Pol Espargaró (KTM): «Schwachstellen am ganzen Bike»

Von Günther Wiesinger
«2018 war ein anstrengendes Jahr, es hat mir viel abverlangt», gestand KTM-MotoGP-Werksfahrer Pol Espargaró im exklusiven Interview. «Wenn du etwas riskierst, können Stürze und Verletzungen passieren.»

Pol Espargaró erlebte 2018 im Red Bull KTM-Werksteam eine schwierige zweite Saisonhälfte. Der Moto2-Weltmeister von 2013 stürzte im Rennen auf dem Sachsenring, baute dann im Warm-up von Brünn einen verheerenden Sturz und zog sich dort eine langwierige Rückenverletzung zu. Dazu kamen zwei Schlüsselbeinbrüche in Brünn und Aragón.

Pol Espargaró musste die GP-Teilnahmen in Brünn und Spielberg absagen. In Silverstone vertrat ihn Loris Baz, aber der Grand Prix wurde abgesagt. Der Spanier kassierte also bei den letzten zehn Rennen 2018 ab Assen/NL nur zweimal Punkte: Für Rang 13 in Motegi/Japan und Rang 3 beim Finale in Valencia.

Pol schaffte am Ende seiner fünften MotoGP-Saison den ersten Podestplatz, bei Tech3 Yamaha ist ihm das drei Jahre lang nicht gelungen.

Doch in Valencia brillierte er am Samstag bei allen Verhältnissen mit den Rängen 7, 3 und 6, wobei er im Qualifying nur 0,2 sec auf die Bestzeit verlor und den besten Startplatz nach Australien 2017 einkassiert, auch damals war er von Platz 6 gestartet.

Pol, du hast KTM mit Platz 3 im Regen-GP von Valencia ein prächtiges Geschenk gemacht. Das war ein mehr als versöhnlicher Abschluss nach dieser teilweise mühseligen Saison. Aber es gab auch schlimme Situationen wie die Stürze in Brünn und Aragón, die sich nicht so leicht wegstecken ließen.

Ja, aber die zweite Verletzung in Aragón war viel weniger schlimm als jene von Brünn. Das war ein normaler Schlüsselbeinbruch. So eine Situation kannte ich aus meiner ersten MotoGP-Saison 2014. Damals bin ich mit der Yamaha gestürzt, es musste eine Platte eingesetzt werden. Sechs Tage später bin ich wieder MotoGP gefahren.

KTM wollte dich zumindest in Thailand durch Testfahrer Randy de Puniet ersetzen. Aber du bist dann dort überraschenderweise selbst aufgekreuzt.

Ja, ich bin dort eingetroffen, und es war eines der härtesten Rennen des Jahres, weil es so heiß war, auch die Luftfeuchtigkeit machte uns zu schaffen.

Noch dazu hatte ich im Februar dort den Wintertest verpasst, weil ich verletzt war.

2018 war ein anstrengendes Jahr. Es hat mir viel abverlangt. Trotzdem habe ich mich immer bemüht. Und wenn du etwas riskierst, können Stürze und Verletzungen passieren. Damit muss man rechnen.

Irgendwann hieß es, es sei ein Fehler gewesen, das in Brünn angeknackste Schlüsselbein nicht operieren zu lassen. Stimmst du aus heutiger Sicht zu?

Hm. Ich bin kein Doktor. Ich habe mich nach dem Crash von den Ärzten untersuchen lassen. Sie sagten alle, es sei gefährlich, das Schlüsselbein zu operieren, weil alle Nerven, Sehnen und Bänder sehr stark entzündet waren. Das hatte mit der Rückenwirbelverletzung zu tun. Sie hatten Angst, ich würde das Gefühl in der Hand verlieren, wenn ein Nerv beschädigt würde, wenn sie das Schlüsselbein operieren.

Wenn du mich heute fragst: Ich hätte mich jederzeit operieren lassen, weil das der schnellste Weg zur Genesung ist. Aber die Ärzte haben mir abgeraten.

Du hast immer stark gepusht, obwohl die KTM auf Strecken mit vielen Richtungswechseln wie Austin, Mugello und Barcelona schwer zu bändigen war. KTM-Chef Stefan Pierer sagte im Juni, das habe mit der WP Suspension zu tun.

Ja, ja, aber ich kann dir versichern, die WP-Techniker haben pausenlos entwickelt und enorm viel gearbeitet. Sie haben ganze Arbeit geleistet.

Wir haben bisher am ganzen Motorrad Schwachstellen. Wir sind noch zu weit von der Spitze weg, wir haben noch viel Arbeit vor uns.

Wenn wir unser Motorrad mit den Sieger-Motorrädern vergleichen, liegen wir weit hinten. Aber das ist normal. Wir sind erst seit zwei Jahren in der MotoGP-Klasse dabei. Ducati spielt schon seit 2003 mit, Suzuki auch.

Die sind alle nicht ahnungslos… Sie kennen ihr Geschäft und schuften unermüdlich. Alle Werke strengen sich an, um ihre Bikes noch schlagkräftiger zu machen. Wir tun das selbstverständlich auch. Aber wir kommen jetzt an einen Punkt, an dem wir die letzte Sekunde abknabbern müssen. Und da beginnt die Schwerstarbeit.

KTM hat in Jerez 2017 den neuen Big-Bang-Motor gebracht, 2018 kam die gegen die Fahrtrichtung drehende Kurbelwelle. Jetzt werden die Fortschritte kleiner?

Ja, es ist nicht einfach, das Motorrad immer weiter zu verändern und zu verbessern. Wir mussten uns 2018 oft an neue Teile und neue Bikes gewöhnen und gleich wieder ordentlich Gas geben.

Das ist für uns Fahrer nicht einfach gewesen. Wir mussten mit Maschinen ans Limit gehen, die wir noch nicht wirklich gut gekannt haben. Trotzdem wurden anständige Resultate von uns erwartet. Aber wir haben uns angestrengt.

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