Saisonbilanz 2018: Meine persönliche Top-10-Liste

Kolumne von Michael Scott
Marc Márquez

Marc Márquez

Zum Jahresabschluss darf man noch einmal einen Blick zurück werfen und Bilanz ziehen. Dabei stellt sich auch die Frage: Welche zehn GP-Stars schaffen es in die persönliche Top-10-Liste?

Eines meiner Highlights zum Saisonende ist es, das Motocourse-Jahrbuch – ein dicker Wälzer – fertigzustellen und die mehr als 320 Seiten zum Druck zu bringen. Das Ganze muss schnell gehen, denn Weihnachten steht vor der Tür.

Eine der Freuden, die ich in den rund 25 Jahren der Mitarbeit am Jahrbuch geniessen durfte, ist die Ehre, bei der Wahl der besten zehn Fahrer des Jahres mitwirken zu dürfen. Das ist sowohl einfach als auch schwierig. Einerseits ist es einfach, weil es eine launenhafte und oft offensichtliche Wahl ist. Zum grossen Teil deckt sich die Liste mit der WM-Tabelle. Denn die Auswahlkriterien unterscheiden sich nicht so sehr von den Voraussetzungen, die bei der Teilnahme an der Meisterschaft zählen: Du musst in den Motorradrennen wirklich gut sein, Konstanz an den Tag legen, wirklich entschlossen und bereit, alles dafür zu geben.

Die Talentsuchmechanismen des modernen Rennsports haben eine gewisse Effizienz. Ernsthafte Kandidaten der Königsklasse werden für gewöhnlich nicht übersehen. Es sei denn, es geht einem wie dem offensichtlich brillanten Jonathan Rea in der Superbike-WM. Aber in dieser Liste geht es nur um die GP-Helden.

Das Schwierige daran ist: Wer fällt weg? Und wie erklärt man den Fahrern diese Wahl, wenn man dazu aufgefordert wird? Das geschieht überigens öfter, als man denkt. Warum nicht Jack Miller, zum Beispiel. Die Antwort lautet: Weil er nicht so konstant war und – seien wir ehrlich – in wichtigen Momenten etwas zu oft abgestiegen ist.

Warum ist dann Marc Márquez dabei, der mit 23 Unfällen mehr Crashs als jeder sonst übliche MotoGP-Fahrer hatte? Hier lautet die Antwort: Weil er sehr selten stürzte, wenn es darauf ankam. Und ist es wirklich fair, jeden Moto3-Fahrer überhaupt zu berücksichtigen, schliesslich stellt man ihn damit – wenn auch nur implizit – auch vor die meisten MotoGP-Helden?

Nun, am Ende hat das nichts mit Fairness zu tun. Es ist eine Meinung. Die Fahrer hatten ihren Spaß. Und jetzt bin ich an der Reihe. Dennoch wünsche ich mir oft, dass es noch mehr Überraschungen geben könnte. So waren in der vergangenen Saison ab und zu zwei Rookies aussergewöhnlich. Franco Morbidelli und Hafizh Syahrin kämpften um den Titel des besten Rookies des Jahres. Und Beide waren besser als erwartet. Besonders Morbidelli beeindruckte. Beide schafften es zweimal in die Top-10, wobei der Italiener mit dem achten Platz in Australien die beste Rookie-Platzierung feiern durfte.

Und es scheint auch kaum fair zu sein, Moto3-Star Marco Bezzecchi nicht berücksichtigt zu haben, nachdem er erst spät in den Rennen in Thailand und Australien ohne eigenes Verschulden aus dem WM-Rennen ausgeschieden war. Und dabei bestritt er erst seine zweite volle Saison. Allerdings machte Champion Jorge Martin – der es in die Top-10-Liste geschafft hat, genau die gleiche Erfahrung in Jerez und Frankreich, wo ihn eben dieser Italiener angegriffen hatte.

Hier ist also meine Liste, wie sie am Ende ausfiel, nachdem ich an einigen Stiften gekaut und zu viele zu lange Nächte damit verbracht habe, die 19 Rennwochenenden der Saison ausgiebig zu analysieren. Es wäre auch interessant, die Listen unserer Leser zu sehen. Obwohl, dazu ist es jetzt ohnehin zu spät.

Die besten zehn GP-Stars des Jahres 2018

1. Marc Márquez. Wegen seiner Rettungsmanöver genauso wie wegen seiner Siege. Er ist ganz offensichtlich eine Klasse für sich.

2. Andrea Dovizioso. Wenn nicht sogar der Architekt von Ducatis Wiederauferstehung, so ist er der Resonanzboden des Baumeisters des Ducati-Erfolgs. Schade, dass er die beiden frühen Crashs ohne Not durch Fehler produziert hat.

3. Jorge Lorenzo. Man kann ihn lieben oder hassen, aber die Wende, die er auf der Ducati vollbracht hat, war beeindruckend. Ich kann es kaum erwarten, ihn im nächsten Jahr auf einer Honda zu sehen.

4. Valentino Rossi. Abgesehen von seinen beiden Ducati-Jahren war das seine schlimmste Saison seit seinem ersten GP-Jahr 1996. Er überwand sie, indem er einfach weitermachte und nicht aufhörte. Und man darf nicht vergessen: Er ist bereits 39 Jahre alt.

5. Cal Crutchlow. Ich kann nicht anders, als Cal zu mögen, aber noch wichtiger ist, dass er der einzige Fahrer neben Márquez war, der das Beste aus der schwer zu fahrenden Honda herausholen konnte. Leider stürzte er einmal zu oft.

6. Alex Rins. Das Jahr gut zu beenden, hinterlässt immer einen guten Eindruck, und der 22-jährige Suzuki-Fahrer schaffte es mit zwei zweiten Plätzen. Im nächsten Jahr muss er sich beweisen.

7. Aussenseiter Maverick Viñales. Er hat Yamahas längste sieglose Phase beendet, war aber unerklärlicherweise unberechenbar. Grosse Fahrer müssen auch an schlechten Tagen gut sein.

8. Francesco «Pecco» Bagnaia. Makellose Moto2-Saison mit acht Siegen. Er hat seine Serie von Punktefahrten auf 30 Rennen in Folge verlängert. Im nächsten Jahr werden wir ihn in der MotoGP-WM erleben.

9. Jorge Martin. Wenn die Moto3-Klasse so hart umkämpft und die Zeitabstände so gering sind, dann ist ein Fahrer, der zuverlässig sieben oder mehr Zehntel auf einer Runde finden kann, etwas ganz Besonderes.

10. Miguel Oliveira. Er war so gut, aber er konnte Bagnaia nicht schlagen. Eigentlich hat sein Teamkollege auch drei Rennen gewonnen, sodass bei genauerem Hinsehen Nummer zehn Brad Binder ist. Wie auch immer, es ist hart, Zehnter zu werden.

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