Pecco Bagnaia trifft in der MotoGP-WM auf seine Idole

Von Nora Lantschner
Moto2-Weltmeister Francesco Bagnaia legte einen steilen Aufstieg hin, der in 2019 zu Pramac-Ducati in die MotoGP-Klasse führt. Sein Debüt in der Motorrad-WM verlief aber alles andere als nach Wunsch.

Francesco Bagnaia, der am 14. Januar seinen 22. Geburtstag feiert, kommt als aktueller Moto2-Weltmeister in die MotoGP-WM. Noch bevor die Saison 2018 begann, hatte der Italiener den entsprechenden Vertrag mit Ducati bereits unterzeichnet: 2019 ist er bei Pramac-Ducati zu Hause, für 2020 ist ein Wechsel in das Werksteam nicht ausgeschlossen.

Die Karriere von «Pecco» nahm seit seinem ersten Moto3-Sieg 2016 richtig Fahrt auf – auch dank der Unterstützung der VR46 Riders Academy von Superstar Valentino Rossi. Es lief es aber nicht von Anfang an rund. In seiner Debüt-Saison in der Moto3-WM 2013 blieb Bagnaia auf Honda punktlos. «Mit dem Team Italia war es nicht leicht. Wir haben uns nach nur einem Jahr getrennt und konnten unser Potential nicht zeigen. Man muss bedenken, dass dieses Team mit Romano Fenati im Jahr davor hervorragende Ergebnisse erzielt hatte», blickte er im Interview mit «Motoitalia» zurück.

2014 stieß er erstmals zum Sky Team (KTM): Nach Platz 4 in Le Mans und vier weiteren Top-10-Platzierungen beendete er die Moto3-WM auf Rang 16.

Es folgte der Wechsel in das Aspar-Team, das der Karriere von Pecco einen wichtigen Schub gab: Auf Mahindra stand er 2015 in Le Mans zum ersten Mal auf dem Treppchen. 2016 kamen sechs weitere Podiumsplatzierungen dazu, gleich zweimal stand er dabei ganz oben. Den ersten Erfolg feierte er in Assen – kein Wunder also, dass der TT-Circuit seinen rechten Oberarm ziert. Sein zweiter Moto3-Sieg gelang ihm in Sepang. In Silverstone war er zuvor außerdem zum ersten Mal auf die Pole-Position gefahren.

Nach vier Jahren in der Moto3-WM stieg Pecco 2017 in die zweithöchste Klasse auf. Auf der Kalex von Sky-Racing-VR46 landete er schon in seinem vierten Moto2-Rennen in Jerez auf Rang 2. Beim Frankreich-GP wiederholte er das Ergebnis. Auf dem Sachsenring und in Misano holte er jeweils als Dritter zwei weitere Podestplätze. Bereits nach dem Japan-GP stand er als Moto2-Rookie des Jahres fest. In 16 der 18 Saisonrennen sammelte er Punkte und belegte am Ende WM-Rang 5.

2018: Ein weltmeisterliches Jahr

2018 feierte er beim Saisonauftakt in Katar einen Start-Ziel-Sieg. Mit insgesamt fünf Pole-Positions und zwölf Top-3-Ergebnissen stürmte er zum WM-Titel. Er gewann in Austin und in Le Mans – wo er sich auch seine erste Moto2-Pole sicherte. Sieg Nummer 4 folgte in Assen. In Brünn verlor er trotz Platz 3 die WM-Führung an Miguel Oliveira, um sie in Österreich mit seinem fünften Saisonsieg zurückzuerobern. Auch beim Misano-GP stand er ganz oben. In Thailand holte er sich vor seinem Sky-VR46-Teamkollegen Luca Marini seinen siebten Sieg. Mit der Disqualifikation von Fabio Quartararo in Japan kam der achte Erfolg dazu – es war für den Italiener gleichzeitig der sechste Podestplatz in Folge.

