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MotoGP-WM 2016: Mehr Sprit, dafür weniger Gewicht

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez: 2016 mit Einheits-ECU, 2 Liter, 2 kg weniger mehr und Michelin-Reifen

Marc Márquez: 2016 mit Einheits-ECU, 2 Liter, 2 kg weniger mehr und Michelin-Reifen

In der MotoGP-Saison 2016 beginnt eine neue Zeitrechnung: 22 statt 20 Liter, Einheits-ECU, 156 kg, keine Open-Privilegien mehr. Und bald weniger Fahrer?

Die Mitglieder der Grand Prix Commission (Dorna, FIM, IRTA und MSMA) diskutieren seit Monaten über die Frage, wie die technischen MotoGP-Vorschriften für 2016 und 2017 gestaltet werden sollen.

Bereits im Dezember war in einem ersten Schritt über die strittige Frage über den Tankinhalt Übereinkunft erzielt worden.

Da 2016 die Einheits-Elektronik von Magneti Marelli für alle Werke und Fahrer vorgeschrieben wird (2015 fahren nur die echten Open-Teams wie Forward mit Bradl und Baz, Avintia-Ducati mit Barbera und di Meglio, LCR-Honda mit Miller, AB Motoracing mit Abraham, Drive M7 Aspar mit Hayden und Eugene Laverty damit), rechnen die Hersteller (ausser Honda) mit mehr Spritverbrauch.

Deshalb plädierte Honda auf 21 Liter, es setzten sich aber die Wettbewerber durch, die auf 22 Liter für 2016 beharrten.

Zur Erinnerung: 2013 fuhren die Factory-Teams mit 21 Liter, die Claiming-Rule-Teams mit 24. Für 2014 und 2015 wurde das Tankvolumen bei den Factory-Teams auf 20 Liter reduziert, die Open-Teams durften und dürfen 24 Liter verheizen, dazu auch Ducati (weil sie seit 2013 kein Rennen gewannen) und die Neueinsteiger Suzuki und Aprilia als Factory-Teams.

Aber: Auch Ducati, Suzuki und Aprilia kommen üblicherweise mit maximal 22 Liter aus.

Die Anzahl der Motoren pro Fahrer wird für 2016 eventuell ebenfalls neu festgelegt. Da der Österreich-GP neu in den Kalender kommt und dazu entweder in Chile oder Brasilien (Brasilia oder Goiania) ein neues Rennen geplant ist, könnte die Anzahl der Motoren wieder von fünf auf sechs erhöht werden; die Neueinsteiger rechnen für 2016 mit neun Motoren.

Die Neueinsteiger Suzuki und Aprilia kämpfen aber noch für ein höheres Motorenkontingent 2016, als den etablierten Werken zugebilligt wird. «Wir werden wahrscheinlich neun Motoren erhalten», verriet Aprilia-Rennchef Romano Albesiano.

Auch beim Motorradgewicht ist einiges in Bewegung: 2013 und 2014 wurde mit 160 kg gefahren, das sollte Kosten sparen, wirkte sich aber auf den Reifenverschleiss negativ aus und strapazierte die kleinen Fahrer wie Dani Pedrosa.

Deshalb wurde das Mindestgewicht für 2015 auf 158 kg gesenkt, für 2016 wird ein Gewicht von 156 kg angestrebt und offenbar auch durchgesetzt. «Dieser Vorschlag kommt von der Safety Commission, also von der Fahrerseite», schilderte ein Sitzungsteilnehmer. «Es werden Sicherheitsaspekte geltend gemacht.»

Ein weiteres Thema ist die Anzahl der Teams und Fahrer in der MotoGP-WM. In der Saison 2015 werden 25 Fixstarter an den Start rollen, die Dorna hätte am liebsten nur 22, maximal 24.

Also hofft man auf die natürliche Auslese und darauf, dass IodaRacing irgendwann das Geld ausgeht. Die Truppe von Giampiero Sacchi tritt 2015 nur mit Alex De Angelis und letztjährigen ART-Aprilia an, das ist das letzte verbliebene Claiming-Rule-Bike mit dem RSV4-Superbike-Rennmotor.

Für 2017 könnten die finanzschwachen Ein-Mann-Teams IodaRacing und AB Motoracing (mit Karel Abraham) vertrieben werden. Die Verträge zwischen den Werken, den Teams und der Dorna laufen alle Ende 2016 aus.

2016 werden fünf Hersteller fahren. Aprilia und Suzuki würden 2016 am liebsten auch im zweiten Jahr nur mit zwei Piloten entwickeln, deshalb werden Honda, Ducati und Yamaha wohl ihre aktuellen Kundenteams beibehalten.

2017 stösst KTM neu als sechstes Werk dazu. Da dann keine neuen Teams mehr genommen werden (sonst landen wir bei 25, 26 oder gar 27 Fahrern), muss sich KTM aller Voraussicht nach mit einem existierenden Team verbünden.

Das könnte auch mit einer Übernahme passieren, wie es Aprilia Racing bei Fausto Gresini vorexerziert hat. Die vorrangigen Kandidaten für ein Joint Venture mit KTM sind die unabhängigen Teams wie Avintia, Drive M7 Aspar und Forward Racing. Auch Marc VDS könnte ein Thema werden.

Sämtliche Open-Privilegien verschwinden nach der Saison 2015. Im nächsten Jahr fahren alle mit 22 Liter, mit der gleichen Anzahl Motoren (ausser Suzuki und Aprilia), es gibt weicheren Hinterreifen mehr für gewisse Teams. Über Details wie die Frage, ob bei den Neueinsteigern die Motorenentwicklung 2016 ab dem Saisonstart eingefroren sein wird (wie bei Honda, Yamaha und Ducati), wird noch verhandelt.

Es wird also bei Teams wie Pramac-Ducati, Avintia-Ducati, LCR-Honda, Marc VDS-Honda und Forward-Yamaha heisse Diskussionen mit ihren Herstellern geben.

2016 wird es also zehn echte Werksmaschinen geben, je zwei von Honda, Yamaha, Ducati, Suzuki und Aprilia. Die Kundenteams wie LCR, Tech3 und Pramac werden dann wohl ebenfalls mit 2016-Werksmaschinen ausgerüstet werden. Manche Teams werden nur 2015-Material erhalten.

CWM-LCR-Chef Lucio Cecchinello weiss noch nicht, ob er 2016 für die Fahrer Cal Crutchlow (wenn er bleibt) und Jack Miller aktuelle 2016-Factory-Bikes erhält oder nur eines, denn ein zweites ist für Marc VDS vorgesehen. Auch sonst sonst noch einige Fragen offen.

Lässt sich Drive-M7-Aspar 2016 mit Vorjahres-Bikes (also Jahrgang 2015) abspeisen? Oder steigt Aspar dann auf Suzuki oder Aprilia um? Wie viele GP16 kann Ducati an die Kunden-Teams liefern? Vielleicht vier, die Avintia-Ducati-Mannschaft wird dann mit der GP15 fahren müssen. Yamaha wird nächstes Jahr sicher Movistar und Tech3 mit 2016-Maschinen versorgen, Forward wohl mit 2015-Chassis und 2016-Motoren. Dafür dürfte Forward nächstes Jahr in den Genuss des Seamless-Getriebes kommen, das bisher nicht mit der Einheits-ECU harmoniert.

Ebenfalls neu 2016: Michelin-Einheitsreifen statt Bridgestone.

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