Valentino Rossi: «Habe kein Verständnis für Honda»

Von Günther Wiesinger
Valentino Rossi wundert sich. Warum schauen die Honda-Manager begeistert zu, wie Marc Márquez durch Tatenlosigkeit beim WM-Finale für einen Yamaha-Sieg sorgt?

Valentino Rossi hat die MotoGP-WM vom ersten Rennen in Katar bis zum Finale angeführt. Beim Valencia-GP hat ihm Jorge Lorenzo in letzter Minute den WM-Titel entrissen.

Valentino, wie geht es jetzt weiter? Wer kann dich wieder aufrichten und motivieren? Oder musst du dein Team aufrichten? Denn deine Truppe schaut ziemlich mitgenommen und verstört aus.

(Er lacht). Ja, weisst du... Momentan ist diese Suppe noch sehr heiss.
Aber für die nächste Saison werden andere Dinge wichtig und von Belang sein.
Es wird wichtig sein, die Motivation wieder zu finden und ein weiteres Mal auf Titeljagd zu gehen. Es wird ein weiterer Versuch stattfinden, den zehnten Titel zu gewinnen.
Ich mache mir wegen dem nächsten Jahr keine Sorgen. Diese Story ändert nichts an meinen Plänen. Ich habe einen Yamaha-Vertrag für 2016. Und den werde ich erfüllen.
Ich wollte mindestens noch zwei Jahre für Yamaha fahren. In diesem Jahr war ich konkurrenzfähig. Ich habe gute Arbeit geleistet. Es macht also Sinn, 2016 weiter zu machen. Dann werde ich entscheiden, was ich 2017 mache.

Hättest du heute mit den Top-3 mithalten können, wenn du in der ersten oder zweiten Reihe gestanden wärst?

Es war ein seltsames Weekend, weil ich schon vor dem Rennen wusste, dass meine Chancen sehr gering sind.
Ich war heute nicht besonders schnell. Man muss aber auch berücksichtigen, dass ich mit den neuen Reifen am Anfang im Verkehr gesteckt bin. Ich wollte überholen, ich konnte aber im Verkehr nicht das Maximum geben.
Wenn ich von einer normalen Startposition losgefahren wäre, hätte ich etwas probieren können. Dann hätte ich versuchen können, gegen Jorge zu fighten.

Als du zuletzt derartig über Márquez hergezogen bist wie heute, ist drei Tage danach am Sonntag in Sepang etwas Schreckliches passiert. Du fürchtest nicht, was deine Aussagen für Konsequenzen haben werden?

Was die Zukunft mit Márquez bringt, das kann ich nicht beurteilen. Das weiss ich ehrlich nicht.
Was soll ich dazu sagen? Was soll ich tun?
Soll ich aufhören, weil ich die Hosen voll habe?
Ich habe nur meinen Standpunkt klargemacht und der Öffentlichkeit gesagt, was sich auf der Piste abspielt. Der Rest geht mich nichts an. Den kann ich nicht beeinflussen.

Du bist jetzt 36. Du hast in diesem Jahr viel Energie verbraucht. Machst du dir Sorgen, dass du mit 37 Jahren vielleicht schon zu alt sein wirst für diese GP-Schlachten?

Wenn man sich die menschliche Entstehungsgeschichte anschaut, dann gibt es keinen ersichtlichen Grund, warum man mit 37 weniger schlagkräftig sein sollte als mit 36. Ein Jahr macht keinen grossen Unterschied. Ich denke, ich kann nächstes Jahr ziemlich gleich schnell fahren wie in diesem Jahr.
Aber es hängt viel von der Motivation ab. Und es wird sehr darauf ankommen, wie gut die Yamaha zu den Michelin-Reifen passen. Es wird darauf ankommen, wie gut wir im Team arbeiten.
Aber ehrlich gesagt, 2016 wird eine andere Story sein. Ich werde mich bemühen, wie immer. Ich mache mir deswegen kein Kopfzerbrechen.

Marc Márquez sagte, wenn er heute Jorge helfen hätte wollen, wäre er 5 Sekunden hinter ihm geblieben. Was sagst du dazu? Wie hast du die letzten Rennrunden erlebt?

Hm. Wenn du die Rennen von Marc Márquez in den letzten Jahren anschaust, dann wirst du sehen, dass er immer versucht, den Vordermann zu überholen, zumindest in der letzten Runde.
Die erste Frage lautet also: Warum hat Marc Márquez nie versucht, bei diesem Valencia-GP Jorge Lorenzo zu überholen? Und warum hat er keinen einzigen Überholversuch in der letzten Runde gemacht?
Die Situation wurde für Pedrosa sehr peinlich. Denn Pedrosa war weit hinten, aber in den letzten zwei, drei Runden hat er zwei Sekunden aufgeholt. Das bedeutet: Márquez hat sich an die Pace von Lorenzo gehalten. Márquez hat einfach dahinter gewartet.
Für mich ist ganz klar, dass er Lorenzo geholfen hat. Als er den Helm abgenommen hat, hat er zwar behauptet, das sei unwahr. Aber ich habe im Fernsehen gesehen, dass Márquez nach dieser Niederlage sehr happy ausgesehen hat. Haha.

Nächstes Jahr ändert sich einiges. Es kommen die Michelin-Reifen, es kommt die Einheits-Elektronik. Wird die Situation für dich dadurch komplizierter?

Das ist jetzt unmöglich zu sagen. Wir können das nicht genau einschätzen. Die ersten Tests mit Michelin haben uns etwas Kopfzerbrechen gemacht. Es sieht so aus, als sei unser Motorrad für diese Reifen nicht gut ausbalanciert.
Aber ich denke und hoffe, es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis wir an der M1 genug arbeiten können, damit wir die Michelin-Reifen optimal zum Arbeiten zu bringen.

Du hast dich nach dem heutigen Rennen über die Position der Honda-Manager aufgeregt.

Ja, für mich ist es sehr seltsam. Die Position von Honda ist für mich unverständlich. Wie kann ein Hersteller zustimmen, dass einer seiner Werksfahrer für einen Yamaha-Sieg sorgt und sich bei einem Rennen nur darauf konzentriert, mit dessen Teamgefährten zu kämpfen?
Das ist höchst merkwürdig. Ich verstehe das nicht, wenn ich ehrlich bin.

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