Casey Stoner: «Ich brauche ein Jahr Auszeit»

Von Will Hagon
Casey Stoner schimpfte vor einem Jahr über die MotoGP-WM. Er lehnte ein 11 Mio-Euro-Angebot von Honda ab – und wurde als Autorennfahrer nicht glücklich.

Casey Stoner hat bei den ersten drei der sieben Meetings zur «Dunlop Development Series» der V8-Supercars in Australien noch keine dicken Stricke zerrissen. Bestes Ergebnis: Rang 11.  Das nächste Rennen findet auf dem Ipswich Circuit statt, offiziell heisst er jetzt «Queensland Raceway».

Casey hat eine Rennpause in Australien genützt, um in die USA und nach England zu reisen und um in der Schweiz noch ein paar Dinge zur Auflösung seines Wohnsitzes zu erledigen.

Daheim in Australien zieht Stoner als zweifacher MotoGP-Weltmeister und Seriensieger in Philipp Island bei jedem Auftritt viel Aufmerksamkeit auf sich. Zu viel nach dem Geschmack des Zweiradstars, der auch in der Automobilszene seinen Frieden nicht gefunden hat.

Auf der Rennstrecke weht dem 27-jährigen Stoner ein rauer Wind entgegen. Er war in Adelaide und Barbagallo flott unterwegs, aber er strandete jeweils mit Unfällen. Unserem australischen Kollegen Stefan Bartholomaeus von der Website speedcafe.com schüttete Casey Stoner sein Herz aus.

Casey, was hast du in den zwei Monaten nach dem Rennen in Barbagallo gemacht?

Wir hatten in Kalifornien zu tun, von dort sind wir in die Schweiz gereist. Wir mussten noch einige Sachen nach Australien verfrachten.

Ehrlich gesagt, ich war ziemlich stark beschäftigt. Wir sind nur wenige Tage vor dem nächsten Rennen nach Australien zurückgekehrt.

Bist du zufrieden mit deinem neuen Leben? Hast du die richtige Balance zwischen Rennfahren und Freizeit gefunden?

Leider dreht sich nicht alles ums Rennfahren. Das ist in mancher Hinsicht eine leichte Enttäuschung. Ich wäre lieber ein bisschen freier gewesen. Und ein bisschen glücklicher. Dieses Jahr war nicht so ausgefüllt wie die letzten, ausgenommen die letzten zwei Monate. Wir sind von einem Event zum nächsten gehetzt. Es war alles anders, als ich mir das vorgestellt habe.

Es wäre schon gewesen, wenn ich einfach diese Autorennen fahren könnte. Offenbar geht das nicht. Aber ich werde mich bei den restlichen Rennen einfach ins Auto setzen und jede Sekunde im Fahrzeug geniessen.

Ist eine V8-Supercar-Karriere das, was du dir von der Zukunft wünscht?

Eigentlich wollte ich 2013 gar nichts tun. Aber dann haben wir ein paar Sachen diskutiert und gedacht, die Dunlop-Series wäre die perfekte Sache. Die DVS hörte sich perfekt an, weil dort nicht getestet wird. Du hast bei den Rennen in dieser zweiten Liga der V8-Supercars keinen Druck. Alles schien perfekt für mich. Aber ich bin dort viel stärker beschäftigt, als ich erwartet habe.

Ich brauche einfach ein Jahr Pause. Ich fahre seit meinem vierten Lebensjahr Rennen. Seit mehr als zehn Jahren reise ich nonstopp um die Welt. Ich brauche jetzt diese Freizeit, um alles zu erledigen, was ich immer schon tun wollte. Nachher können wir neue Pläne machen.

Du denkst also über ein «sabbatical year» nach? Über ein Jahr Pause? Eine Auszeit?

Es ist noch nichts dergleichen festgelegt oder bestimmt. Wir wissen nicht genau, was wir tun wollen. Aber nächstes Jahr muss sich alles mehr um mich und um meine Familie drehen als jetzt. Ich will nicht mehr überall hinstolpern und überall hinreisen. Ich will ein langsameres Leben haben und mehr mit meinem Leben anfangen.

Wie sieht es mit deiner Lernkurve im Autorennsport aus?

Ehrlich gesagt, manche Tage fühlen sich ein bissen besser an als andere. In Perth haben wir nicht wirklich zeigen können, wozu wir fähig sind. Wir wussten ohnedies, dass wir dort nicht superschnell sein würden. Das Lernen der Piste hat mir keine Mühe gemacht. Aber beim Set-up hat nur das eine Ende des Wagens gepasst... Ich hätte im Qualifying ein Top-5-Ergebnis schaffen können. Aber es kam die rote Flagge. Im ersten Rennen hat mich Stevie Owen abgeschossen, deshalb musste ich im zweiten Lauf ganz hinten anstellen.

Im zweiten Rennen haben mich viele Gegner blockiert, sie machen das innen, dann aussen, dann wieder innen. So wurde ich in einen Zwischenfall verwickelt, die Lenkung wurde verbogen.

Aber das Fighten im Auto macht mir Spass. Es ist ganz anders als auf dem Motorrad, ich bin nicht daran gewöhnt.

Als Ex-Weltmeister kannst du nicht einfach im Paddock rumspazieren und die Gegner zur Rede stellen?

Nach dem Rennen ist es einfach, weil wir alle ins Parc Fermé müssen. Das ist fantastisch, weil wir dort eine Weile unsere Ruhe haben. Aber ich kann wirklich nicht einfach im Paddock rumwandern. Sonst entsteht zu viel Rummel. Das ist enttäuschend, denn die Fahrer in Australien sind alle sehr ansprechbar, ganz anders als in Europa. Aber für mich ist es schwierig, das ist sicher.

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