Cal Crutchlow: «Für den Titel brauche ich mehr Siege»

Von Frank Aday
Johann Zarco, LCR-Teamchef Lucio Cecchinello, Sieger Cal Crutchlow und Alex Rins

Johann Zarco, LCR-Teamchef Lucio Cecchinello, Sieger Cal Crutchlow und Alex Rins

Erster Saisonsieg im zweiten Rennen und die Führung im MotoGP-Gesamtklassement. Ein traumhafter Saisonstart für Cal Crutchlow und das LCR-Honda-Team.

Cal Crutchlow bejubelte in Argentinien seinen dritten MotoGP-Sieg und den 750. GP-Sieg für Honda. Mit 38 Punkten und drei Zählern Vorsprung auf Andrea Dovizioso übernahm der LCR-Honda-Pilot die WM-Führung. Damit ist Crutchlow der erste britische WM-Leader in der Königsklasse seit Barry Sheene 1979. Mit «motogp.com» sprach er nun über den Saisonstart, Sheene und seine Ziele 2018.

Wie wichtig war es, so früh in der Saison einen Sieg einzufahren, um die Motivation zu erhöhen und den Druck, nach 2016 wieder siegreich zu sein, zu verringern?

Ein MotoGP-Rennen zu gewinnen, ist großartig. Vor allem im zweiten Saisonrennen. Mein Sieg in Brünn war Mitte 2016, Phillip Island dann am Ende desselben Jahres. Dieser Sieg gibt mir nun einen großen Schub für den Rest der Saison 2018. Im letzten Jahr fuhr ich in vielen Rennen gut, aber ich nutzte meine Chancen nicht so wie am Sonntag. Der Druck ist nun weg, was die Jagd nach einem Sieg betrifft, aber um den Titel zu holen, brauchst du sechs oder mehr Siege. Marc und Andrea haben im letzten Jahr jeweils sechs Rennen gewonnen. Das ist es, was ich brauche, wenn ich um den Titel kämpfen will. Mein Ziel ist es jetzt, in jedem Rennen die Chance auf einen Podestplatz zu haben.

Fühlte sich dieser Sieg anders an als jene in Brünn und auf Phillip Island?

Der Sieg in Argentinien kam nicht unerwartet. Marc war am gesamten Wochenende der Schnellste. Das war klar. Aber auch am Samstag dachte ich, dass der Sieg entweder an ihn oder mich geht. Er war der Fahrer, den es zu schlagen galt, aber ich fühlte mich als Schnellster nach ihm. Für den Fall, dass er nicht vorne dabei sein würde, rechnete ich mir eine große Chance auf den Sieg aus. Ich machte alles richtig und siegte.

Im Parc fermé hast du gerufen: «Zweifelt nicht an mir!» Warum?

Wenn du in diesem besonderen Moment voller Adrenalin bist, dann sagst du alles, was dir gerade in den Sinn kommt. Das hätte auch an mich selbst gerichtet sein können. Als Motorradrennfahrer durchläufst du unterschiedliche Phasen in deiner Karriere und hast immer Zweifel. Ich habe 2016 zwei Rennen gewonnen, im letzten Jahr war es viel schwieriger für mich, in diesem Moment fangen dann die Zweifel an. Ich denke, jeder Profisportler hat diese Momente. Doch selbst wenn alles gegen mich spricht, glaube ich daran, dass ich es schaffen kann. Dieser Ausruf könnte aber auch an die Menschen gerichtet sein, die daran zweifeln, dass ich Rennen gewinnen oder um den Titel kämpfen kann.

Wie fühlt es sich an, der erste Brite seit Barry Sheene 1979 zu sein, der die WM-Tabelle in der Königsklasse anführt?

Erst sechs Jahre später wurde ich geboren. Das macht mich stolz, aber ich denke, dass ich unabhängig von den Geschichtsbüchern einen guten Job mache. In Argentinien fuhr ich gegen Piloten wie Alex [Rins] und Jack [Miller], die zehn Jahre jünger sind als ich. Als ich 2016 in Brünn gewann, sprachen alle darüber, dass ich der erste Brite seit Barry Sheene bin, der in der Königsklasse gewonnen hat, und verglichen mich mit ihm. Das war unglaublich. Nur im selben Satz wie Barry genannt zu werden, ist sehr schmeichelhaft. Doch er gewann sehr viele Rennen und zwei Titel. Bei mir sind es bisher nur drei Rennen, also liegt noch viel Arbeit vor mir.

In Argentinien hast du den 750. GP-Sieg für Hersteller Honda eingefahren.

Ich denke, mein Team verdient das mehr als alles andere. Lucio Cecchinellos Team tritt schon sehr lange mit Honda-Bikes an und arbeitet sehr gut mit ihnen zusammen. Jeder im Team arbeitet intensiv. Für Lucio und das gesamte Team ist das etwas ganz Besonderes. Für mich persönlich ist es auch ein sehr schönes Gefühl. Aber ich weiß nicht, ob ich noch fahre, wenn es darum geht, den 1000. GP-Sieg für Honda zu holen.

Mit Platz 4 in Katar und dem Sieg in Argentinien gelang dir dein bester Saisonstart, seit deinem Wechsel in die MotoGP-Klasse. Was ist der Grund für diesen Erfolg?

Um ehrlich zu sein, weiß ich das nicht genau, denn ich startete in Katar immer schlecht in die Saison. Ich mag Argentinien und nutzte meine Chance in einem schwierigen Rennen, denn Johann, Alex und Jack machten es mir nicht einfach. Ich denke, der Grund ist eine Kombination aus meiner guten Vorbereitung und der des LCR-Honda-Teams und Honda. Sie gaben mir das Werkszeug, um in diesem Jahr konkurrenzfähiger zu sein.

Mein Bike funktioniert besser, was Speed und Beschleunigungskraft betrifft. In diesen Bereichen fehlte uns in der Vergangenheit etwas. HRC hat einen großartigen Job gemacht, um den Motor zu verbessern. Wenn wir in der Vergangenheit Änderungen forderten, dann waren sie nur schwer mit der Elektronik zu vereinbaren. Vor allem zu Beginn der Saison. Doch in diesem Jahr kommen wir an die Strecke und sind sofort konkurrenzfähig. So war es bei den Tests und den ersten beiden Rennen.

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