Jeremy Burgess: Was treibt er ohne Rossi?

Von Gerraint Thompson
Beim Valencia-GP wurde Crew-Chief Jeremy Burgess von Valentino Rossi überraschend abserviert. Jetzt lebt er friedlich im australischen Busch.

14 Jahre lang dauerte die Zusammenarbeit von Crew-Chief Jeremy Burgess und Valentino Rossi in der MotoGP-WM. Beim Valencia-GP 2013 setzte der neunfache Weltmeister den 60-jährigen Australier vor die Tür. Er holte überraschend seinen Landsmann Silvano Galbusera in die Box.

Richtig handfeste Gründe nannte Rossi nicht. Zwischen den Zeilen liess er durchblicken, Burgess sei vom alten Schlag, er befasse sich nicht ausreichend mit dem Data-Recording. Jetzt hat Rossi mit seinem Data-Recording Techniker Matteo Flamigni und Galbusera zwei Schlüsselpositionen mit Italienern besetzt, das erleichtert die Kommunikation, wenn es um Spitzfindigkeiten bei der Abstimmung der Werks-Yamaha-YZR M1 geht.

Für viele Experten kam die Trennung überraschend. Vor allem die Art und Weise, wie JB entsorgt wurde, löste Befremden aus.

Jeremy Burgess sprach jetzt im Interview mit dem australischen Fachmagazin Cycle News erstmals seit der Trennung von Rossi über die Vergangenheit.

«Natürlich war das Timing dieser Aktion für mich seltsam, es traf mich aus heiterem Himmel», räumt Burgess ein. «Aber es gab einen grundlegenden Unterschied, wie Valentino und ich in der MotoGP-WM weitermachen wollten. Er überlegte, ob er bis inklusive 2016 oder gar 2017 weiterfahren sollte. Wir haben uns über diese Pläne unterhalten. Aber ich war nicht bereit, fix für drei oder vier weitere Jahre zuzusagen.»

«Ich war mit einem Ein-Jahres-Vertrag mehr als glücklich», hält der Haudegen fest. «Vielleicht hat Valentino das als Mangel an Entschlossenheit gesehen. Für mich war es aber eine ehrliche Möglichkeit, die Zusammenarbeit weiter zu führen.»

Da Burgess für 2014 weiter im Sold von Yamaha steht, hätte er doch mit einem vielversprechenden Fahrer wie Pol Espargaró weitermachen können. Bestand da kein Interesse?

Burgess: «Früher war ich eine Vaterfigur für die Fahrer. Bei Pol wäre ich mehr die Grossvaterfigur gewesen. Er ist erst 22... Schau, nach 34 Jahren in diesem Job bin ich zufrieden mit dem, was ich erreicht habe. Und so eine Reise mit einem Rookie kann viel Zeit in Anspruch nehmen, von fünf bis zu sieben Jahren...»

Der Ruhestand auf der Farm

Jetzt geniesst Burgess seine Freizeit mit seiner belgischen Gattin Claudine und den zwei Teenager-Töchtern. «Yamaha hat mir trotz des gültigen Vertrags keinen Hinweis gegeben, was ich in diesem Jahr arbeiten soll. Vielleicht bekomme ich irgendwann in diesem Jahr einen Anruf und sie befehlen mir, irgendwo ein Loch zu bohren... Aber was immer man von mir haben will, Yamaha und ich müssten uns vorher einig werden», sagt Jeremy.

Bis Ende Januar unterschied sich dieser Winter bei Jeremy Burgess nicht von den anderen. Aber seit Februar wird getestet, und der Race Engineer itreubt sich immer noch daheim herum. Burgess wohnt auf dem Land, rund um das Haus gibt es viel zu tun.

«Die vielen Flugreisen haben mir immer Spass gemacht, wenn ich ehrlich bin. Stundenlang bin ich vorne in der Business Class gesessen und habe ein Buch nach dem andern gelesen. Das war sehr beruhigend. Und ich werde es wohl vermissen, all diese neuen MotoGP-Technologien mitzuerleben. Aber ich weiss noch nicht, ob ich mir die Rennen live im Fernsehen ansehen soll.»

«Ich habe jetzt erstmals seit dem Winter 1979 im Paddock nichts zu tun. Erstmals erlebe ich nach dem australischen Sommer keinen Sommer in Europa mit. Aber ich habe auf meiner Farm genug zu tun. Bisher habe ich nicht einmal Zeit zum Fischen gehabt», erzählte Burgess. «Jeden Freitag spiele ich eine Runde Golf. Meine Kumpel aus dem lokalen Motorradclub wollen mir dauernd einreden, ich solle mir ein Motorrad kaufen. Aber ich bin vorläufig mit meinen Classic Cars wie dem Jaguar Mk II und meinen Triumph TR4 genug beschäftigt. Dazu habe ich einen 25 Jahre alten Land Cruiser. Das ist der letzte wahre 4WD.»

Trotz allem: Jeremy Burgess hat auch jetzt wichtige Aufgaben zu erledigen. Und er muss weitreichende Entscheidungen treffen. Er muss sich zum Beispiel reiflich überlegen, wo er den neuen Hydrant und den Wasserschlauch zur Bekämpfung eines möglichen Buschfeuers montieren soll.

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