Den ersten Matchball in Australien konnte Bagnaia nicht verwerten, aber beim vorletzten Rennen in Sepang reichte ein dritter Platz, um sich den Weltmeistertitel zu sichern.

Den emotionalen Höhepunkt seiner bisherigen Laufbahn beschrieb er in einem Instagram- Post: «In der letzten Runde habe ich geschrien, ich habe geweint, als ich begann zu verstehen, dass ich nach der Zielflagge Weltmeister sein würde. Wie oft habe ich mir diesen Moment vorgestellt, aber man kann das Gefühl nicht beschreiben. In diesem Schrei war alles, all das, was mich zu dazu geführt hat, ein Weltmeister zu werden: 2013, das schwierigste Jahr meiner Karriere, die Academy, ohne der ich jetzt wahrscheinlich zu Hause sitzen würde, das Team Aspar, von dem ich viel gelernt habe, diese zwei wundervollen Jahre mit dem Team Sky und meiner Mannschaft, die ich eine Familie nennen kann […].»

Verständlich, dass der Abschied schwerfiel: «Ich würde sie am liebsten alle mitnehmen. Das war schon bei den Jungs von Aspar aus der Moto3-Klasse so. Wir haben zusammen einen großartigen Job gemacht, ich werde ihnen mein ganzes Leben lang dankbar sein.»

Pecco wollte seinem Sky-VR46-Team beim Saisonfinale in Valenica einen weiteren Sieg schenken, die Hoffnung darauf zerschlug sich aber schnell: In der zweiten Kurve berührte er sich ausgerechnet mit seinem Teamkollegen und Polesetter Marini. Bagnaia konnte zwar weiterfahren, kam aber nicht über Rang 14 hinaus.

Zwei Tage später begann für den MotoGP-Rookie das neue Abenteuer mit der Nummer 63: «Den Schalter umgelegt habe ich am Dienstagmorgen, als ich das erste Mal auf die Ducati gestiegen bin. Vorher ging es darum, sich heranzutasten. Am Sonntagabend gab es ein Abschiedsessen mit meiner alten Mannschaft, am Montag ging die Arbeit in der Box von Pramac-Ducati los: Man muss neue Leute, ein neues Motorrad und die neuen Abläufe kennenlernen», unterstrich Bagnaia.

«Ich bin ein Fahrer, der mit dem Team arbeitet und nicht viel Druck ausübt. Aber wenn es etwas gibt, dass nicht funktioniert, dann sage ich das. Ich glaube, dass viele andere Fahrer größere 'Nervensägen' sind», fügte er hinzu.

Bei den ersten Testfahrten auf seinem zukünftigen Arbeitsgerät war Bagnaia auf Anhieb schnell: In Valencia (20./21. November) fuhr er auf Platz 11, in Jerez (23. bis 25. November) schon auf Platz 9. «Die Ducati ist ein fantastisches Motorrad. Im Vergleich zur Moto2-Klasse ist meiner Meinung nach alles besser. Ich wollte auf der Strecke auf meine Idole treffen, Rossi zum Beispiel, der immer noch Gas gibt und schnell ist. Dann begegnete ich Lorenzo und Dovizioso, sie sind beeindruckend: Es gibt viel, dass man von ihnen lernen kann», schwärmte Bagnaia.

Pramac-Ducati-Teammanager Francesco Guidotti verglich Peccos Linienwahl schon mit dem smoothen Fahrstiel des fünffachen Weltmeisters Jorge Lorenzo.

Dass er als MotoGP-Rookie nur knappe vier Zehntel auf die Spitze verlieren würde, hätte Bagnaia selbst nicht erwartet. «Ich glaubte, langsamer zu sein. Ich muss jedoch noch viele Dinge lernen, vor allem auf der Bremse, aber ich reagiere und lerne schnell. Ich bin mit nur einem Ziel an die Sache herangegangen: Zu lernen und mich Schritt für Schritt zu verbessern, ohne Druck.»

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