Jack Miller: «Möchte eine up-to-date-Factory-Ducati»

Von Günther Wiesinger
Jack Miller

Jack Miller

Pramac-Ducati-Pilot Jack Miller muss seinen Traum vom Aufstieg ins Ducati-Werksteam begraben. Er möchte bei Ducati bleiben und stellt klare Forderungen. Aber seinen Optionen für einen Wechsel sind begrenzt.

Jack Miller hält sich in seiner fünften MotoGP-Saison auf Platz 6 der Weltmeisterschaft. Aber er gehört mit seinen 24 Jahren längst nicht mehr zur ganz jungen Generation, die bilden heute Fahrer wie der Wunder-Rookie Fabio Quartararo und Joan Mir und mit ihren 20 und 21 Jahren. «Jack wird eines Tages um die Weltmeisterschaft kämpfen, wenn meine Generation mit Dovi, Lorenzo, Rossi und meiner Wenigkeit längst zurückgetreten ist», erklärte Cal Crutchlow (33) vor zwei Jahren.

Aber zuerst muss der Australier den Sprung in ein Werksteam schaffen. Und dieses Vorhaben wird ihm auch für 2020 nicht gelingen. Im Winter stritten noch Petrucci, Miller und Bagnaia Hoffnungen auf den Platz neben Dovi in der Saison 2020.

Inzwischen steht fest: Petrucci, der Mugello-Sieger und WM-Vierte, wird bleiben, wo er ist. Das ist längst besiegelt und wird von Ducati Corse irgendwann vor der Sommerpause bekannt gegeben.

Miller sprach vor ein paar Wochen noch von anderen Möglichkeiten, aber die sind begrenzt. Es könnte höchstens ein Platz bei Red Bull Tech3-KTM frei werden, die Werksteams hingegen sind alle besetzt, Aprilia ist für ihn sowieso nicht reizvoll. Und es können sich auch Fahrer wie Moto2-WM-Leader Alex Márquez einen Umstieg zu Pramac-Ducati vorstellen.

Jack, wie sieht deine Vertragssituation aus?

Ich bin bei Pramac-Ducati an einem guten Ort. Ich habe eine GP19 wie Dovi und Danilo, ich bekomme neue Teile, wir sind konkurrenzfähig.

Aber wenn ich hier bleibe, ist es mein Hauptziel, hier der Nr.-1-Fahrer im Team zu sein. Ich denke, das verdiene ich. Aber wir müssen abwarten.

Pecco Bagnaia ist jetzt dein Teamkollege. Er soll nächstes Jahr eine GP20 erhalten. Du willst natürlich auch eine. Wie soll der Nr.-1-Platzt definiert werden?

Ja, Pecco hat in seinem Vertrag stehen, dass er in der kommenden Saison ein 2020-Motorrad haben wird. Meine Absicht ist, auch eine 2020-Ducati zu bekommen und festzulegen, dass ich die Updates zuerst kriege.

Würdest du zustimmen, wenn dir Ducati eine GP19 anbietet?

Nein. Da würde ich nicht zustimmen.

Ich denke, ich habe meine Lehre hier absolviert. Ich bin jetzt im fünften Jahr in einem Satellitenteam. Jetzt möchte ich ein Motorrad, mit dem ich ganz vorne mitfighten kann. Mit den älteren Maschinen ist das nicht einfach.

Jetzt habe ich zwar eine 2019-Ducati, aber manchmal teste ich neues Material, dann müssen wir es wieder abliefern und wissen nicht, wann wir es wieder bekommen.

Rechnest du die nach dem Petrucci-Sieg in Mugello gar keine Chancen mehr aus fürs Werksteam 2020?

Ich war kürzlich im Werk, es ging um Tests für die Gewichtsverteilung.

