Valentino Rossi: «Márquez? Manchmal zu gefährlich»

Von Günther Wiesinger
Valentino Rossi 2013 auf dem Sachsenring

Valentino Rossi 2013 auf dem Sachsenring

Valentino Rossi exklusiv, 4. Teil: «Márquez ist clever. aber manchmal bewegt er sich über dem Limit», sagt der neunfache Champion.

Yamaha-Star Valentino Rossi sagt, er könne sich an 95 Prozent seiner WM-Rennen genau erinnern. Und er zählt seine besten Rennen auf. Und er vergleicht Marc Márquez mit Marco Simoncelli.

Valentino, Tennis-Star Andrew Agassi schreibt in seinem Buch, er könne sich an jedes einzelne seiner 1000 Matches erinnern. Gilt das auch für dich und deine 285 GP-Rennen?

Mehr oder weniger, ja.

Du weißt jedes Resultat?

Mein Resultat, ja. Auch die Namen der anderen, die unter die ersten drei gekommen sind. Ich denke, bei 95 Prozent der Rennen.

Was war deine beste Leistung bei einem Grand Prix?

Laguna Seca 2008, als ich Stoner besiegt habe. Und Welkom 2004, mein erstes Rennen auf Yamaha, ich habe es gewonnen. Das sind meine zwei besten Rennen.

Und Australien, als du trotz eines 10-Sekunden-Penaltys gewonnen hast?

Phillip Island 2003, ja. Und Barcelona 2009 mit Lorenzo in der letzten Kurve. Aber Welkom 2004 sollte vielleicht an erster Stelle stehen.

Wenn du Welkom erwähnst: Manchmal musstest du nur Fahrer wie Tohru Ukawa besiegen, um Rennen zu gewinnen. Und in Phillip Island 2003 hast du zum Beispiel deinen 21. Podestplatz hintereinander gefeiert... Heute undenkbar. Die Konkurrenz ist viel stärker als früher.

Ja, und trotzdem hier noch an der Spitze mitmischen zu können, das ist ein grosses Vergnügen für mich. Denn es ist nicht einfach.

Wenn du Márquez und Bradl vergleichst: Wie unterscheiden sich die beiden Moto2-Weltmeister?

Für mich ist Bradl ein grosses Talent, ein sehr guter Fahrer. Er wird in den nächsten Jahren noch von sich reden machen.

Márquez ist ein anderes Kaliber, klar. Aber im Werksteam zu sein, ist hilfreich, ganz klar. Sicher.

Du hast schon beim ersten Malaysia-Test im Februar 2013 gesagt: Márquez ist beängstigend, weil er so jung ist, keine Erfahrung hat, aber trotzdem unter den ersten Drei mitmischt. Du hast gemeint, du musst ihn in der ersten Saisonhälfte besiegen, in der zweiten wird es nicht mehr klappen.

Ja, genau. Für mich hat er alle Fähigkeiten, um in Zukunft sehr oft MotoGP-Weltmeister zu werden.

Irgendwie erinnert er in seiner völlig unerschrockenen Art an Marco Simoncelli?

(Er lacht). Ja, er es gibt Ähnlichkeiten. Manches macht er im Stil von Marco.

Márquez betrachtet alles von der spielerischen Seite. Aber das kann in der MotoGP-WM gefährlich werden.

Ja, manchmal. Man muss auch Glück haben.

Du warst in der 500er-Klasse auch auf Anhieb schnell. Aber du hast dich nicht durch die Gegend gerempelt. Besonders bei den ersten sechs, sieben Rennen hatte Márquez nicht alles unter Kontrolle.

Ja, vielleicht bewegt er sich ein bisschen über dem Limit.

Wird Márquez jahrelang so auftreten? Oder wird er zu einer sauberen Fahrweise finden?

Ich denke, er ist clever. Wenn er so weiterfährt... Manchmal ist es gut, manchmal ist es zu gefährlich. Besonders wenn du die Weltmeisterschaft gewinnen willst. Ich denke, wenn er schlau ist, wird er sich eines Tages innerhalb des üblichen Limits bewegen.

In Le Mans 2011 hast du deinem Freund Marco Simoncelli ins Gewissen geredet. Er hatte sich mit einigen Aktionen bei den Gegnern unbeliebt gemacht. Deine gut gemeinten Ratschläge sind bei Marco nicht auf fruchtbaren Boden gefallen.

Genau. Samstagabend habe ich Marco in Le Mans ermahnt. Am nächsten Tag hat er Pedrosa angerempelt...

Hast du Márquez auch schon mal unter vier Augen ermahnt?

Wegen solchen Sachen? No, no.

Bei Marco habe ich das gemacht, weil er ein enger Freund war. Ich kenne Marc. Aber das ist ein anderes Verhältnis.

In den letzten 40 Jahren gab es schon mehrmals Ausnahmetalente Senkrechtsrater wie Márquez. Cecotto, Roberts, Hansford, Spencer, Simoncelli, zum Beispiel. Irgendwann hat sich ihr Niveau eingependelt.

Márquez ist hoch talentiert, er fährt auf einem hohen Level. Aber wenn er MotoGP-Weltmeister werden will, muss er sein Niveau noch steigern. Jetzt müssen wir abwarten, ob er gut und insbesondere schlau genug ist, um zu lernen, alles besser zu verstehen und sein Level hochzuschrauben.

Ich schätze, das wird ihm gelingen. Aber bisher weiss es niemand.

Es sind viele Fahrer mit einem ähnlichen Talent aufgekreuzt. Am Schluss haben sie gar nichts gewonnen.

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