Marc Márquez: «Wir werden feiern bis Januar»

Von Petra Wiesmayer
Marc Márquez ist beim viertletzten Rennen der Saison zum fünften Mal MotoGP-Weltmeister geworden. Er sprach dann über Druck, seine Fehler und sein verpatztes erstes Rennen.

In der vorletzten Runde des MotoGP-Grand Prix von Japan auf dem 4,8 Kilometer langen Twin Ring Motegi war die Weltmeisterschaft 2018 entschieden. Beim Versuch, Marc Márquez zu attackieren und überholen stürzte Ducati-Pilot Andrea Dovizioso und verspielte seine letzte Chance auf den Titel.

Marc Márquez gestand später, dass er sich erst gefreut habe, weil das bedeutete, dass er Weltmeister war, dann aber traurig war, weil der Italiener es auch verdient gehabt hätte, auf dem Podium zu stehen.

Das war sicher ein sehr emotionales Rennen und ein fantastischer Kampf. Am Beginn war auch Cal Crutchlow dabei. Er hat riesige Fetzen Gras aufgeworfen, du hast mit Andrea gekämpft, die Taktik war fantastisch. Ein großartiges Rennen, das perfekt gelaufen ist.

Ja ich bin sehr glücklich. Das Rennen ist genauso verlaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Gestern nachdem Qualifying habe ich versucht, zu analysieren und zu analysieren. Ich wusste, dass meine Pace vorher sehr gut war, was ich im Warmup mit dem gebrauchten Reifen auch bestätigt hat. Vor dem Rennen habe ich mit Emilio, Santi und Alberto gesprochen und wir haben versucht herauszufinden, wie unsere Möglichkeiten waren. Wir wussten, dass wir genau die gleiche Pace hatten wie Dvi. Aber ich bin von Platz 6 gestartet, also habe ich mir gesagt, du musst die erste Runde perfekt fahren, im perfekten Rhythmus. Am Ende der ersten Runde war ich dann auch bereits Zweiter hinter Dovi. Das war das Hauptziel. Ich habe dann gemerkt, dass ich stark genug war, um mit ihm zu kämpfen. Ich habe versucht, nach einigen Runden anzugreifen, und er hat auch einen kleinen Fehler gemacht. Das war eine großartige Show. Dann hat Dovi mich aber wieder überholt und hat wirklich hart gepusht. Wir sind wieder 45er Zeiten gefahren. Ich konnte ihm gut folgen und habe dann vor der letzten Runde angegriffen. Warum? Das war die gleiche Strategie wie in Thailand. Und ich sah, dass ich in der letzten Runde kaum noch eine Chance haben würde zu gewinnen, da er schneller beschleunigen konnte. Als ich in der letzten Runde gesehen habe, dass Dovi raus war, war ich im ersten Moment sehr froh, weil es bedeutete, dass ich den Titel gewonnen hatte. Nach dem Ziel war ich aber enttäuscht, weil er es verdient gehabt hätte, hier zu sein. Eine unglaubliche Saison und das war ein unglaubliches Rennen.

Es gibt wohl niemand im Fahrerlager, der einen Zweifel daran hätte, dass du den Titel wirklich verdient hast. Zu welchem Zeitpunkt an diesem Wochenende hast du zum ersten Mal daran geglaubt, dass das möglich sein würde? Vor dem Wochenende warst du davon überzeugt, dass Dovizioso hier den Sieg einfahren würde.

Nach Aragón hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass ich mein Ziel erreichen kann. Ich mag so ein Gefühl aber nicht und habe versucht, zusätzliche Motivation zu finden. Ich habe mir gesagt, ich werde versuchen, den ersten Matchball zu verwandeln. Und ich werde versuchen, Motegi zu gewinnen. Dann fing das Wochenende aber nicht so gut an, nach dem vierten freien Training hatte ich aber das Gefühl, dass wir es schaffen können zu siegen. Die Quali war zwar nicht so gut, im Warmup haben wir aber gezeigt, dass wir schnell sind. Ich war in der ersten Runde also sehr fokussiert, weil ich wusste, dass das die wichtigste Runde des Rennens war, um zu versuchen, zu überholen und hinter Dovi zu kommen, denn er war der Mann, den es zu schlagen galt. Ich war dann hinter ihm, aber er ist etwas seltsam gefahren. Manchmal hat er gepusht, dann ist er langsamer geworden, am Ende hatte ich aber noch Reserven und habe in den letzten vier Runden versucht, alles zu geben.

Das ist deine fünfte MotoGP-Weltmeisterschaft. Als du zu Beginn der Saison das erste Mal auf die Honda gestiegen bist, warst du da beeindruckt? Hast du gewusst, dass du stark sein würdest? Du warst bei allen bis auf zwei Rennen auf dem Podium und hast acht Mal gewonnen. Wie ist die Saison in deinen Augen verlaufen? Gab es einen Punkt in der Saison, an dem du dachtest, dass es mit dem Titel klappen könnte?

