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Lucio Cecchinello: «GP-Piloten nach Start wie Tiere»

Von Günther Wiesinger
LCR-Teambesitzer Lucio Cecchinello hält viel von seinem Schützling Takaaki Nakagami. Der Japaner hat er seine Startschwäche abgelegt. Der Teamchef lobt seine «elegante Fahrweise».

LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello brachte im Vorjahr den Briten Cal Crutchlow mit drei Podestplätzen (2. in Phillip Island, 3. in Doha und auf dem Sachsenring) auf den neunten Gesamtrang. Idemitsu-LCR-Teamkollege Takaaki Nakagami musste mit einer Honda RC213V des Jahrgangs 2018 antreten. Er landete schließlich auf dem 13. WM-Rang, wobei er auf die letzten drei Rennen wegen einer Schulter-Operation verzichten musste.
Nakagami schaffte mit Platz 11 beim Mugello-G sein bestes MotoGP-Ergebnis, erfüllte aber die Erwartungen von Teambesitzer Lucio Cecchinello und HRC nicht völlig, auch wenn der Japaner in der ersten Saisonhälfte manchmal in der WM-Tabelle vor Crutchlow lag.

Denn «Taka» hatte bei LCR-Honda schon im Debütjahr 2018 mit Platz 6 in Valencia aufhorchen lassen und dann bei den Wintertests starke Leistungen abgeliefert.

«Wenn ich einen Kommentar über ‚Taka‘ abgeben soll, dann würde ich sagen, dass er in der MotoGP einige Zeit brauchte, um genug Erfahrung zu sammeln», sagt Cecchinello. «Wir sahen früh, dass er einige gute Qualitäten hat. Er konnte zum Beispiel mit sehr stark gebrauchten Reifen noch tadellose Rundenzeiten fahren. Das war eine Qualität, die uns aufgefallen ist. Das gelingt ihm, weil er eine sehr sanfte und gefühlvolle Fahrweise hat, wenn es um das Aufdrehen des Gasgriffs geht. Taka übt eine sehr elegante Fahrweise und reifenschonende Fahrweise aus. Und wenn die Reifenhaftung nachlässt, hat er die natürliche Fähigkeit, den Gasgriff zu kontrollieren, bevor der Hinterreifen zu stark durchdreht und ins Rutschen kommt.»

«Aber im ersten Jahr 2018 ist uns aufgefallen, dass ‚Taka‘ beim Rennstart nicht aggressiv genug war; er hat in den ersten Runden eine Menge Positionen verloren», weiß Lucio. «Denn in der MotoGP gehen die Fahrer in den ersten Runden wie die Tiere ans Werk. Wir haben uns dann mit Nakagami beschäftigt und ihn auf die Schwäche in der Startphase aufmerksam gemacht. Wir haben ihm Informationen dazu gegeben. Auch Zahlen. Wir haben ihm gezeigt, wie viele Positionen erst in der Startphase im Schnitt zu den anderen Piloten verloren hat. Die Köpfe der Japaner funktionieren sehr stark mit Zahlen, Ziffern und Grafiken. Also haben wir extra für diesen Zweck eine Grafik erstellt. Taka hat das dann verstanden und daran gearbeitet.»

Cecchinello: «Dazu haben wir an einem Trainingsprogram gearbeitet, bei dem es um Intervalle und plötzliche Belastung ging. Sprints, sehr schwierige Übungen, mit hohen Belastungen. Das war körperlich sehr anspruchsvoll. Taka hat einen spanischen Konditionstrainer, der schon mit Alex Crivillé und Sete Gibernau gearbeitet hat. Er hat gute Arbeit geleistet. Wir haben in der Saison 2019 gesehen, dass die Starts besser geworden sind. Wenn ich bedenke, welches Motorrad ‚Taka‘ hatte, bin ich für 2019 recht zufrieden mit seiner Performance. Denn er war sehr konstant in den Top-Ten.»

«Aber man muss sich bewusst sein, dass es beim 2018-Bike keine Entwicklung mehr gab. Das 2019-Motorrad von Honda war sehr unterschiedlich, es hatte deutlich mehr Power. Und wir konnten die Performance von Nakagami nicht wirklich mit den anderen Honda-Piloten vergleichen, weil alle anderen 2019-Maschinen hatten», sagt der siebenfache 125-ccm-GP-Sieger.

Nakagami unterschrieben seinen neuen HRC-Vertrag im Herbst sehr spät. Offenbar wollte Honda zuerst klären, wer für den Spanier Jorge Lorenzo bei Repsol fährt. Den Zuschlag bekam schließlich Moto2-Weltmeister Alex Márquez. Auch Nakagami, Crutchlow, Zarco und Bradl hatten sich Chancen ausgerechnet.

«Marc Márquez hat bei den HRC-Entscheidungen einen sehr großen Einfluss», ist sich Cecchinello bewusst. «Das ist normal. Deshab hat mich nicht gewundert, dass nach dem Rückzug von Lorenzo Márquez junior den Platz bekommen hat.»

MotoGP-WM-Endstand nach 19 Rennen:

1. Marc Márquez, 420 Punkte. 2. Dovizioso 269. 3. Viñales 211. 4. Rins 205. 5. Quartararo 192. 6. Petrucci 176. 7. Rossi 174. 8. Miller 165. 9. Crutchlow 133. 10. Morbidelli 115. 11. Pol Espargaró 100. 12. Mir 92. 13. Nakagami 74. 14. Aleix Espargaró 63. 15. Bagnaia 54. 16. Iannone 43. 17. Oliveira 33. 18. Zarco 30. 19. Lorenzo 28. 20. Rabat 23. 21. Bradl 16. 22. Pirro 9. 23. Syahrin 9. 24. Abraham 9. 25. Guintoli 7. 26. Kallio 7.

Konstrukteurs-WM:

1. Honda 426. 2. Yamaha 321. 3. Ducati 318. 4. Suzuki 234. 5. KTM 111. 6. Aprilia 88.

Team-WM:

1. Repsol Honda Team 458. 2. Ducati Team 445. 3. Monster Energy Yamaha 385. 4. Petronas Yamaha SRT 307. 5. Team Suzuki Ecstar 301. 6. Pramac Racing 219. 7. LCR Honda 210. 8. Red Bull KTM Factory Racing 134. 9. Aprilia Racing Team Gresini 106. 10. Red Bull KTM Tech3 42. 11. Reale Avintia Racing 32.

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