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Miguel Oliveira: «Ich habe volles Vertrauen zu KTM»

Von Günther Wiesinger
Für MotoGP-Rookies wie Miguel Oliveira und Umsteiger von Yamaha wie Zarco und Syahrin ist die KTM RC16 noch ein recht gewöhnungsbedürftiges Fahrzeug. Der ehrgeizige Miguel Oliveira zieht eine erste Bilanz.

Der Portugiese Miguel Oliveira hat seine ersten vier Tage auf der Red Bull-KTM- RC16 im neuen Red Bull-Tech3-Team hinter sich – er testete zwei Tage in Valencia (20./21.11.) und zwei Tage in Jerez (28./29.11). Jetzt beginnt für den 23-jährigen Aufsteiger die Winterpause; von 6. bis 8. Februar findet der nächste große IRTA-Test in Sepang/Malaysia statt.

Miguel wird bei Tech3-KTM vom namhaften Crew-Chief Guy Coulon betreut, sein Teamkollege Hafizh Syahrin von Nicolas Goyon, der 2017 an der Seite von Jonas Folger tätig war.

Oliveira ist natürlich aufgefallen, dass die anderen Rookies wesentlich besser abgeschnitten haben als er. Pramac-Ducati-Pecco Bagnaia landete in Jerez mit der 2018-Ducati sogar an elfter Stelle, nur 0,388 sec hinter Nakagami. Oliveira verlor in Valencia als Letzter der Stammfahrer 3 sec und in Jerez 2,5 sec.

Kein Wunder, wenn sich der schnelle und clevere Portugiese Gedanken macht, wieviel von diesem Rückstand auf seine Kappe als Fahrer geht und was sich noch aus dem Motorrad herausholen lässt. «Das ist die One-Million-Dollar-Frage», lacht er.

Es ist ja kein Geheimnis, dass die Yamaha als sehr benutzerfreundlich gilt – das verhalf Rookie Quartararo zu Platz 12 in Jerez. Und Franco Morbidelli ist seit dem Umstieg von der Marc VDS-Honda auf die Petronas-Yamaha kaum wiederzuerkennen: Rang 6 in Valencia, Rang 6 in Jerez. Vor Dovizioso.

«Ich weiß, dass ich als Rennfahrer ein gewisses Potenzial habe», sagte Oliveira am Wochenende bei der Eröffnung des KTM-Husqvarna-Flagship-Stores Braumandl in Wels/Thalheim (Oberösterreich) im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Aber wenn ich mir die Rundenzeiten anschaue, werde ich ein bisschen nachdenklich. Klar, ich bin ein Rookie in der MotoGP-Klasse. Aber ich habe Erfahrung mit anderen Motorrädern von KTM und mit der WP Suspension. Mein Eindruck ist, dass die Front zu steif ist. Im KTM-Werksteam sind in den letzten zwei Jahren Pol Espargaró und Bradley Smith gefahren. Sie waren dieses Set-up vielleicht drei und vier Jahre lang vorher bei Tech3-Yamaha gewöhnt. Die Yamaha braucht das vielleicht. Aber ich komme damit momentan nicht klar. Ich habe mit dieser Abstimmung zu wenig Gefühl und zu wenig Vertrauen zum Vorderreifen.»

Miguel Oliveira hofft jetzt auf technischen Input von Johann Zarco, Tech3 und Mika Kallio, der am 18./19. Dezember in Jerez genauso testen wird wie Dani Pedrosa.

Denn er hat nur einen Ein-Jahres-Vertrag für die MotoGP-WM und kann sich keine schwache erste Saisonhälfte leisten. «Bisher gelingt es mir mit dieser Maschine nicht, wirklich schnell zu fahren und ans Limit zu gehen», grübelt der Moto3-Vizeweltmeister von 2015 und Moto2-Vizeweltmeister von 2018. «Aber wir wissen, was zu tun ist.»

Oliveira hat volles Vertrauen zu KTM. «Ich habe 2016 in der Moto2 bei Leopard-Kiefer das schlimmste GP-Jahr meiner Karriere erlebt», sagt Miguel. «Ich habe dann Pit Beirer angebettelt, mir eine Chance bei Ajo mit dem neuen Moto2-Projekt zu geben. Ich war im Sommer 2016 am Strand, als er mir mit einer Textnachricht zugesagt hat. Das werde ich ihm nie vergessen. Ich habe große Bewunderung für Pit. Er ist eine starke Persönlichkeit. Wir haben zwei großartige Moto2-Jahre beim Red Bull-Ajo-Team miteinander verbracht.»

Deshalb fiel es Oliveira im vergangenen Frühjahr nicht schwer, sich gegenüber Red Bull und KTM loyal zu verhalten, als er für die MotoGP-Saison 2019 auch von LCR-Honda (statt Taka Nakagami), von Pramac (Jack Miller hatte nur eine Option für 2019) und Suzuki (vor dem Deal mit Joan Mir) Anfragen und Angebote erhielt. «Auch mein Vater hat mit geraten, bei KTM zu bleiben.»

