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Romano Albesiano/Aprilia: «Haben keine Schwachstelle»

Von Günther Wiesinger
Aprilia experimentiert in der MotoGP-WM mit allerlei technischen Neuerungen, aber Bautista und Melandri kämpfen mit stumpfen Waffen.

Das Aprilia-Werksteam kehrte ein Jahr früher als geplant in die MotoGP-Weltmeisterschaft zurück und landete beim Sepang-Test mit Alvaro Bautista und Marco Melandri nur auf den Ränge 21 und 28. Sie büssten 3,057 beziehungsweise 4,774 Sekunden auf Marc Márquez (Repsol-Honda) ein.
Aprilia-Rennchef Romano Albesiano beantwortete in Sepang die Fragen von SPEEDWEEK.com.

Romano, was waren die wichtigsten Aufgaben von Aprilia für den ersten Sepang-Test? Ihr habt jetzt den Motor mit dem pneumatischen Ventiltrieb im Einsatz?

Ja, alle vier Motorräder hatten jetzt die Motoren mit Pneumatik. Aber wir haben zum ersten Mal unsere eigene Software in die Hardware von Magneti Marelli integriert, dieser Vorgang nennt sich «porting». Das funktioniert inzwischen gut.
Wir hatten zwei unterschiedliche Bikes für jeden Fahrer in der Box, das sind Übergangs-Motorräder. Jeder Fahrer hat ein Motorrad mit einen Stand, wie wir ihn im November in Valencia und Jerez verwendet haben, dazu kam für jeden Fahrer ein neues Motorrad. Das sind jene Modelle, mit denen wir die Rennsaison beginnen wollen.
Deshalb haben wir die beiden Maschinen verglichen.
Alles ist völlig neu, deshalb brauchen wir viele Daten und Informationen.

Du hast letztes Jahr eine lange Liste mit Modifikationen für das neue Motorrad gehabt. Beim Motor wurde die Bohrung von 78 auf 81 mm erhöht, es gibt eine neue Airbox, eine neue Aerodynamik, eine neue Auspuffanlage, ein neues Chassis und so weiter.

Die zwei Motorräder, die wir jetzt in Sepang eingesetzt haben, weisen starke Unterschiede auf. Das neue Motorrad ist beim ganzen Layout, bei der Position des Treibstofftanks, bei der Aerodynamik und bei der Auspuffanlage und so weiter die endgültige Version, mit der wir in die WM-Saison starten wollen.

Während der Saison ist mit regelmässigen Updates zu rechnen? Oder wartet ihr bis 2016, ehe ein komplett neuer Prototyp eingesetzt wird?

Nein, wir werden das Projekt konstant weiterentwickeln.

Und die echte 2016-Aprilia-Werksmaschine wird bereits im Herbst zu sehen sein

Unser Ziel ist es, für die nächste Saison ein total neues Motorrad zu bauen. Wir wollen die Tests damit vielleicht im September beginnen.
Was wir jetzt haben, kommt immer noch aus der Superbike-Welt. Das Motorgehäuse stammt vom Strassenmotorrad...
Jetzt designen wir eine neue MotoGP-Aprilia für 2016.
Was wir jetzt einsetzen, ist schon recht nahe dran an einer MotoGP-Maschine. Noch nicht der letzte Schrei, aber ein guter Schritt nach vorne.

Wo siehst du die grössten Schwierigkeiten beim Versuch, an die Spitze der MotoGP-WM vorzudringen? Ist der Bau eines konkurrenzfähigen Chassis am schwierigsten? Oder ist es mühsam, genug Leistung zu finden und sie standfest zu machen?

Es geht ums Gesamtpaket. Wir wissen, unser Motor ist nicht der Schnellste. Wir wissen, wir können das Chassis noch verbessern und die Elektronik. Wir stehen in der MotoGP-WM ganz am Anfang. Wir müssen uns in jedem Bereich steigern. Aber wir haben momentan keine spezifische Schwachstelle.

Alvaro Bautista lag am ersten Tag in Sepang eine Weile an zehnter Stelle. Der Motor muss also bereits einigermassen Dampf haben?

Ja, Alvaro ist mit dem Motor recht zufrieden. Das Triebwerk verfügt über eine recht sanfte Leistungsentfaltung, die Power lässt sich easy handhaben. Vielleicht haben wir noch nicht die Topleistung der Spitzenteams. Aber wenn wir da schon konkurrenzfähig wären, würde irgendetwas nicht stimmen...

Wie sieht es mit der Standfestigkeit aus? Die Factory-Teams von Honda und Yamaha dürfen nur fünf Motoren benützen, Neueinsteiger wie Suzuki und Aprilia werden zwölf Triebwerke zugestanden – wie den Open-Teams. Werdet ihr alle zwölf Motoren brauchen?

Wir planen den Einsatz von ungefähr zehn Motoren pro Fahrer. 2016 müssen wir voraussichtlich mit neun Motoren durch die Saison kommen. Das ist die Option für alle Hersteller, die keine zwei Siege und nicht ausreichend Podestplätze erreicht haben...

Was rechnet sich Aprilia für die Saison 2015 aus? Könnt ihr konstant um Top-Ten-Plätze fighten?

Ich wäre happy, wenn wir in der zweiten Saisonhälfte um Platz 10 oder die Plätze in dieser unmittelbaren Umgebung kämpfen könnten. Das ist realistisch.
Unser Plan ist es, in den ersten drei Jahren an die Spitze vorzudringen. Für 2015 haben wir fast keine Erwartungen. Im zweiten Jahr sollten wir mit dem neuen Bike mit Sicherheit in die Top-Ten kommen. 2017 möchten wir um Spitzenplätze mitfahren. Es hängt natürlich auch davon ab, welche Fahrer du zur Verfügung hast.

Aprilia setzt momentan zwei Werksfahrer ein, dazu wird Alex De Angelis von IodaRacing mit 2014-Material ausgerüstet. Wie wird es 2016 aussehen?

Vom puren Entwicklungskonzept her wäre es besser, wenn wir auch 2016 bei zwei Maschinen bleiben könnten. Wir werden sehen.
Wir müssen auch schauen, wie es aus geschäftlicher Sicht aussieht. Welches Budget wir haben; ein Kundenteam kann auch Einnahmen bringen...

Das Reglement wird so aussehen, dass Aprilia 2016 zwei weitere Fahrer ausrüsten muss, wenn ein Team Interesse anmeldet.

Okay. Es gibt viele Wege, so ein zweites Team auszurüsten. Wenn man uns sagt, wir sollen Bikes verkaufen und wenn wir dadurch Geld verdienen können, dann wäre es hilfreich.

Das IodaRacing-Team setzt Vorjahres-Aprilia ein. Werden sie Updates erhalten? Oder haben sie kein Geld dafür?

Momentan haben sie das Equipment vom Vorjahr, richtig. Wir sind im Augenblick nicht in der Lage, sie mit dem neuesten Material zu unterstützen. Vielleicht sieht es zu Saisonmitte anders aus. Wir werden darüber diskutieren.

Für Alvaro Bautista und Marco Melandri ist das MotoGP-Projekt mit Aprilia eine langfristige Angelegenheit. Sie haben Zwei-Jahres-Verträge?

Ja, aber bei Marco werden wir nach einem Jahr gemeinsam überlegen, ob wir ihn 2016 MotoGP oder Superbike-WM fahren lassen.

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