Jorge Martinez: Spagat zwischen Fahrer und Teamchef

Von Frank Aday
MotoGP-Teambesitzer Jorge Martinez blickt auf die Anfänge seines Teams und seinen Wandel vom Motorradrennfahrer zum Teammanager zurück. Der Spanier gesteht: «Das war schwierig.»

Seit 27 Jahren besteht das Aspar-Team, das 2018 in Ángel Nieto Team umgetauft wurde, bereits. Der 56-jährige Ex-Rennfahrer und Teambesitzer Jorge «Aspar» Martinez erzählt, wie er es schaffte, gleichzeitig eine aktive Karriere als Rennfahrer und als Teammanager zu meistern, wie sich der Wandel vom Star zum Mann im Hintergrund gestaltete und wie sich der erste Sieg in der Doppelrolle anfühlte.

Jorge, wie und aus welchem Grund ist das Aspar-Team entstanden?

Das Aspar-Team wurde 1992 aus der Taufe gehoben, als ich selbst noch Rennen fuhr. Ich wollte mir damit einen Platz im WM-Zirkus für die Zeit nach meiner aktiven Karriere schaffen. Denn das war meine Welt. Es war keine einfache Zeit, denn es braucht viel Einsatz, wenn man seine eigene Rennfahrer-Karriere und die Leitung eines Teams unter einen Helm bringen will. Aber ich wollte unbedingt Teil dieser Szene bleiben, die mir seit dem zehnten oder zwölften Lebensjahr so ans Herz gewachsen war. Diese Welt hat mir alles gegeben – Leid und schlaflose Nächte inklusive. Doch ich liebe sie.

Aber was gab den Ausschlag, das Team schon während der eigenen aktiven Karriere ins Leben zu rufen?

Ich habe Ende der 80er-Jahre vier Titel mit Derbi gewonnen, es lief also richtig gut für uns. 1990 fuhr ich mit JJ Cobas und die Saison 1991 bestritt ich mit einer Honda für ein Schweizer Team, das von Michel Metraux geleitet wurde. Ich habe dort gesehen, dass die Dinge nicht ganz nach meinen Vorstellungen liefen. Da ich viel Unterstützung von Sponsoren wie Ducados, Coronas, Cepsa und Repsol hatte, dachte ich mir: Statt diese Sponsoren zu einem anderen Team mitzunehmen, kann ich doch genauso gut mein eigenes schaffen. Gesagt, getan. Sobald das Ganze anlief, ging es darum, ein Bike für mich zu finden. Doch ich wusste auch, dass ich eines Tages den Rennfahrer-Helm an den Nagel hängen würde.

Heutzutage ist es normal, dass ehemalige Rennfahrer als Teammanager in der WM weitermachen. War das damals auch schon so?

Ja, das war schon damals üblich, wir hatten Teams, die von Sito Pons, Ángel Nieto oder Kenny Roberts geleitet wurden, es war also nichts Neues. Wir sind nun schon seit über 25 Jahren ununterbrochen in der WM dabei und haben in dieser Zeit schon viele kommen und gehen sehen.

Inwiefern profitiert man als Teammanager von der eigenen Erfahrung als Rennfahrer?

Ich glaube, dadurch hat man vor allem in zwei Bereichen Vorteile: Einerseits ist es einfacher, eine Beziehung zu den Fahrern aufzubauen und ihnen aus technischer Perspektive zu helfen. Man versteht sie, und das ist ein großer Unterschied. Man profitiert aber auch mit Blick auf die Technik, denn man hat eine andere Beziehung zu den Werken und Herstellern, mehr Erfahrung und ein Verständnis, das man von außen nicht bekommen kann.

Wie schwierig war der Wandel vom Rennfahrer zum Teammanager?

Dieser Schritt war sehr schwierig, denn als Fahrer ist man der Anfangspunkt des Teams, auch wenn man wie jeder Andere im Team einen Teil zum Erfolg beiträgt. Als Teammanager ist man dafür verantwortlich, dass alles klappt, und trotzdem wird man nur als einer von vielen wahrgenommen. Es ist ein riesiger Unterschied. Man muss sich darauf konzentrieren, dass alles richtig läuft und bereit ist.

1992 ging es auch darum, die Europameisterschaft zu bestreiten?

Das stimmt, 1992 traten wir nicht nur in der WM an, wir haben auch eine EM-Mannschaft mit Emilio Alzamora, Javier Bou und Chema Rosés auf die Beine gestellt. Wir nahmen auch Batiste Borja unter Vertrag, von dem ich denke, dass er das Potenzial hatte, um Großes zu erreichen. Aber er hatte Pech. In jenem Jahr wurde er aber Europameister. Er startete gut in die Saison und machte das Beste daraus.

Ein weiterer Erfolg in der Saison 1992 war der erste GP-Sieg in der Doppelrolle als Rennfahrer und Teammanager.

Den ersten Sieg als Fahrer und Manager fuhr ich beim Südafrika-GP ein. Es war das letzte Rennen der Saison, mit dem ich sehr gute Erinnerungen verbinde. Zwei Piloten kämpften noch um die Meisterschaft: Alessandro Gramigni und Fausto Gresini. Ich hatte keine Chance auf den Titel mehr und sagte mir: Ich muss dieses Rennen gewinnen. Nach dem Warm-up ging ich zu Gramigni und sagte: ‹Du willst die Meisterschaft gewinnen, oder? Ich will das Rennen für mich entscheiden. Du hilfst mir und ich helfe dir. Meine Offenheit verblüffte ihn. Am Ende erreichten wir beide unser Ziel.›

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