Texas-GP: Künftig schwarze Flagge für Bodychecks

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez: Künftig gibt es kein Pardon mehr

Marc Márquez: Künftig gibt es kein Pardon mehr

Bei der heutigen Sitzung der Safety Commission in Austin wird Klartext geredet. Künftig wird jeder Fahrer die schwarze Flagge bekommen, der einen Gegner zu Sturz bringt.

Wenn Marc Márquez heute in Ruhe die Vorkommnisse auf dem Startplatz in Argentinien durch den Kopf gehen lässt, muss er feststellen: Es wäre besser gewesen, nach dem Absterben des Motors in die Boxengasse zu schieben, er wäre dann glimpflicher davongekommen, als sich eine Ride-through-Penalty einzuhandeln, die ihn von Platz 1 bis ans Ende des Feldes zurückwarf, er konnte sich mit Mühe noch vor dem notorischen Nachzügler Xavier Siméon einreihen.

Heute ist den MotoGP-Funktionären bewusst, was einige Experten wie Jan Witteveen und Carlo Pernat schon mehrmals gefordert haben: Márquez hätte für seine Irrfahrt auf dem Grid die schwarze Flagge bekommen müssen.

Denn erstens brachte er die Maschine unerlaubterweise in Gang, dann ignorierte er die Anweisungen der IRTA-Funktionäre, und zum Schluss unternahm er noch die Geisterfahrt entgegen der Fahrtrichtung zu seinem Startplatz.

Heute abend um 17.30 Uhr findet in Texas ein Meeting der Safety Commission statt. Und bei dieser Gelegenheit werden die Mitglieder der Grand Prix Commission (Dorna, FIM, IRTA) ein Machtwort mit den Piloten sprechen.

Es wird künftig mit Sündenböcken wie Marc Márquez kein Pardon mehr geben.

Der sechsfache Weltmeister hat sich schon viel zuschulden kommen lassen, er ist häufiger bestraft worden als jeder andere, aber er leidet immer wieder an neuen Panikattacken und fährt seine Gegner respektlos über den Haufen.

Künftig wird die Race Direction gnadenlos durchgreifen, das haben alle Verantwortlichen einstimmig vereinbart.

«Wer künftig seine Aggressivität nicht im Zaum halten kann, wer also einen Gegner beim Überholen touchiert und ihn zu Fall bringt, der bekommt die schwarze Flagge», erklärte ein Spitzenfunktionär heute im Exklusiv-Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Denn es besteht keine Notwendigkeit, einen Gegner beim Zweikampf zu berühren. Wenn es zu einer relativ harmlosen Berührung kommt und niemand zu Sturz kommt, werden wir so ein Vergehen nicht ahnden.

Die Race Direction wehrt sich auch gegen die Vorwürfe, man hätte in Las Termas auch Johann Zarco beim Kampf gegen Pedrosa bestrafen müssen, Aber erstens ließ Pedrosa zu viel Platz, zweitens kam es zu keiner Berührung, und drittens fiel Pedrosa erst runter, als er an einer feuchten Stelle neben der Ideallinie zu früh und zu heftig Gas gab. «Pedrosa hat zu viel Raum gelassen», sagen die MotoGP-Aufpasser.

Die Aufregung von Aleix Espargaró, der in Südamerika eine Strafe für Petrucci forderte, war vergeblich. Es gibt keine TV-Aufzeichnung von diesem Vorfall. Also konnte die Race Direction keine Strafe aussprechen.

Übrigens: Die Vorwürfe, der einstige Sünder Loris Capirossi (1999 nach einer Attacke gegen Lucchi in Mugello für den Barcelona-GP gesperrt) sitze heute in der Race Direction und rede bei den Strafen mit. Das ist jedoch falsch. Der Italiener ist Sicherheitsberater der Dorna – und nur Beobachter in der Race Direction. Da hat er die Aufgabe, bei der Durchführung der Rennen behilflich zu sein. Aber Capirossi hat wie Safety Officer Franco Uncini mit den Strafen  nichts zu tun.

Die Höhe der Strafen wird von den FIM MotoGP Stewards, nicht von der Race Direction festgelegt. Mike Webb sitzt in der Race Direction und agiert zugleich als MotoGP-Steward. Er teilt sich diese Verantwortung mit FIM Chief Steward Bill Cumbow, der bei jedem Rennen anwesend ist und mit einem weiteren FIM-Steward. Der dritte Steward wird abwechselnd eingesetzt, regelmäßig kommt hier der deutsche Ex-Seitenwagen-GP-Sieger Ralph Bohnhorst zum Einsatz. Insgesamt gibt es sechs Stewards, die nach dem Rotationsprinzip den dritten Platz in diesem Gremium einnehmen.

Was bei der Race Direction niemand versteht: Warum hat Marc Márquez beim Überholmanöver gegen Rossi in Las Termas nicht eine Kurve gewartet? Er war doch eine Sekunde pro Runde schneller.

Doch Márquez hat in der Hitze des Gefechts in Las Termas seinen Kopf verloren – wieder einmal.

Marc Márquez wollte sich auch nicht aus eigenen Stücken in Argentinien bei Rossi entschuldigen. Er machte das erst unter dem sanften Zwang von Repsol-Honda-Teamprinzipal Alberto Puig.

Der Texas-GP 2018 läutet eine neue Ära ein. Der neue Strafenkatalog wird gnadenloser gestaltet. Was in der Vergangenheit toleriert wurde, wird künftig rücksichtslos bestraft.

Die Dorna will sich auch nicht länger den Vorwurf gefallen lassen, man habe als spanisches Unternehmen Marc Márquez quasi unter Denkmalschutz gestellt.

Wer einen Konkurrenten zu Sturz bringt, wird mit der schwarzen Flagge aus dem Rennen genommen. Und dagegen wird es keine Einsprache geben, dieses Urteil wird endgültig sein.

Übrigens: Während des Rennens in Las Termas schickte das Yamaha-Werksteam ein E-Mail an die Race Direction – und forderte im Namen von Rossi eine «black flag» für Marc Márquez.

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