FIM-Berufungsgericht: Der Ducati-Flügel ist legal

Von Günther Wiesinger
Der umstrittene Flügel vor dem Hinterrad bei Petrucci

Der umstrittene Flügel vor dem Hinterrad bei Petrucci

Der MotoGP Appeal Court der FIM hat dem Einspruch der vier Hersteller Honda, Suzuki, KTM und Aprilia nicht stattgegeben. Ducati bleibt also Katar-GP-Sieger 2019.

Nach dem Motorrad-GP auf dem Losail Circuit in Doha/Katar brachten die Teams Honda Repsol, Suzuki Ecstar, Red Bull KTM Factory Racing und Aprilia Racing Team Gresini einen Protest gegen den Hinterradflügel an den Desmosedici GP19 von Sieger Dovizioso und Petrucci (Rang 6) ein, den auch der ausgeschiedene Jack Miller (Alma Pramac Ducati) verwendet hatte.

Die Techniker der erwähnten vier Werke zweifelten an, dass der Spoiler vor dem Hinterrad nur zu Kühlung des Hinterreifens und bei Regen als Wasserabweiser diene, sie billigten ihm einen aerodynamischen Effekt zu. Der umstrittene Flügel erzeuge Downforce, presse also das Hinterrad auf den Boden, waren die Mitbewerber nach ihren sorgfältigen Berechnungen überzeugt.

Die FIM MotoGP-Stewards lehnten den Protest am Sonntagabend in Katar ab. Die vier Werke zogen ihren Protest also in die nächste Instanz weiter. Der FIM MotoGP Appeal Panel konnte sich aber vor Ort unter dem Zeitdruck und ohne ausreichende Unterlagen zu keiner Entscheidung aufraffen.

Ali Rowland-Rouse, Aerodynamiker beim Formel-1-Rennstall Alfa Romeo: «Bei Ducati war in Doha ein ‚device‘ zu sehen, das aus drei Elementen besteht. Es ist ein Flügel mit kurzer Spannweite, der einen anständigen Gewinn an Downforce vermittelt, wenn sich das Bike im aufrechten Zustand bewegt. So wird der Wheelspin reduziert, indem mehr Druck auf den Hinterreifen kommt, das wirkt sich bereits bei 120 bis 160 km/h aus. Da sich der aerodynamische Abtrieb mit dem Quadrat der Geschwindigkeit erhöht, bekommst du bei doppelter Geschwindigkeit die vierfache Downforce. Dazu kommt aber: Je höher die Belastung des Hinterreifens, desto höher wird seine Betriebstemperatur, also nimmt auch der Reifenverschleiß zu.»

Der Brite sagte, an den MotoGP-Maschinen seien bisher die Flügel immer an den Verkleidungen montiert worden. So gehörten sie zu den gefederten Massen an den Maschinen, die Downforce sei also der Dämpfung ausgesetzt, man müsse deshalb mit härteren Federn reagieren. «Aber dieser Flügel wird auf einen ungefederten Teil der Maschine montiert, also wirkt der erzeugte Abtrieb ungedämpft in den Hinterreifen», betont Aerodynamiker Ali Rowland-Rouse.

«Diese Beobachtung stimmt, obwohl der umstrittenen Flügel unterhalb der Schwinge angebracht ist, die zum Teil gefedert ist», erklärte Kalex-Chefdesigner Alex Baumgärtel im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Das Rad selbst ist zum Beispiel ungefedert. Je näher du aber zur gefederten Masse kommst, umso geringer wird der Anteil der ungefederten Masse.»

Baumgärtel plädiert für ein genauer und strenger abgefasstes Reglement: «Denn an einem Rennmotorrad hat die Gestaltung jedes einzelnen Bauteils einen aerodynamischen Einfluss. Ein neutrales Bauteil, das weder Auftrieb noch Abtrieb erzeugt, existiert in der Motorrad-Dynamik nicht. Das gilt für alles, auch wenn du einen Wasserabweiser machst, der ein Loch hat, um den Reifen zu kühlen. Er hat trotzdem einen aerodynamischen Einfluss, ob man will oder nicht. Das gilt sogar für jeden Kotflügel… Wenn dieser Hinterradflügel bei Ducati laut MotoGP-Reglement, das ich nicht genau kenne, keine aerodynamische Wirkung entfalten darf, darfst du gar nichts hinbauen.»

Inzwischen wurde der Einspruch vor dem Argentinien-GP vom MotoGP Appeal Court am FIM-Hauptsitz in Mies bei Genf behandelt. Die unabhängigen FIM-Richter entschieden sich im Sinne von MotoGP Technical Director Danny Aldridge, der den Flügel bei der Abnahme für legal erklärt hatte.

Das bedeutet, dass das Ergebnis des Katar-GP 2019 bestätigt wird: Dovizioso bleibt Sieger, Petrucci bleibt Sechster. Außerdem wird der Zusatz auch in Zukunft erlaubt sein.

Gegen die Entscheidung kann innerhalb von fünf Tagen vor dem Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne Berufung eingelegt werden.

Das Ergebnis der MotoGP in Katar am 10. März 2019:

1. Dovizioso, Ducati
2. Márquez, Honda
3. Crutchlow, Honda
4. Rins, Suzuki
5. Rossi, Yamaha
6. Petrucci, Ducati
7. Viñales, Yamaha
8. Mir, Suzuki
9. Nakagami, Honda
10. Aleix Espargaró, Aprilia
11. Morbidelli, Yamaha
12. Pol Espargaró, KTM
13. Lorenzo, Honda
14. Iannone, Aprilia
15. Zarco, KTM
16. Quartararo, Yamaha
17. Oliveira, KTM
18. Abraham, Ducati
19. Rabat, Ducati
20. Syahrin, KTM

Siehe auch

Kommentare

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Nachbehandlung mit dem Doktor: Australien

Dr. Helmut Marko
Exklusiv auf SPEEDWEEK.com: Dr. Helmut Marko, Motorsport-Berater von Red Bull, analysiert den jüngsten Grand Prix. Diesmal: Melbourne, ein nahezu historischer Ausfall und ein starker Yuki Tsunoda.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Do.. 28.03., 23:45, Hamburg 1
    car port
  • Fr.. 29.03., 00:15, Motorvision TV
    All Wheel Drive Safari Challenge
  • Fr.. 29.03., 03:45, Hamburg 1
    car port
  • Fr.. 29.03., 03:55, SPORT1+
    Motorsport: Monster Jam
  • Fr.. 29.03., 05:35, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Fr.. 29.03., 05:45, Hamburg 1
    car port
  • Fr.. 29.03., 06:00, Motorvision TV
    AMA Enduro Cross Championship
  • Fr.. 29.03., 07:15, Motorvision TV
    On Tour
  • Fr.. 29.03., 09:05, Motorvision TV
    Nordschleife
  • Fr.. 29.03., 09:15, DMAX
    Richard Hammond's Car Workshop
» zum TV-Programm
12