MotoGP-WM 2016: Nur mit 20 statt 25 Fahrern?

Von Günther Wiesinger
Loris Baz beim GP von Japan: Forward Racing hat bisher kein Material für die MotoGP-WM 2016

Loris Baz beim GP von Japan: Forward Racing hat bisher kein Material für die MotoGP-WM 2016

Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta will das MotoGP-Feld für 2016 von 25 auf 20 Fahrer ausdünnen. Forward hat bisher keine Bikes, Iodaracing und AB Motoracing sind Wackelkandidaten. Martinez hat erst einen Fahrer.

Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta (69) macht seit Wochen kein Geheimnis daraus, dass er das MotoGP-Startfeld ausdünnen will.

Denn momentan stehen 25 Stammfahrer am Start, 2017 kommen zwei KTM-Werksfahrer dazu, die Dorna will aber ein Feld von 22 bis maximal 24 Fahrer haben.

Da in der Saison 2017 das KTM-Werksteam mit zwei Piloten neu dazu kommt, würde die Dorna das Startfeld für 2016 am liebsten von aktuell 25 auf 20 Fahrer reduzieren.

Das bedeutet keine erfreulichen Nachrichten für Forward Racing. Das Team von Giovanni Cuzari streitet zwar dank Loris Baz in diesem Jahr um den Gesamtsieg in der Open-Class, 2014 wurde diese Kategorie von Forward-Yamaha-Pilot Aleix Espargaró gewonnen.

Aber wegen der Festnahme von Cuzari nach dem Sachsenring-GP ist das Team in Misskredit geraten. Dem Teambesitzer wird Geldwäsche, Steuerhinterziehung in Millionenhöhe und Korruption zur Last gelegt. Er sass 30 Tage in Untersuchungshaft, die Anklagepunkte blieben aufrecht.

Deshalb wird Yamaha keine Maschinen mehr für 2016 liefern. Yamaha-Renndirektor Lin Jarvis hat gegenüber SPEEDWEEK.com bereits beim Brünn-GP durchblicken lassen, dass Forward erst nach einem Freispruch von Cuzari wieder als Geschäftspartner in Frage kommt oder nach dem Verkauf des Rennstalls an einen renommierten neuen Eigentümer.

Fünf Bikes könnten 2016 fehlen

Ähnlich zurückhaltend verhält sich Aprilia, auch Honda will keine Bikes liefern, Suzuki verzichtet 2016 auf ein Kundenteam, Ducati hat bereits vier Teams – Ducati Corse, Pramac, Avintia und Neuzugang Aspar Martinez.

Aber weder Sito Pons (er wollte nur einen Platz) noch Leopard Racing kamen mit Forward ins Geschäft. Ausserdem suchte Cuzari neue Partner, keine Käufer.

Forward wird also 2016 aller Voraussicht nach in der MotoGP-WM fehlen.

Die Dorna will auch das leidgeprüfte E-Motion-Iodaracing-Team zum Rückzug aus der MotoGP-WM überreden, Teambesitzer Giampiero Sacchi könnte dafür zum Beispiel ein zweiter Moto2-Platz in Aussicht gestellt werden.

Beim Power-Electronics «Aspar»-Team ist der zweite Platz neben Yonny Hernandez noch nicht gesichert, obwohl Ducati gerne GP14.2-Maschinen für zwei Fahrer an den Spanier liefern würde.

Martinez zögert jedenfalls bisher noch mit der Bekanntgabe der neuerlichen Verpflichtung von Eugene Laverty, der allerdings ohnedies eine Vertrag für 2016 hat. Doch bisher ist fraglich, ob Martinez genug Geld für zwei Fahrer auftreibt.

Auch die Zukunft des AB Motoracings mit Karel Abraham steht auf der Kippe, es hat seit mehr als 20 Rennen keinen Punkt ergattert.

Zwei Forward-Maschinen weg, eventuell ein Aspar-Bike weg, dazu Rückzug von Iodaracing von AB Motoracing – so könnte die Dorna den Idealzustand von 20 Motorrädern für 2016 erreichen.

Die neue Vereinbarung mit Michelin sieht 24 Teilnehmer vor. Das heisst: Wenn Martinez mit zwei Fahrern weitermacht oder Iodaracing (dort ist ein mysteriöser Investor aus Venezuela im Gespräch) auch 2016 in der MotoGP fährt, hält sich die Fahreranzahl für Dorna-Chef Ezpeleta mit 22 Piloten im geplanten Rahmen.

Iodaracing befindet sich aber in einer schwierigen Situation. Fahrer Alex De Angelis ist schwer verletzt, für 2016 fallen wegen der schlechten Ergebnisse die Zuschüsse von Dorna und IRTA in Millionenhöhe weg. Ob Teambesitzer Giampiero Sacchi den MotoGP-Rennstall ohne diese Einnahmen (es geht um rund 1 Mllion Euro) betreiben kann, ist höchst zweifelhaft.

Und wenn sich Iodaracing-Chef Sacchi aus der Königsklasse zurückzieht, wird ihm die Dorna diesen Entschluss mit einer bekömmlichen finanziellen Abfindung versüssen – wie es vor einem Jahr bei Paul Birds PBM-Team geschehen ist.

LCR-Honda wird zwar 2016 nur mit Cal Crutchlow fahren, aber auf die Grösse des Startfelds hat diese Massnahme keinen Einfluss, weil Marc VDS den Australier Jack Miller (von LCR) neben Tito Rabat übernimmt.

Wenn für 2016 die Zahl von 20 Fahrer erreicht wird, hat die Dorna für die nächsten Jahre etwas Spielraum für den Fall, dass ein renommiertes Moto2-Team wie Paginas Amarillas Pons in die MotoGP-WM aufsteigen will. Oder wenn ein siebter Hersteller kommt – zum Beispiel Kawasaki, MV Agusta oder gar BMW, womit freilich im Moment niemand rechnet.

«Wenn wir 2017 inklusive KTM nur 22 Fahrer haben, ist das auch okay», stellte Carmelo Ezpeleta fest.

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