Arbeitsbedingungen vor allem auf dem Bau beschwert haben.

Mag sein, dass sich in der Beziehung einiges verbessert hat, aber letztendlich kommen solche Ungereimtheiten mitunter auch auf Baustellen in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz vor, wo Arbeiter aus dem Osten für Dumpinglöhne arbeiten, wenn sie dann das Geld am Monatsende überhaupt zu sehen bekommen.

Am Freitag war in der «Gulf Times» zu lesen, dass den gut 30.000 Arbeitern die bis 2019 für den Bau der Fussballstadien benötigt werden, ihre Rekrutierungskosten zurückerstattet werden sollen.

Das hat die Internationale Gewerkschaft (ITUC) durchsetzen können.

Je nach Herkunft bezahlen die Arbeiter in ihrem Heimatland den Agenturen, die ihnen den Job in Katar vermitteln, Gebühren zwischen 500 und 1500 Dollar. Und genau dieses Geld soll ihnen jetzt zurückerstattet werden. Aber nur denen, die auch beweisen können, dass sie das bezahlt haben. Man will damit verhindern, dass sich Arbeiter verschulden müssen, bevor sie überhaupt in Katar ihre Arbeit aufnehmen können.

Übrigens: Der Emir erschien am Sonntag erstmals beim Motorrad-GP. Er braucht Publicity und Anerkennung in der weiten Welt.

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