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Rekorde und Statistik: Das Spiel mit den Prozenten

Kolumne von Michael Scott
Marc Márquez gewann 13 von 18 Saisonrennen, Mick Doohan 1997 12 von 15. Márquez brach in Valencia diesen Rekord, aber prozentual liegt er hinten.

Da Marc Márquez in Valencia seinen 13. Saisonsieg einfuhr, ist er der erfolgreichste Rennfahrer aller Zeiten, wenn es um Siege pro Saison geht. Doch ist nur der Fall, da in früheren Zeiten andere Zahlen den Ausschlag gaben. Márquez hat das Geschenk von 18 Saisonrennen. 1997, als der Australier Doohan dominierte, fanden nur 15 statt.

Es ist also eine Sache von prozentualen Anteilen. Márquez’ Siegesrate liegt bei 72,2 Prozent. Doohans war mit 80 Prozent leicht besser. Sein Rekord ist dahin, aber nur, weil es ihm an Möglichkeiten fehlte.

Das machte mich nachdenklich und kurz darauf saß ich vor dem Statistikbuch mit all den Rekorden der Stars. Wenn man die Prozent-Regel auf die Vergangenheit anwendet, wie schneiden dann die Seriensieger der zwei Jahrzehnte gegen die Giganten von damals ab? Früher, als es nur zehn oder zwölf Rennen gab?

Zwei GP-Titanen haben 100 Prozent erreicht. Natürlich Giacomo Agostini im dritten von sieben aufeinanderfolgenden Jahren in denen er den Titel holte – Dank der Überlegenheit seiner MV Agusta, aber auch wegen seinem genauen, schnellen und anmutigen Fahrstil. Dieser zeigte sich in der viel härter umkämpften 350-ccm-Klasse noch deutlicher. In den letzten fünf der sieben Jahre fiel Agos Siegesrate nur einmal unter 80 Prozent. Also war er immer besser als Márquez, auch wenn das neue Wunderkind den Rekord in Valencia brach.

Der zweite? Nicht wie man vielleicht erwarten würde Mike Hailwood, auch wenn er 1963 mit sieben Siegen in acht Rennen und 87,5 Prozent nah dran war. Man muss nicht erwähnen, dass er ebenfalls auf einer MV Agusta saß.

Der zweite Fahrer, der alle Rennen der Königsklasse in einer Saison gewann war John Surtees – sieben aus sieben 1959. Surtees schaffte noch etwas, das die anderen nicht erreichten: auf vier Räder umsteigen, in der Formel 1 fahren und auch dort die Weltmeisterschaft gewinnen.

Dominanz flößt natürlich Ehrfurcht ein. Alle genannten Fahrer sind Giganten des Sports, obwohl Márquez bereits mit 21 fast an sie heranreicht. Spannung? Das kommt auf den Gegner an.

Die denkwürdigsten Kämpfe kamen immer dann zustande, wenn die Siegesrate viel niedriger war. Es waren zu viele andere Fahrer in der Lage zu gewinnen. Man muss sich nur den letzten Titel des vierfachen Weltmeisters Eddie Lawson 1989 ansehen, als er unerwartet von Yamaha zu Honda wechselte. In diesem Jahr gewann Kevin Schwantz sechs Rennen, Eddie nur vier. Wayne Rainey war sein härtester Titelgegner und gewann drei. Eddies Prozentsatz? Weniger als 27. Macht ihn das zu einem besseren oder schlechteren Champion?

Und Wayne Rainey: 1992 hatte Doohan mit fünf Siegen das Ruder in der Hand, als er sich in Assen einen komplizierten Beinbruch zuzog. Rainey wurde mit nur drei Siegen Weltmeister. Bei 13 Rennen sind das nur 23 Prozent. Es war jedoch ein unübliches Jahr. Bei den zwei vorangegangenen Titelgewinnen lag seines Siegesrate bei 40 Prozent. Diese Ära ist nicht umsonst als das goldene Zeitalter bekannt.

Es sieht so aus, als würde man sich auf diese Weise verschwören, um die Leistungen von Márquez abzuwerten. Doch es unterstreicht nur die Natur von Statistiken. Ihre Aussage ist davon abhängig, wie man sie betrachtet. Niemand könnte behaupten, dass Márquez in diesem Jahr keine starken Gegner gehabt hätte. Nicht nur Lorenzo und ab und an sein eigener Teamkollege Pedrosa, sondern auch der wieder erstarkte Rossi. (Dessen Siegesrate in den drei Jahren in denen er elf Rennen gewann bei 64 und 69 Prozent lag.)

Viele Leute beschwerten sich während der großen Überlegenheit von Doohan, dass der Sport langweilig wäre. Micks Kommentar: «Was soll ich machen? Langsamer fahren?»

Eines Tages wird es vielleicht langweilig, Márquez Sieg um Sieg einfahren zu sehen. Bisher ist es das nicht. Das hat nicht nur mit den Fahrern zu tun, die er schlägt, sondern seine überschwängliche Freude, die er diesem Job entgegenbringt. Es liegt in der Natur des Sports, dass sich die Teilnehmer immer weiter verbessern. Manchmal ist es so offensichtlich, wie er es gerade demonstriert.

Trotz der Gefahr von Eintönigkeit in der Zukunft sollten wir uns nicht zu sehr sorgen. Außer Ago auf der MV-Agusta hat niemand mehr als fünf Jahre in Folge dominiert. Doch es könnte sein, dass Márquez diesen Rekord 2018 bricht...

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