Die neue Suter MMX 500: Das Biest ist zurück

Von Günther Wiesinger
Read, Spencer, Gardner, Taveri, Sarron, Cadalora – es war eine lange Reihe von Stars, die heute in Dübendorf/CH an der Vorstellung der Zweitakt-Suter MMX 500 teilnahmen.

Ein riesiger Andrang von Prominenten herrschte bei der Vorstellung der neuen Suter MMX 500 im Air Force Center auf dem ehemaligen Militärflughafen Dübendorf bei Zürich.

Eskil Suter brachte zur Präsentation des 500-ccm-V4-Zweitakt-Production-Racers ein Exemplar in der Rothmans-Honda-Lackierung von Wayne Gardner in der Saison 1988 mit, das zweite Bike war silberfarben lackiert. Es handelt sch um die Exemplare 1 und 2 der insgesamt 99-Stück-Kleinserie. 

Wayne Gardner, Freddie Spencer und Eskil Suter machten mit den zwei Bikes kurze Demonstrationsfahrten auf der Flughafen-Landepiste.

Mit dabei etliche GP-Asse wie Freddie Spencer, Phil Read, der 86-jährige Luigi Taveri, Philippe Coulon, Jacques Cornu, Christian Sarron, Didier de Radigues, Luca Cadalora, Eric Saul, Bruno Kneubühler und so weiter. Dazu erschienen auch ehemalige GP-Teambesitzer wie Harald Eckl, Daniel Epp und Hans Mühlebach.

Insgesamt waren in Dübendorf 28 Weltmeistertitel und 275 GP-Siege versammelt.

Suter MMX 500: Wayne Gardner brachte alles ins Rollen

In der Firma Suter Racing Technology in Turbenthal/CH wurde seit rund fünf Jahren an diesem Projekt gearbeitet, aber nie mit dem nötigen Nachdruck.

Doch seit Wayne Gardner, 500-ccm-Weltmeister 1987, im vergangenen Juni beim «World GP Bike Legends»-Event in Jerez als Organisator mitgewirkt hat, plagten den 56-jährigen Australier einige Sorgen.

«Erstens wollen die Sammler und Besitzer der alten 500-ccm-Zweitakt-Werksmaschinen von Honda, Yamaha, Suzuki, Kawasaki oder Cagiva ihre kostbaren Einzelstücke nicht stürzen sehen. Sie wurden recht nervös, wenn wir richtig Gas gegeben haben. Zweitens gibt es nicht genügend Ersatzteile. Und drittens wusste man nie, wie lang die Motorräder halten», schilderte der 18-fache 500-ccm-GP-Sieger.

Dazu kam: Die alten Helden sind immer noch ehrgeizig, die alten Maschinen aus den verschiedenen Jahrgängen liegen manchmal vom Baujahr her 20 Jahre auseinander, es bestehen also eklatante Leistungsunterschiede.

«Es gibt auch Probleme mit den Radgrössen und Reifendimensionen», sagt Gardner. «Manche Maschinen haben noch 18-Zoll-Räder.»

Deshalb kam Wayne Gardner mit Eskil Suter ins Gespräch. Er besuchte ihn vor zwei Monaten, nachdem er von dem 500-ccm-Projekt in der Schweiz Wind bekommen hatte. Es wurde ein Joint Venture gegründet, Gardner und Suter kümmern sich jetzt um den Verkauf der 195 PS starken Motorräder.

«Wir möchten die Legends-Serie auf drei Events erweitern», erzählte Gardner. «Wir werden dann den Sammlern für unsere 500-ccm-Rennen ein Premium-Paket für 120.000 Franken anbieten, welches das Motorrad umfasst, kostenlose 17-Zoll-Reifen, kostenlosen Rennsprit, dazu können sich die Teamowner bei den Events in der Hospitality gratis verpflegen und die Trophäen behalten, wenn ihre Fahrer etwas gewinnen. Die Eigentümer der Suter-Legends-Bikes werden aus der limitierten Anzahl von 99 Maschinen eine gewünschte Nummer erhalten; sie können dann auswählen, in welchem Design sie das Bike haben wollen. Die Eigentümer können im Rahmen der Events auch selber ein paar Runden mit der Suter MMX 500 auf der Rennstrecke drehen.»

Es stehen dann zum Beispiel die Lackierungen von Rothmans-Honda, Marlboro-Yamaha, Gauloises-Yamaha, Cagiva, Pepsi-Suzuki, Lucky Strike Suzuki und so weiter zur Auswahl.

