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Romano Albesiano (Aprilia): Eine Lösung mit Bradl?

Von Günther Wiesinger
Man muss nicht besonders scharfsinnig sein, um zu erkennen: Aprilia Racing und Stefan Bradl werden auch in der MotoGP-Saison 2016 zusammenarbeiten.

Stefan Bradl hat bei seinen ersten drei Grand Prix auf der Werks-Aprilia RS-GP in Indianapolis, Brünn und Silverstone die erstaunlichen Startplätze 17, 16 und 14 erkämpft. Er hat in allen drei Qualifyings besser abgeschnitten als sein Teamkollege Alvaró Bautista. Der Spanier hat aber Bradl bei den ersten zwei Rennen besiegt und lag auf Platz 10, als der Bayer gestern beim Silverstone-GP in der 13. Runde als Eftplatzierter stürzte.

Aprilia-Renndirektor Romano Albesiano outete sich bereits bei Bradls Debüt in Indianapolis als Bradl-Fan. Beim Brünn-GP liess er sich anmerken, dass er den 25-jährigen Ex-Weltmeister unbedingt auch 2016 an der Seite von Bautista in seinem Werksteam haben will.

Zu diesem Zwecke musste jedoch eine Lösung mit Moto2-Pilot Sam Lowes gefunden werden, der vor dem Deutschland-GP beim Aprilia Racing Team Gresini einen Vorvertrag erhalten hatte.

Lowes erzählte beim British Grand Prix in Silverstone, Aprilia habe ihm inzwischen einen Werksvertrag für 2017 angeboten.

SPEEDWEEK.com befragte Romano Albesiano nach dem Silverstone-GP und erkundigte sich auch nach dem Stand der Verhandlungen mit Stefan Bradl für die Saison 2016.

Romano, wie lautet deine Bilanz nach drei Rennen mit Neuzugang Stefan Bradl? Du hast dich am Samstag in England gewundert, welchen Speed er im Qualifying vorgelegt hat?

Ja, sicher. Ich kann nur bestätigen: Seit Stefan in unserem Team eingetroffen ist, haben sich die Dinge radikal geändert – in eine positive Richtung. Wir sind sehr, sehr happy mit seiner Arbeit, was die Performance betrifft und die Art und Weise, wie er uns technische Informationen vermittelt.
Ich kann nur wiederholen, was ich dir schon nach den ersten zwei Rennen erzählt habe. Das hat sich alles bestätigt.
Woran wir mit ihm als Team arbeiten müssen, ist das Endergebnis im Rennen. Da müssen wir den Hebel ansetzen. Aber Stefans Einstellung ist sicher perfekt. Ich bin absolut optimistisch, dass wir das bei den nächsten Rennen gemeinsam hinkriegen.

Die ehemalige Marco-Melandri-Crew mit Diego Gubellini arbeitet jetzt für Stefan. Melandri war in allen Qualifyings zwischen 1,5 und 2,9 sec langsamer als Bautista. Es muss eine Erleichterung sein, jetzt zwei ebenbürtige Fahrer zu haben?

Ja, so ist es. Das erlaubt uns, jetzt die Performance unseres Motorrads konkret zu messen. Wir wissen, dass unser Bike ein paar Einschränkungen hat, denn es handelt sich in diesem Jahr um ein Laboratory-Bike. Aber unser Motorrad ist nicht sooo schlecht. Und es ist nützlich für uns, dass wir jetzt verstehen, was wir für ein richtiges MotoGP-Motorrad alles brauchen, wenn wir den neuen Prototyp für 2016 bauen.

Du musst am Samstag happy gewesen sein, als Stefan Bradl die Aprilia auf den 14. Startplatz stellte. Dovizioso auf der Werks-Ducati und Vinales auf der Werks-Suzuki qualifizierten sich auf den Plätzen 13 und 14.

Das war sooo nett... Wirklich.
Wir haben 2015 schon schöne Fortschritte erzielt. Aber wir sind erfolgshungrig, wir wollen noch weiter nach vorne...

Die Aprilia RS-GP lässt sich schwer auf der Linie halten, sagt Stefan Bradl.

Wenn die Reifen abgenützt sind, ja.
Wir müssen einen Teil der Arbeit, die wir mit Alvaro schon gemacht haben, jetzt zu Stefan transferieren. Er hat unser neues Chassis noch nie probiert. Das werden wir in Misano tun.

Wird das im GP-Training stattfinden? Oder erst beim privaten Dienstag-Test?

Nein, wir werden im ersten freien Freitag-Training mit dem neuen Chassis beginnen. Stefan wird das neue Chassis mit seinem bisherigen Chassis vergleichen. Alvaró hat dieses neue Chassis am Freitag in Brünn erhalten.

Ducati hatte jahrelang ein ähnliches Fahrwerksproblem wie Aprilia. Rossi klagte schon 2011 und 2012 über ständiges Untersteuern. Ducati hat deshalb für dieses Jahr beim neuen V-Motor eine gegenläufige Kurbelwelle eingebaut. Wird das auch bei Aprilia ein Thema für 2016?

Ja, wir wissen, sie haben das...

Und Aprilia plant für den neuen Werksmotor, der im Herbst auf dem Prüfstand laufen wird, ebenfalls eine gegenläufige Kurbelwelle?

(Er fühlt sich ertappt und lacht vielsagend).

Okay, ich habe verstanden.

Aber in Silverstone haben wir am Sonntag eine Ducati GP15 mit der gegenläufigen Kurbelwelle auf Platz 3 gesehen. Und dann eine andere Ducati GP14.2 mit einer normal drehenden Kurbelwelle auf Platz 2...

Aber im Trockenen sollte das neue Ducati-Konzept hilfreich sein?

Es ist ein interessantes Konzept. Da stimme ich zu.

Was erwartest du von Stefan Bradl bei den restlichen Rennen?

Ich erwarte Verbesserungen. Ganz sicher. Ich würde ihn wirklich gerne im Qualifying 2 sehen, also unter den Top-12 der Startaufstellung. Ich würde Stefan auch im Rennen gerne mal in den Top-Ten sehen, vor dem Ende der Saison.

Alle deutschen Fans beschäftigt die Frage, ob Stefan Bradl auch 2016 im Aprilia-MotoGP-Werksteam fahren wird.

(Er lacht vergnügt).

Du hast am Samstag in Silverstone gesagt, du arbeitest an einem Vertrag mit ihm?

Ja. (Er lacht). Ich bestätige, dass wir daran arbeiten. (Lacht wieder). Wir beschäftigen uns mit einer Lösung für Stefan. Das stimmt. Ich habe schon in Brünn gesagt, wir möchten einen jungen zweiten Fahrer. Stefan ist jung.

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