Wenn ich die Ergebnisse anschaue und sehe 20, 25, 20, 25, 25, ist das etwas, für das man wirklich hart arbeiten muss, um diese Konstanz zu erreichen. Und das ist etwas, was ich letztes Jahr von Dovi gelernt habe. Er war wirklich gut darin, mit Situationen richtig umzugehen.

Ja, wir haben mit Honda HRC wirklich einen großartigen Job gemacht. Manchmal gebe ich dem Bike etwas mehr und manchmal gibt das Bike mir etwas. Das zusammen macht es aus, dass die Konstanz in dieser Saison wirklich sehr, sehr gut war. In Mugello hatte ich etwas zu kämpfen und da habe ich den einzigen großen Fehler in dieser Saison gemacht. Davon abgesehen, habe ich es aber geschafft, die ganze Saison über sehr konstant zu sein und das war der Schlüssel zum Erfolg. Ich hatte den Vorteil eines Vorsprungs, aber das ist nicht meine Art zu fahren. In diesen letzten paar Rennen wollte ich es einfach genießen und ich werde es auch genießen, denn ich kämpfe einfach gerne um den Sieg. Das ist die richitige Art zu fahren.

Hat es dich überrascht, gegen wen du kämpfen musstest? Andrea Dovizioso hatten ja alle auf der Rechnung. Zu Beginn der Saison war aber Johann Zarco sehr stark. Dann haben sich die Rivalen zu Beginn der Saison aber gegenseitig das Leben schwer gemacht.

Mir war seit dem ersten Rennen klar, dass Ducati – sowohl das Bike als auch das Team – diejenigen waren, die es im Titelkampf zuschlagen galt. Die wichtigsten Punkte waren, glaube ich, Jerez und Le Mans. Da habe ich zwei Rennen infolge gewonnen und Dovi und auch Lorenzo sind gestürzt und hatten keine guten Ergebnisse und nicht viele Punkte. Da habe ich meinen Vorsprung ausgebaut, und wenn man einen großen Vorsprung hat, ist alles einfacher. Das war der Schlüsselmoment der Saison. Dann war ich natürlich auch auf allen Strecken schnell und wenn das Rennen schwierig war, wurde ich Zweiter oder Dritter.

Du hast jetzt insgesamt sieben WM-Titel. Nächstes Jahr beginnt aber alles wieder bei Null. 2019 bekommst du einen neuen Teamkollegen, der eine neue Herausforderung sein wird.

Ich habe jede Saison und jedes Jahr den Druck und auch die Motivation, um den Titel zu kämpfen. Ich hoffe, dass das während meiner gesamten Karriere so weitergeht. Denn das würde bedeuten, dass wir auf dem obersten Level sind. Jetzt ist aber die Zeit, um zu feiern. Wir werden heute Abend feiern, werden in Australien feiern, wir werden in Malaysia feiern, wir werden in Cervera feiern und werden in Valencia feiern. Bis zum 1. Januar werden wir einfach versuchen, es zu genießen. Ab de 1. Januar werden wir uns wieder auf die neue Saison konzentrieren und hart arbeiten, um noch besser zu werden.

Wie viel einfacher war dieses Jahr emotional als das vergangene? Und was ist in der Auslaufrunde mit Scott passiert?

Letztes Jahr war viel stressiger, weil ich keinen solchen Vorsprung hatte und der Druck viel größer war. Außerdem war das Adrenalin unglaublich hoch, als ich den Titel in Valencia holte. Ich sage immer, das letzte Rennen ist anders. Der Druck größer, der Adrenalinausstoß ist größer und man ist viel nervöser. Ich bin sehr sehr glücklich, aber in Valencia ist es anders. Ich war heute sehr glücklich, als ich ins Ziel gekommen bin. Ich wusste noch nichts von der Feier, aber ich war einfach außer Kontrolle.

Scott Redding hat gestoppt und ich habe ihn umarmt und habe mir dabei die Schulter ausgerenkt. Dann lag ich auf dem Asphalt und mein Bruder und José haben mir die Schulter wieder eingerenkt. Das war nicht das erste Mal. Das war mein Schwachpunkt in der ganzen Saison. Ich habe mir die Schulter in dieser Saison zuhause im Training immer mal wieder ausgerenkt. Im Dezember werde ich einen Boxenstopp beim Arzt machen. Nächstes Jahr wird es dann perfekt sein.

Als du im Alter von viereinhalb Jahren dein erstes Rennen gewonnen hast: Hast du damals schon gedacht, dass so etwas passieren würde? An eine Weltmeisterschaft?

Erstens erinnere ich mich nicht daran und zweitens wurde ich Letzter. Nein, es ist unmöglich, sich so etwas vorzustellen.

