Bradley Smith: «Bradl ist eben ein Deutscher»

Von Sharleena Wirsing
Auch 2015 wird Bradley Smith für das Tech3-Team antreten. Doch wie kam der 23-Jährige aus Oxford zum Rennsport und wie steht er zu seinem langjährigen Konkurrenten Stefan Bradl?

MotoGP-Pilot Bradley Smith stammt aus der berühmten englischen Universitätsstadt Oxford. 2013 stieg er von der Moto2- in die MotoGP-Klasse auf und sammelte als Teamkollege von Cal Crutchlow bei Tech3-Yamaha 116 WM-Punkte. Er beendete seine Rookie-Saison als WM-Zehnter. Dabei platzierte er sich 13 Mal innerhalb der Top-10. Dreimal erreichte er den sechsten Platz: in Barcelona, auf dem Sachsenring und auf Phillip Island in Australien.

2014 läuft es für den 23-Jährigen jedoch nicht rund. Er liegt nach elf Rennen erneut nur auf WM-Rang 10 punktgleich mit seinem langjährigen Konkurrenten Stefan Bradl. Auf seinen Teamkollegen, Rookie Pol Espargaró, der den siebten Platz belegt, hat Smith 13 Punkte Rückstand. Nun steht sein Heim-GP in Silverstone vor der Tür.

SPEEDWEEK.com sprach mit dem Briten über seinen Weg zum Motorradsport, seine starken Testleistungen, das Leben in Andorra und die Beziehung zu Langzeitkonkurrent Stefan Bradl.

Bradley, du bist bei den Testfahrten meist sehr stark und absolvierst viele Longruns. Doch wenn es an einem Rennwochenende darauf ankommt, schnelle ‹Chaosrunden› in den Asphalt zu brennen, hast du Probleme.

Ja und Nein. Meine Longruns fahre ich eher für meine Kondition, denn eine MotoGP-Maschine verlangt einem Fahrer viel ab. Ich denke, dass ich im letzten Jahr nicht so fit war, wie ich es sein sollte. Die Umstellung von der Moto2- auf die MotoGP-Klasse war schwer für mich. Nun bin ich viel glücklicher. Meine Stärke ist immer die zweite Hälfte der Rennen. Also muss ich in der ersten Rennhälfte schneller werden, was diese schnellen ‹Chaosrunden› einschließt. Das ist auch im Qualifying wichtig, um unter die Top-6 zu kommen.

Du lebst in Andorra. Warum hast du deine Heimat Großbritannien verlassen und wie gefällt es dir dort?

Ein Grund sind natürlich die Steuervorteile. Die Nähe zu Barcelona ist ein weiterer Grund, weil es wirklich der Mittelpunkt des Motorradsports und Dreh- und Angelpunkt für alle im Paddock ist. Es ist wichtig, in der Nähe von Barcelona zu leben, weil dort viele Fahrer wohnen, mit denen man sehr gut trainieren kann. Punkt 3 ist die Tatsache, dass man von Bergen umgeben ist. Ich fahre gerne Ski und mag die ruhige Umgebung. In Andorra gibt es viele Sportler, es ist ein motivierendes Umfeld.

Du stammst ursprünglich aus Oxford. Was vermisst du?

Einfach zuhause zu sein. Ich liebe Oxford und habe dort bis vor zwei Jahren mein gesamtes Leben verbracht. Es fehlt mir, mit meinem Hund durch die Felder zu streifen. Doch ich habe mich für dieses Leben entschieden, deshalb muss ich auch einen anderen Wohnort in Kauf nehmen.

Oxford ist eine wunderschöne Stadt mit einer sehr reichen Geschichte. Doch es ist keine vom Motorsport geprägte Umgebung. Wie kamst du zum Motorradsport?

Als ich noch sehr, sehr jung war, besaßen meine Eltern bereits eine Motocross-Strecke an der M4, die Straße, die von Oxford nach London führt. Ich war drei oder vier Jahre alt und wuchs umgeben von Motorrädern auf. Es war etwas schwierig für mich, auf den Straßenrennsport umzusteigen, denn meine Familie hat ihre Geschichte im Motocross-Sport. Doch ich denke, es war die richtige Entscheidung. [grinst]

Welche Strecke ist dein Liebling im Kalender?

Mugello! Ich bin ein Motocross-Fahrer, daher mag ich alle Strecke mit Höhenunterschieden. Flache Kurse mag ich nicht, obwohl ich auf ihnen meist sehr schnell bin. Ich mag Hügel auf einer Strecke und Mugello bietet das. Auch Laguna Seca machte mir daher immer viel Spaß.

Hast du Hobbies, die nichts mit dem Rennsport zu tun haben?

Nein. [lacht] Mein ganzes Leben ist auf den Sport ausgerichtet. Ich weiß, dass das ein bisschen übertrieben klingt, aber ich tue alles für meine Leidenschaft. Es ist eine großartige Möglichkeit, in der MotoGP-Klasse zu fahren. Daher kann ich ein paar Opfer bringen. Ich fahre Motorräder seit ich sechs Jahre alt bin und seit ich 15 bin, betreibe ich den Sport professionell. Für mich gibt es nichts ‹Normales›, der Rennsport ist mein normales Leben.

Wir haben uns 2007 das erste Mal getroffen. Du warst in der HRC-Hospitality und dein Arm war in einem blauen Gips fixiert. Du lebst schon lange im MotoGP-Paddock.

Ja, so ist es. Wenn ich mir alte Fotos ansehe, dann ist es etwas beängstigend, wie lange ich schon hier bin. Es ist meine neunte Saison in der Weltmeisterschaft. Die Zeit verging wirklich schnell. Ich will noch viel länger im Paddock bleiben.

Du hast mehrmals Prinz William getroffen. Für einen Briten ist das eine große Ehre. Welche anderen Idole und Prominente sind dir in deiner Karriere bereits begegnet?

Weißt du, die coolste Sache an diesem Sport ist es, viele Menschen zu treffen, die du bewunderst. Im letzten Jahr lernte ich Lewis Hamilton, Nico Rosberg, Ryan Villopoto und viele andere Superstars aus dem Motorsport kennen. Auch Schauspieler Matt Le Blanc [Anm.: Er spielte Joey Tribbiani in der amerikanischen Kultserie ‹Friends›] kam schon in die Tech3-Box. Das ist ein großartiges Privileg. Auch Adlige zu treffen, ist ein Privileg, aber es ist zu nervenaufreibend für mich. Ich wusste weder, ob ich meinen Hut abnehmen soll oder was ich sagen kann. Doch es ist klar, dass wir ein sehr privilegiertes Leben haben. Ich traf auch Motocross-Star Ricky Carmichael. Er ist noch immer mein Held.

Seit zehn Jahren trittst du in verschiedenen Klassen gegen Stefan Bradl an. Was ist das besondere an ihm als Konkurrenten?

Stefan ist eben ein Deutscher. [grinst] Er ist sehr ernst und macht alles sehr professionell. Er macht sehr wenige Fehler, daher ist es schwer, ihn zu überholen. Meine ganze Karriere hindurch ist er bereits einer meiner Gegner. Ich freue mich immer, gegen ihn anzutreten.

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