MotoGP in Sepang: Unmenschliche Bedingungen

Von Ivo Schützbach
Auf keiner anderen MotoGP-Rennstrecke ist das Fahren von den äußeren Bedingungen so anstrengend wie in Malaysia. Forward-Yamaha-Pilot Stefan Bradl erklärt, wie er mit der Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit umgeht.

Um in Malaysia ins Schwitzen zu geraten, muss man nicht viel tun – fünf Minuten in der Sonne stehen reicht. Fans, die sich darüber wundern, dass ein Fahrer dort nicht völlig cool bleibt und daraus schließen, dass dieser nicht fit ist, muten komisch an.

Wie stellt sich ein Rennfahrer auf diese Bedingungen ein, fragte SPEEDWEEK.com Stefan Bradl.

«Es ist wichtig, nachts einen guten Schlaf zu haben», holte der Bayer aus. «Dann ist wichtig, dass man essen tut. Früher konnte ich in Malaysia durch die Hitze nie etwas essen, mittlerweile geht es. Mitte des Tages kommt dann eine gewisse Müdigkeit auf, da ist dann auch keiner auf der Strecke, weil es bullenheiß ist und es nichts bringt. Die effektivste Zeit ist von 10 bis 13 Uhr und von 16 bis 18 Uhr. Ich lege mich am Mittag meistens ein bisschen hin und versuche mich eine halbe Stunde lang auszuruhen und zu schlafen. Generell sind drei Tage hier heavy.»

In der Mittagszeit erhitzt sich der Asphalt bei starker Sonneneinstrahlung bis auf 60 Grad Celsius, morgens reden wir von 40 bis 45 Grad. Die Lufttemperatur ist immer extrem hoch, hat auf die Rundenzeiten aber viel geringeren Einfluss als eine steigende Asphalttemperatur. «Wenn die Sonne draußen ist, ist es fast unerträglich», weiß Bradl. Hinzu kommt die hohe Luftfeuchtigkeit, welche dafür sorgt, dass man ruckzuck nassgeschwitzt ist.

Ein normaler Mensch kann sich nicht vorstellen, was ein MotoGP-Fahrer leistet, wenn er bei dieser Hitze in der Lederkombi 45 Minuten am Stück Motorrad fährt. Jede Runde am Limit, mit vollem Einsatz.

«Jeder, der selber Motorrad fährt, bei 30 Grad in Deutschland, der mal in die Stadt reinfährt, an der Ampel rumsteht und die angenehme Motortemperatur spürt, wenn man nicht in der kurzen Hose fährt, sondern in der Lederkombi, der weiß ungefähr, von was wir hier reden», unterstreicht der Moto2-Weltmeister von 2011. «Wenn man auf der Rennstrecke fährt und ein bisschen Tempo macht, dann weiß man auch, dass das ganz schön einheizt. Wenn dann Umgebungstemperaturen wie in Malaysia sind, das sollte mal jeder selbst ausprobieren.»

Eine große Gefahr in Malaysia besteht darin, sich wegen der Klimaanlagen zu erkälten. Die Malaysier kühlen jeden Raum, bei der Außenhitze kommen einem 24 Grad Celsius drinnen wie im Gefrierschrank vor.

Die größte Gefahr besteht im Flugzeug.

«Toi toi toi, dass ich relativ resistent dagegen bin», sagt der 25-Jährige. «Ich habe mit der Hitze kein Problem, ab und zu bin ich aber auch froh, wenn ich in einem klimatisierten Raum bin. Da sollte man aber nicht den ganzen Tag drin verbringen, sonst gewöhnt man sich zu sehr an die kühlen Temperaturen. Die größte Gefahr besteht im Flieger.»

Bradl weiter: «Generell ist das ein Wahnsinnstrip für uns. Es sind vier Nächte, die wir hier sind, und drei Testtage. Von der Zeitumstellung ist das extrem. Viel Schlaf bekomme ich nicht zusammen. Ich werde verrückt, wenn ich ins Bett gehe und x-mal aufwache und nicht schlafen kann. Deshalb mache ich es meistens so, dass ich vor 1 Uhr gar nicht pennen gehe und dann um 7 oder 7.30 Uhr aufstehe – kurzer aber dafür effizienter Schlaf. Sonst ist es ein ewiges Umdrehen. Wenn ich heimkomme, das ist ein Wahnsinn. Die ersten zwei oder drei Tage merke ich, da brauche ich mal gar nichts – einfach nur ausruhen und genügend essen. Beim Zurückgehen brauche ich länger zum Umstellen. Wenn ich in Malaysia ankomme, bin ich drei Tage voll unter Strom. Dann bist du richtig umgestellt, fliegst aber schon wieder heim.»

Die Testzeiten mit Bridgestone in Sepang
Mittwoch (25. Februar), 18 Uhr Ortszeit

1. Marc Márquez (E), Honda, 1:59,115 min
2. Jorge Lorenzo (E), Yamaha, 1:59,437
3. Cal Crutchlow (GB), Honda, 1:59,658
4. Andrea Iannone (I), Ducati, 1:59,722
5. Valentino Rossi (I), Yamaha 1:59,833
6. Bradley Smith (GB), Yamaha, 1:59,883
7. Dani Pedrosa (E), Honda, 2:00,048
8. Héctor Barberá (E), Ducati, 2:00,244
9. Aleix Espargaró (Suzuki), 2:00,275
10. Andrea Dovizioso (I), Ducati, 2:00,468
11. Pol Espargaró (E), Yamaha), 2:00,490
12. Danilo Petrucci (I), Ducati, 2:00,556
13. Yonny Hernandez (COL), Ducati, 2:00,603
14. Maverick Viñales (E), Suzuki, 2:00,604
15. Stefan Bradl (D), Yamaha, 2:00,685
16. Scott Redding (GB), Honda, 2:00,695
17. Nicky Hayden (USA), Honda, 2:00,813
18. Michele Pirro (I), Ducati, 2:00,875
19. Alvaró Bautista (E), Aprilia, 2:01,310
20. Mike di Meglio (F), Ducati, 2:01,487
21. Karel Abraham (CZ), Honda, 2:01,536
22. Jack Miller (AUS), Honda, 2:01,593
23. Eugene Laverty (IRL), Honda, 2:01,815
24. Loris Baz (F), Yamaha, 2:02,587
25. Alex De Angelis (RSM), ART, 2:03,300
26. Katsuyuki Nakasuga (J), Yamaha, 2:03,448
27. Marco Melandri (I), Aprilia, 2:03,569

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