MotoGP-TV-Rechte: Ein Pappenstiel gegenüber Fussball

Von Günther Wiesinger
Start zum Sachsenring-GP 2015: Das Interesse in den restlichen Bundesländern ist überschaubar

Start zum Sachsenring-GP 2015: Das Interesse in den restlichen Bundesländern ist überschaubar

Das Interesse am Motorrad-GP-Sport ist in Deutschland bescheiden. Es gibt nur drei deutsche Teams, zwei fahren mit Ausländern. Und deutsche Titelanwärter existieren nicht. Das wirkt sich auf die TV-Quoten aus.

Der Motorrad-GP-Sport führt in Deutschland ein Mauerblümchendasein. Wer das nicht wahrhaben will, muss nur einen Blick auf die Situation der TV-Rechte und -Quoten werfen und sie dann mit der deutschen Fussball-Bundesliga vergleichen.

Der deutsche Sportsender «Sport1» bezahlte für die MotoGP-Rechte sechs Jahre lang rund 3,5 Millionen Euro pro Jahr an den WM-Promoter Dorna Sports SL in Spanien. Eurosport hat sich im Herbst 2014 die Rechte für vier Jahre gesichert, es dürfte um einen ähnlichen Betrag gehen.

Der Pay-TV-Sender Sky hingegen bezahlt für die Live-Rechte in der deutschen Fussball-Bundesliga pro Jahr im Schnitt 485,7 Millionen Euro.

Auch wenn Eurosport bei Marktanteilen um 3 Prozent und 500.000 Zuschauern im Free-TV fast in Begeisterung ausbricht, so ist festzuhalten: Wenn man die Anzahl der TV-Haushalte in Deutschland mit jenen in Spanien und Italien in Relation setzt und die Quoten in den beiden südeuropäischen Ländern aus deren Free-TV-Zeit 2013 (bis zu 4,8 Millionen Zuseher) mit den deutschen Zahlen vergleicht, dann bestünde in Deutschland ein theoretisches Potenzial von rund 8 Millionen MotoGP-TV-Zuschauern.

Dank Rossi, Dovizioso, Iannone sowie dank Ducati und Aprilia und den vielen  Teams und Fahrern ist das MotoGP-Interesse in Italien gewaltig.

Der Beweis: Sky Italia bezahlt von 2014 bis inklusive 2018 pro Jahr 12 Millionen Euro für die TV-Rechte an die Dorna. Also wohl knapp das Vierfache von Eurosport in Deutschland. Beim Pay-TV-Sender Movistar in Spanien ist von ähnlichen Summen die Rede.

«In Deutschland ist die Begeisterung für den Sachsenring-GP riesig», stellte Stefan Bradl vor zwei Wochen beim Motorrad-GP von Deutschland fest. «Aber nur in Sachsen. Wenn du dich ins Auto setzt und zwei Stunden Richtung Westen fährst, nimmt das Interesse rapide ab.»

Deshalb kamen 1992 zum Hockenheim-GP nur 24.000 Zuschauer und 1997 zum Nürburgring-GP rund 17.000. Dann wanderte der Grand Prix nach Sachsen ab. Dort erschienen am 12. Juli 2015 am Sonntag mehr als 92.000 Besucher.

Richtig zur Sache geht es im Fussball allerdings in der englischen Premier League. Da hat Manchester United für die neue Saison Spieler für 98,5 Millionen engagiert, allein Bastian Schweinsteiger hat 18 Millionen gekostet.

In der Premier League hat allein der FC Chelsea in der letzten Spielzeit 137 Millionen für die TV-Bilder erhalten. Für die drei Spielzeiten 2017 bis 2019 hat die englische Liga die Rechte für 6,9 Milliarden Euro verhökert, ausländische TV-Stationen sollen weitere 2,6 Milliarden zahlen.

Schwindelerregende Summen.

So erhält künftig jeder Premier-League-Club im Schnitt rund 158 Millionen pro Jahr. BT (British Telecom) und Sky haben mit ihren Pay-TV-Kanälen die Preise hochgetrieben. Sky hat schliesslich bei der Versteigerung ?der TV-Rechte den Zuschlag erhalten.

Sky verfügt in Grossbritannien und Irland über 12 Millionen Abonnenten, in Deutschland leisten sich nur 4,2 Millionen Kunden ein Sky-Pay-TV-Abo.

Deshalb bezahlt Sky in Deutschland momentan «nur» 2,5 Milliarden für den Vier-Jahres-Deal ?in der Fussball-Bundesliga. Beim neuen Vertrag wird Sky auch in Deutschland immerhin mehr als 1 Milliarde pro Fussball-Saison auf den Tisch blättern müssen.

Wegen der schwachen Quoten ist in Deutschland kein Premium-Sender wie ARD, ZDF, Pro7, Sat1 oder RTL an MotoGP-Live-Rechten interessiert.

Weil die IDM seit Jahren in der Krise steckt und der Nachwuchs fehlt, weil die deutschen Teams wie Leopard-Kiefer und das Racing Team Germany deshalb Ausländer engagieren, wird sich die Situation in absehbarer Zeit auch nicht bessern.

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