Miguel Oliveira kennt inzwischen auch die Stärken der KTM RC16. «Wir werden bei diesem Bike nie ein Problem mit mangelnder Motorleistung haben», strahlt er. Dann fügt er an: «Aber vielleicht lässt sich die Leistungsentfaltung noch verbessern. Jedes Werk muss ständig in allen Bereichen weiterentwickeln. Suspension, Chassis, Elektronik, es gibt überall noch Detailarbeit zu erledigen. Auch bei den Winglets, die alle Teams verwenden.»

Oliveira will unbedingt beweisen, dass er auch mit einem fast 300 PS starken 1000-ccm-MotoGP-Motorrad konkurrenzfähig sein kann. «Ich gehöre nicht zu den Menschen, die glauben, jetzt haben sie es geschafft, sobald sie einen Fuß in der MotoGP haben.»

Takaaki Nakagami war für Miguel Oliveira in den kleinen Klassen nie ein übermächtiger Gegner. Deshalb lässt es ihm keine Ruhe, dass der Japaner in Jerez auf der 2018-Honda von Cal Crutchlow Erster war und er selbst nur auf dem letzten Platz gelandet ist.

«Bei KTM stimmt die Dynamik des Motorrads nicht. Das sehe ich draußen an der Strecke. Aber durch den Input von Zarco und Pedrosa werden sie dieses Problem bald erkennen, lösen und in den Griff kriegen», stellte Rossis bisheriger Riding Coach Luca Cadalora beim Valencia-Test fest.

«Wir brauchen ein Motorrad, mit dem jeder MotoGP-Fahrer konkurrenzfähig sein kann», hat KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer vor dem ersten Test von Johann Zarco erklärt.

Kombinierte Zeitenliste Jerez-Test, 28./29. November 2018:

1. Takaaki Nakagami (J), Honda, 1:37,945 min
2. Danilo Petrucci (I), Ducati, 1:37,968
3. Marc Márquez (E), Honda, 1:37,970
4. Maverick Viñales (E), Yamaha, 1:38,066
5. Jorge Lorenzo (E), Honda, 1:38,105
6. Franco Morbidelli (I), Yamaha, 1:38,118
7. Andrea Dovizioso (I), Ducati, 1:38,185
8. Jack Miller (AUS), Ducati, 1:38,207
9. Francesco Bagnaia (I), Ducati, 1:38,333
10. Alex Rins (E), Suzuki, 1:38,522
11. Valentino Rossi (I), Yamaha, 1:38,596
12. Fabio Quartararo (F), Yamaha, 1:38,761
13. Álvaro Bautista, (E), Ducati, 1:38,830
14. Tito Rabat (E), Ducati, 1:38,876
15. Joan Mir (E), Suzuki, 1:38,931
16. Andrea Iannone (I), Aprilia, 1:39,008
17. Pol Espargaró (E), KTM, 1:39,144
18. Karel Abraham (CZ), Ducati, 1:39,744
19. Johann Zarco (F), KTM, 1:39,864
20. Aleix Espargaró (E), Aprilia, 1:40,156
21. Bradley Smith (GB), Aprilia, 1:40,174
22. Sylvain Guintoli (F), Suzuki, 1:40,498
23. Hafizh Syahrin (MAL), KTM, 1:40,520
24. Miguel Oliveira (P), KTM, 1:40,577
25. Matteo Baiocco (I), Aprilia, 1:41,907

Kombinierte Zeitenliste Valencia, 20./21. November 2018
1. Maverick Viñales (E), Yamaha, 1:30,757 min
2. Andrea Dovizioso (I), Ducati, +0,133 sec
3. Marc Márquez (E), Honda, +0,154
4. Jack Miller (AUS), Ducati, +0,182
5. Danilo Petrucci (I), Ducati, +0,202
6. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +0,217
7. Alex Rins (E), Suzuki, +0,497
8. Takaaki Nakagami (J), Honda, +0,547
9. Valentino Rossi (I), Yamaha, +0,614
10. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +0,643
11. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +0,648
12. Jorge Lorenzo (E), Honda, +0,827
13. Pol Espargaró (E), KTM, +0,871
14. Joan Mir (E), Suzuki, +0,957
15. Tito Rabat (E), Ducati, +1,183
16. Stefan Bradl (D), Honda, +1,258
17. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +1,334
18. Andrea Iannone (I), Aprilia, +1,367
19. Michele Pirro (I), Ducati, +1,463
20. Jonas Folger (D), Yamaha, +1,508
21. Johann Zarco (F), KTM, +1,752
22. Karel Abraham (CZ), Ducati, +2,149
23. Hafizh Syahrin (MAL), KTM, +2,251
24. Bradley Smith (GB), Aprilia, +2,271
25. Miguel Oliveira (P), KTM, +3,041

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