MotoGP-WM 2016: Fünf Hersteller, nur noch Prototypen

Von Günther Wiesinger
Das MotoGP-Feld 2014 in Misano: Für 2016 ändert sich einiges

Das MotoGP-Feld 2014 in Misano: Für 2016 ändert sich einiges

Darüber wird heftig diskutiert: Wie viele aktuelle Werksmaschinen dürfen die Werke 2016 in der MotoGP einsetzen? Maximal vier, ist zu hören. Der Rest des Feldes wird mit Vorjahres-Bikes versorgt.

In den letzten Monaten wurde in den Gremien der Dorna, der Teamvereinigung IRTA und des Hersteller-Bündnisses MSMA eifrig über die technischen MotoGP-Vorschriften für das Jahr 2016 und die Jahre danach diskutiert.

Es zeichnet sich ab, dass dann wieder sechs statt fünf Motoren pro Fahrer und Saison erlaubt werden, auch deshalb, weil mit Spielberg und Chile (oder Brasilien) zwei zusätzliche Rennen ins Programm kommen. Der Tankinhalt wird wegen der Einheits-ECU (sie ist dann auch für die Werke vorgeschrieben) von 20 wieder auf 21 oder 22 Liter erhöht.

Fest steht: Die Open-Class und ihre Vorzüge werden 2016 verschwinden, es werden dann nur noch Prototypen mitfahren.
Die Relikte der Claiming-Rule-Teams mit den Eigenbau-Chassis und den Superbike-Rennmotoren haben 2016 in der Prototypen-Rennserie nichts mehr verloren.

Die Frage ist jetzt: Kann die Dorna die teilnehmenden Werke zum Einsatz von mindestens vier Prototypen verpflichten? Man darf davon ausgehen, dass diese Plan umgesetzt wird – mit kleinen Abstrichen.

Eine Idee lautet: Jedes Werk setzt ein offizielles Werksteam mit zwei Fahrern en, die Satellitenteams wie Pramac, Tech3, LCR oder Marc VDS fahren dann mit Vorjahresmaschinen.

Für diese Bikes existieren aber oft nicht genug Ersatzteile. Für die Hersteller ist es deshalb von der Logistik her sinnvoller, am Saisonbeginn vier identische Maschinen einzusetzen und dann das Werksteam schrittweise mit neuen Entwicklungsteilen zu verwöhnen.

Manche Chefs der Kundenteams würden Vorjahresmaschinen bevorzugen, weil dort dadurch Leasingkosten günstiger wären.
Andere Teambesitzer wie LCR-Chef Lucio Cecchinello leisten sich lieber das neueste Werksmaterial, weil sich damit eher Spitzenfahrer und genug Sponsoren anlocken lassen.

Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti ahnt, was sich Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta wünscht.

«Wenn wir in der Saison 2016 fünf MotoGP-Hersteller haben, 2017 dürften es dann mit KTM sogar sechs werden», hält Ciabatti fest, «dann könnte jeder Hersteller vier Motorräder einsetzen, dann haben wir ein Feld mit 20 Motorrädern. 2017 wären es dann 24. Das wäre das ideale Szenario von Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta, glaube ich. Ich denke, für die Kundenteams wären dann Vorjahres-Maschinen ausreichend.»

Aber bisher weiss niemand, ob irgendein Kundenteam 2016 eine Aprilia oder Suzuki will und ob sich 2017 ein Team für KTM interessieren wird. «Es kann auch Hersteller geben, die ein Paket für Kundenteams anbieten, aber kein Rennstall will es annehmen», weiss Ciabatti aus leidvoller eigener Ducati-Erfahrung. «Dann hörst du nur: Sorry, ich habe kein Interesse. Aber so ähnlich wird das Szenario für die Zukunft aussehen. Es ist auch verständlich, es macht sehr viel Sinn.»

Dorna, IRTA, MSMA und FIM möchten für 2016 unbedingt die letzten Überreste der heutigen Claiming-Rule-Teams beseitigen. In der Saison 2014 waren bei Paul Bird Motorsport, bei Avintia-Kawasaki und Iodaracing Aprilia noch jene Eigenbau-Maschinen mit den Superbike-Rennmotoren im Einsatz, die 2012 als Lückenbüsser für die MotoGP-WM zugelassen wurden, um das auf 17 Fahrer geschrumpfte Startfeld aufzumöbeln.

«Für die Dorna sind fünf oder sechs Hersteller das perfekte Szenario», ist sich Ciabatti bewusst. «Denn als Promoter willst du keine Weltmeisterschaft, bei der nur zwei oder drei Herstellern mitmachen.»

Ein denkbarer Kompromiss, falls kein Kundenteam eine Aprilia oder Suzuki will: Die «alten» Hersteller wie Honda, Yamaha und Ducati setzen 2016 vier aktuelle Werksmaschinen ein und liefern je einem weiteren Team Vorjahresmaschinen, die dann halt nicht mehr als Open-Class bezeichnet werden.

Ein ähnliches System bewährt sich bereits: Honda rüstet 2015 vier Fahrer mit 2015-Factory-Bikes aus, dazu vier Fahrer mit abgetakelten RC213V-Maschinen in der Open-Class (Jahrgang 2014). Yamaha verfügte mit Movistar und Tech3 über vier Werksfahrer, dazu das Open-Team von NGM Forward Racing.

Und Ducati setzt das Werksteam sowie Pramac mit Factory-Option-Bikes ein, dazu Avintia in der Open Class.

Das wären dann 18 Prototypen, dazu die vier Werksmaschinen von Aprilia und Suzuki, das ergäbe 22 Motorräder für die Saison 2016.

Die restlichen zwei oder drei Plätze könnte man mit gebrauchten Modellen von Honda, Yamaha oder Ducati auffüllen – oder mit dritten Maschinen von Aprilia und Suzuki.

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