Gardner: «Wir sitzen dann alle auf identischen Maschinen und haben keine Sorgen mehr wegen der Zuverlässigkeit, der Reifengrösse und so weiter.»

Wayne Gardner hat schon einige Anfragen von neuen Schauplätzen für die Saison 2016. «Donington ist interessiert, Imola, Portimao. Es gibt auch Anfragen aus Japan und Malaysia und Eastern Creek in Australien. Aber wir möchten zuerst einmal in Mitteleuropa bleiben. Selbst Jerez war zu weit weg. Wir hatten 15.000 Zuschauer an den drei Tagen, aber die Anreise war für viele Fans zu lang, selbst von Barcelona aus. Ausserdem war es Mitte Juni in Andalusien zu heiss. Wir werden nicht mehr nach Jerez gehen. Der Streckenbetreiber war dort nicht sehr kooperativ. Wir mussten alles voraus bezahlen.»

Der Suter-Motor wird nach Angabe von Konstrukteur Alex Giussani rund 195 PS leisten, er hat zwei Kurbelwellen, sie sind gegenläufig; Gewicht: 127 kg; Top-Speed: 310 km/h; Drehzahl 13.000/min; Hubraum: 576 ccm; Bohrung 56 mm, Hub 58,5 mm; Zylinderwinkel 80 Grad; Sechs-Gang-Kasettengetriebe. Das komplette Motorrad wird fahrfertig und «ready to race» 120.000 Franken kosten.

«So ein 500-ccm-Zeitakter ist immer noch das ultimative Gerät», sagt Wayne Gardner. «Ich bin ja alle neuen MotoGP-Viertakter gefahren. Das sind harmlose Strassenmotorräder dagegen... Kein Rennviertakter hat diesen Knall, den eine 500er erzeugt. Ich hoffe ja immer noch, dass diese Zweitakter eine Wiedergeburt erleben. Zumindest im GP-Rennsport. Das sind wahre Rennmaschinen.»

Übrigens: Die beliebten Original-GP-Maschinen aus den 1980er und 1990er-Jahren sollen auch künftig bei den Classic-Events zu sehen sein. Aber höchstens für eine Demo-Runde und in einer Ausstellung.
Christian Sarron, 250-ccm-Weltmeister 1984 auf der Gauloises-Yamaha, war fast zu Tränen gerührt, als die Suter MMX 500 enthüllt wurde und er den vertrauten Sound des Vierzylinder-Zweitakters hörte.

«Es gibt kein Motorrad, das mit den 500-ccm-Raketen vergleichbar ist», stellte der Franzose fest.

Eskil Suter auf der MMX 500: Testfahrt in Vairano

Suter Racing stellte die Präsentation unter das Motto «The beast is back», das Biest ist zurück. «2016 werden wir bei den Legenden-Rennen sehen, wer das Biest ist, Wayne oder Freddie», grinste der begeisterte Christian Sarron.

«Es gibt eine Altherren-Meisterschaft für die alten Golf-Asse und es gibt das Tennis-Masters. Es ist höchste Zeit, dass wir eine Masters-Serie für die World-GP-Legenden inszenieren», meinte Wayne Gardner. «Ich habe schon ein Bike bestellt», fügte er an.
«Die Piste auf dem Flughafen war ein bisschen kurz und eng für die 500er», meinte Eskil Suter nach der ersten Demonstrationsfahrt. «Wir konnten die Kraft des Bikes kaum zur Geltung bringen. Das war, als würde man einen Haifisch in einen Swimming Pool sperren. Aber das Fahren mit der MMX 500 macht Spass. Ich habe das Bike vor zehn Tagen in Vairano bei Mailand ausprobiert. Man kann damit nach Belieben schwarze Striche auf den Asphalt zaubern.»

Nach der Vorstellung der MMX 500 mit mehr als 300 Gästen beginnt für Eskil Suter die Suche nach zahlungskräftigen Kunden, Sammlern und Teambesitzern. «Jetzt müssen wir Sponsoren und Sammler finden, die solche Motorräder kaufen. Wir wollen ein Feld von 20 bis 25 Fahrern haben. Da wir nur eine streng limitierte Anzahl von 99 Exemplaren bauen werden, werden die Motorräder immer ihren Wert behalten», ist Firmenchef und Ex-GP-Fahrer Eskil Suter überzeugt.

Und Wayne Gardner fügte an: «Wir werden bei der 'Legends Series' nie Nachwuchsprobleme bekommen. Denn jeder Rennfahrer muss irgendwann aufhören. Deshalb wird auch ein Valentino Rossi irgendwann bei uns mitfahren...»

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