Ich sage jede Saison, dass ein Traum wahr wird. Ich meine, ich lebe einen Traum. MotoGP-Fahrer zu sein, ist eine Sache, aber jedes Jahr um den Titel zu kämpfen und jedes Jahr in den Top 3 zu sein und den Titel fünfmal zu gewinnen, so etwas kann sich niemand vorstellen, selbst wenn du ein Superfahrer bist und in den kleinen Kategorien alles gewinnst. Man kann sich das nicht vorstellen. In der MotoGP sind die besten Fahrer der Welt, es gibt 19 Rennen pro Jahr. Es ist sehr schwierig, die ganze Saison über auf dem höchsten Level zu fahren.

Letztes Jahr musstest du bis zum letzten Rennen warten, um Weltmeister zu werden, dieses Jahr war es im viertletzten Rennen soweit. Dovi sagte, dass die Ducati dieses Jahr viel besser war, heißt das, dass dein Bike noch konkurrenzfähiger war als die Ducati?

Die Ducati war letztes Jahr im letzten Teil der Saison sehr gut, Dieses Jahr war Ducati aber von Beginn an sehr gut und sie haben sich verbessert. Wenn man ein gutes Bike hat, kann man auch seine Fähigkeiten verbessern. Ja es scheint so, als ob ich dieses Jahr reifer bin. Ich glaube, wir haben die Saison mit einem sehr konkurrenzfähigen Bike begonnen. Letztes Jahr begann ich die Saison mit einem nicht so guten Gefühl auf dem Bike. Dieses Jahr konnte ich auf allem Strecken sehr konstant fahren. Es hängt alles zu zusammen. Ohne das Bike kannst du nicht gewinnen und ohne das Team kannst du nicht gewinnen. Wir feiern hier den Titel, ich habe sehr viele wichtige Menschen um mich herum. Wie gesagt, manchmal hilft das Bike mir und manchmal helfe ich den Bike und manchmal hilft das Team dem Bike und mir. Das ist der schwierigste Kompromiss, den mann finden muss.

Du hast den Titel zum dritten Mal in Motegi gewonnen. Hast du eine besondere Vorliebe für diese Strecke?

Es ist für uns vom Budget her einfacher [Er lacht]. Kleiner Scherz. Ich weiß es nicht wieso. Alle in der Fabrik haben für mich gebetet, ganz besonders 2016. Natürlich werden die japanischen Mitarbeiter sehr glücklich sein.

Heute nach dem Warm-up ist der Präsident zu mir gekommen und sagte zu mir, ‚du musst es schaffen?, und ich sagte, ‚okay?. Alberto Puig kam dann und meinte: 'Vergiss es, das ist auch nur ein weiteres Rennen.' Ich weiß aber, dass es für sie wichtig ist und wenn ich Druck habe, funktioniere ich besser. Ich mag Druck.

Manchmal habe ich nicht so viel Druck, aber ich mag ihn, weil ich mich dann besser konzentriere.

Du rutscht in der Kurve oft weg, deine Unfälle sind aber dadurch meist nicht sehr schwer. In den letzten paar Rennen in Misano, Aragón, Buriram und auch hier hattest du Highspeed-Unfälle im Training. Macht dir das Sorgen? Gab es dafür einen besonderen Grund?

In Misano war es im Qualifying und im Quali vergisst man einfach das Risiko und gibt nur Gas. In Buriram war es eine besondere Situation. Ich war auf alten harten Reifen, aber ja, ich muss vorsichtig sein. Einige der Crashes passieren in dem Moment, in dem ich Gas gebe. Dann geht mir Vorderrad weg, so wie gestern, das muss ich kontrollieren. Aber ich bin letztes Jahr mehr gecrasht als dieses Jahr. Um diese Statistik zu verbessern, muss ich aber lernen, etwas anders zu fahren. Ich muss zwar meinen Fahrstil beibehalten, muss aber lernen, besser mit dem Vorderrad umzugehen.

Alle Champions sagen immer, Statistiken bedeuten ihnen nichts, aber du hast jetzt den fünften Titel gewonnen. In der MotoGP gibt es nur Agostini mit acht und Valentino mit sieben Titeln. Denkst daran, diese Rekorde brechen zu wollen?

Ich habe ganz ehrlich nie an Rekorde gedacht. Jede Saison ist anders, aber ich habe jetzt einen Zweijahresvertrag mit Honda und in diesen beiden Jahren werde ich versuchen, um die Meisterschaft zu kämpfen und werde versuchen, um einen weiteren Titel zu kämpfen. Ich weiß auch, dass ich den Druck haben werde, wie alle Top-Fahrer. Alle Top-Fahrer wollen gewinnen und Weltmeister werden. Wenn du Zweiter bist, ist es eine gute Saison, das Ziel ist aber nicht erreicht. Solange ich hier dabei bin, werde ich versuchen diese Zahl zu erhöhen.

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