Mein generelles Gefühl ist: Sie haben viel Geld in Danilo investiert, sie sehen, was er leistet, deshalb hat er ausgezeichnete Chancen.
Wenn ich jetzt drei Rennen hintereinander gewonnen würde, könnte ich Ducati die Entscheidung noch einmal richtig schwer machen.
Aber ich habe gehört, sie werden sich in sehr naher Zukunft entscheiden.

Wann wirst du entscheiden, was du nächstes Jahr machst?

Wir befinden uns in einem ‘waiting game‘. Wir müssen abwarten. Wir reden natürlich mit verschiedenen Leuten.

Aber die Situation ist nicht klar. Ich habe keinen anderen Platz, wo ich hingehen könnte, wenn nicht irgendetwas Unvorhergesehenes passiert.

Wie gesagt: Mir gefällt es, wo ich bin. Ich mag das Team, ich mag Ducati. Mein bevorzugte Lösung ist, hier zu bleiben, aber ich beharre auf das Paket, das ich brauche. Sonst muss ich mich anderswo umschauen.

Ich möchte nur einen Ein-Jahres-Vertrag, weil mir das Extra-Motivation für das eine Jahr gibt. Dann arbeite ich härter und strenge mich an, für 2021 eine bestmögliche Lösung zu finden.
Nach einer guten Saison 2020 könnte ich in einer guten Verhandlungsposition sein. In den letzten Jahren hatte ich immer sehr limitierte Optionen, wenn es um neue Verträge ging.

Pramac und Ducati hat keinen Fahrer in Aussicht, der deine Resultate erzielen könnte. Aber wenn es zu keiner Einigkeit komm, kannst du dir dann ein Jahr Pause vorstellen?

Nein, definitiv nicht. ich würde lieber kostenlos fahren als ein Jahr Pause zu machen. Das ist sicher.

Aber deine Alternativen sehen nicht besonders reizvoll aus. Es gibt kein besseres Bike für 2020 als bei Pramac.

Das ist das Problem.

Pramac ist ja keine schlechte Option. Mir gefällt es hier.
Aber wir müssen warten und schauen, ob und was sich ergibt.
Wenn wir hier bleiben, bin ich happy, aber es muss mit dem richtigen Package passieren.

Ich bin überzeugt, dass ich eine 2020-Ducati bekommen kann. Das ist zwar eine Geldfrage, aber ich habe ausreichend bewiesen, dass mir so eine Up-to-Factory-Ducati gebührt, auch wenn es wieder in einem Satellitenteam ist. Das ist mein Gefühl. Ich weiß nicht, was die Medien oder die Öffentlichkeit darüber denkt.

Ich kann mir vorstellen, dass es die Ducati-Bosse ähnlich sehen. Sie sind ja keine Idioten. Wir haben mit ihnen darüber gesprochen. Jetzt warten wir ab, was sie genau planen und wie ihre Antwort aussieht.
Danilo hat sein erstes Podium in diesem Jahr in Le Mans erzielt, ich schon in Texas.

Erwartest du nach 2019 große Umstürze bei den Aufgeboten der Werksteams?

Ja, da wird sich viel wohl bewegen. Rossi wird vielleicht den größten Move machen. Ich bin gespannt, wie er sich entscheidet. Auf Social Media erzählen die hart gesottenen Fans, er könne zu Ducati oder Suzuki wechseln… Seine treuen Fans wollen unbedingt, dass er weitermacht.

Die Situation bei Viñales wird auch spannend; er kassiert bei Yamaha viel Geld. Jorge Lorenzo wird ein Fragezeichen sein. Suzuki könnte sich umschauen. Marc Márquez – bleibt er weiter bei Honda?

Es kann sich für 2020 viel ändern. 2019 wird ein spannendes und wichtiges Jahr, das ist sicher.

Aber die Fans wollen das sehen und über diese Neuigkeiten lesen, und wir Fahrer wollen uns diesen Verhandlungen aussetzen. Warum nicht? Dadurch steigen die Gagen aller Beteiligten – und das macht die Geschichte viel besser.

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