Gigi Dall'Igna: (Ducati): «Wie im Wilden Westen»

Von Günther Wiesinger
Gigi Dall'Igna, General Manager von Ducati Corse, hat kein Verständnis für den Protest der vier Gegner. Das Berufungsgericht tagte heute, ein Urteil wird am Montag oder Dienstag folgen.

Der «FIM MotoGP Court of Appeal» hat sich heute mit dem Fall des umstrittenen Hinterradflügels an den Schwingen der Ducati GP 19 beschäftigt. Eine Entscheidung, ob die Ducati-Piloten Andrea Dovizioso und Danilo Petrucci ihre Plätze 1 und 6 beim Katar-GP verlieren, wird aber erst Anfang nächster Woche fallen.

Das Berufungsgericht der FIM-Richter begann heute in Mies bei Genf um 11 Uhr zu tagen. Es ging um den Protest gegen den Spoiler, den Honda, Suzuki, KTM und Aprilia eingebracht haben. Die Gegner vermuten, der Flügel vor dem Hinterrad erfülle aerodynamische Zwecke, er erzeuge Downforce. Ducati-Konstrukteur Gigi Dall’Igna betont, er kühle nur den Hinterreifen und diene bei Regen als Wasserabweiser.

Yamaha hat so einen Flügel als Wasserabweiser 2018 beim Valencia-GP verwendet, aber Viñales kam dort nicht ins Ziel. Rossi landete auf Platz 13. Also gab es keinen Protest. Und Yamaha schloss sich dem Protest der vier Werke in Doha nicht an. «Bei Yamaha hat der Spoiler wirklich nur als Wasserabweiser gedient», sagt Crew-Chief Ramon Forcada. Er wurde tatsächlich nur im Regen verwendet.

Bisher haben weder Dorna oder die FIM ein Ergebnis des Berufungsgerichts veröffentlicht. Die Gazzetta dello Sport berichtet, dass Gigi Dall‘Igna Beweismaterial über die Wirkung der «Vorrichtung» an der Schwinge vorlegen musste. Dazu hatten sich die Richter in den letzten zehn Tagen Meinungen unterschiedlicher Experten eingeholt.

Der «MotoGP Court of Appeal» setzte sich aus drei Richtern zusammen, die Mitglieder der «FIM International Commission of Judges» sind.

Fabiano Sterlacchini, Technical Coordinator bei Ducati Corse, begleitete und unterstützte Dall’Igna am Freitag (22. März) bei der Anhörung in der Schweiz. Er hatte schon bei den FIM MotoGP Stewards in der Race Direction in Doha den Standpunkt von Ducati vertreten. Massimo Rivola vertrat vor dem FIM-Gericht Aprilia, Alberto Puig sprach für Honda, Davide Brivio für Suzuki, Mike Leitner für KTM.

Die ganze Diskussion dreht sich um die Frage, ob der Spoiler gebaut wurde, um illegal aerodynamische Effekte (Downforce) zu erzeugen, wie die vier Gegner vermuten, oder ob wirklich nur zur Reifekühlung dient.

Die protestierenden vier Werke hatten Ducati vor dem Rennen auf dem Losail Circuit gewarnt, dass man im Falle einer Verwendung des Flügels Protest einlegen würde. Eines ist klar: Wenn der Flügel als illegal abgestempelt wird, kann das Ergebnis nur eine Disqualifikation der Ducati GP19-Piloten beim Katar-GP sein.Eine andere Strafe ist nicht vorgesehen.

Übrigens: Jack Miller ist mit der dritten GP 19 ausgeschieden. Er hat also nichts zu befürchten.

Die gegnerischen Werke betonen, man wolle Dovi nicht um den verdienten Sieg bringen. Aber man wolle Klarheit bei den technischen Vorschriften. Und das Reglement erlaubt einen Protest nur nach dem Rennen, nicht nach einem Test, freien Training oder Qualifying.

Jetzt warten die MotoGP-Werke gespannt auf Montag oder Dienstag, dann soll das Ergebnis der richterlichen Beratungen verlautbart werden. Bei einer Disqualifikation könnte Ducati den Fall noch zum Sportgericht CAS in Lausanne weiterziehen. Das ist dann die letzte Instanz.

Gigi Dall‘Igna drohte zornig an, er überlege jetzt beim Argentinien-GP einen Protest gegen Honda einzubringen. «Ihre seitlichen Flügel sind zu scharfkantig und zu zerbrechlich, also gefährlich», sagte er.

Der Italiener weiter: «Zum ersten Mal hat ein Team entschieden, gegen ein anderes Team Beschwerde einzulegen, weil technische Zweifel bestehen. Das ist ein negativer Unterschied zur Vergangenheit. Wenn die Meinung des Technical Directors der Weltmeisterschaft in Frage gestellt wird, wird es bei uns bald zugehen wie in einer Stadt im Wilden Westen, in der der Sheriff umgebracht worden ist. Es existiert dann keine Gerichtsbarkeit mehr. Wir riskieren dann, dass bei jedem Rennen das Ergebnis auf den Kopf und in Frage gestellt wird.»

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