Johannes Orasche: «Preis-Leistung bei Pay-TV stimmt»

Von Sharleena Wirsing
Johannes Orasche kommentiert auch 2016 für Eurosport

Johannes Orasche kommentiert auch 2016 für Eurosport

Das neue MotoGP-Team von TV-Sender Eurosport arbeitete in Katar erstmals zusammen. SPEEDWEEK.com sprach mit Johannes Orasche über seine Aufgaben, das Team und Pay-TV.

Das erste Rennwochenende der MotoGP-Saison 2016 ist bereits Geschichte. Eurosport wartete, nach Konflikten unter den Kollegen und Kritik von Seiten der Zuschauer im vergangenen Jahr, nun mit einem neuen MotoGP-Team auf. Stefan Nebel ist nun fester Bestandteil der TV-Truppe und arbeitet in der TV-Kabine mit Harry Weber und Johannes Orasche zusammen.

Neuer Eurosport-MotoGP-Experte in der Boxengasse ist der 20-fache GP-Sieger Ralf Waldmann, der von Moderator Jan Stecker begleitet wird.

Nach dem ersten Einsatz des neuen Teams in Katar gab es keine schwerwiegende Kritik, obwohl die Kommentatoren bis zum zweiten Grand Prix sicherlich noch an ihrem Timing arbeiten werden, um sich nicht unnötig ins Wort zu fallen. Auch an sprachlichen Feinheiten kann noch gefeilt werden. Doch Übung macht den Meister, das gilt auch für die reibungslose Zusammenarbeit eines TV-Teams. Es ist wohl auch nur eine Frage der Zeit, bis Experte Ralf Waldmann seine anfängliche Nervosität gänzlich abstreifen kann.

Hannes Orasche war, wie später auch Stefan Nebel, schon im letzten Jahr im MotoGP-Team von Eurosport vertreten. «Stimmt. Für mich ist es super, dass wir wieder zwei großartige Experten an Bord haben.» 2015 waren Dirk Raudies und Alex Hofmann als Experten für Eurosport tätig, nun sind es Nebel und Waldmann. «Dass Stefan weitermacht, war für mich wie für die meisten absehbar. Als dann das Thema Ralf auf den Tisch kam und ich gefragt wurde, hab ich gesagt: ‹Ja, unbedingt. Bitte.› Ralf habe ich durch Reiti nämlich über die Jahre immer verfolgt habe. Ich weiß, wie gut er Aussagen treffen und analysieren kann, wenn man ihn mit der Materie etwas reizt. Er redet ganz frei heraus, das kommt auch gut an. Er verstellt sich nicht und unterwirft sich keinen Konventionen», ist Orasche überzeugt.

Ralf Waldmann ist ein außergewöhnlicher Charakter. «Genau. Als das Thema auf den Tisch kam, habe ich genau das gesagt, was du jetzt sagst. Er hat bereits für den MDR kommentiert, da stand er aber nicht vor der Kamera. Bei uns ist er viel in der Boxengasse unterwegs. Es war eigentlich eine naheliegende Idee, wer hat in Deutschland so viel gewonnen wie er? Da gibt es nicht viele.»

Wird die Zusammenarbeit im Team auch über das erste Rennwochenende hinaus harmonischer sein als im letzten Jahr? «Ich persönlich hatte auch im letzten Jahr mit keinem irgendwelche Probleme. Ich habe die Schwierigkeiten aber natürlich mitbekommen. Mit Ron und Dirk kam ich im letzten Jahr sehr gut zurecht, für mich war das auch wunderbar. Ich war abends einmal mit Alex und einmal mit Ron und Dirk unterwegs. Jetzt ist Harry dabei, der mich im letzten Jahr in Silverstone und in den USA ersetzte, denn ich konnte meine Termine damals nicht absagen. Jan Stecker kennt jeder, alle wissen, was er macht und kann. Das ist ein gutes Team. Ich wusste schon beim Finale 2015 in Valencia, dass ich weitermachen darf. Über die weiteren Änderungen wurde ich dann immer wieder informiert. Ich hoffe und denke, dass das Team nun so bleiben wird.»

Alex Hofmann wechselte für 2016 zu Servus TV. «Wir haben im Dezember noch zusammen das Superprestigio live kommentiert. Dabei haben wir uns in München für 2016 beraten und geplant. Doch einen Monat später traf er wegen vertraglicher Details eine andere Entscheidung.»

2016 werden wieder neun von 18 Rennen im Pay-TV gezeigt. Wird die MotoGP-WM über kurz oder lang vollständig ins Pay-TV abwandern? «Das werde ich sehr oft von Zuschauern gefragt. Ich muss ehrlich sagen, auch für die Bundesliga zahlst du ein Abo, damit du die Spiele am Nachmittag schauen kannst. Darüber gibt es nie Diskussionen. Für Formel 1 zahlst du auch, wenn du mehrere Perspektiven haben willst. Das Gute am Eurosport Player ist, dass man sich die Rennen noch 20 Mal anschauen kann oder zwischendurch stoppen kann. Dazu kommt noch, dass man dann nicht nur MotoGP sehen kann, denn die Fans interessieren sich auch für Motocross, BSB und Superbike. Es gibt kaum einen, der sagt: ‹Ich schalt bei allem anders aus, ich schau nur Rossi.› Man bekommt im Prinzip vier Serien, die man sonst nicht auf einem deutschen Kanal sehen kann. Viele sagen, dass Pay-TV die Zukunft ist. Beim Fußball ist es die Zukunft. Preis und Leistung sind bei uns völlig in Ordnung, nur die Mentalität in Deutschland und Österreich ist noch nicht so weit.»

Beim Saisonstart in Katar zeigte sich, dass in der MotoGP-Saison 2016 bis zu vier Hersteller vorne mitmischen können. «Mir würde es natürlich gefallen, wenn Ducati und Suzuki regelmäßig vorne mithalten können. Dann wären es vier Hersteller, die um Siege fahren. Es wäre nichts geiler. Wenn Suzuki es aus eigener Kraft in die Top-5 schafft, wäre das schon geil. In der Moto2-Klasse haben wir zudem fünf deutschsprachige Fahrer, die in jedem Rennen auf das Podest fahren können. Auch Philipp Öttl wird stärker werden als 2015. Wir berichten jetzt nicht nur mehr über Rossi, Rossi, Rossi, es gibt noch viele andere interessante Sachen.»

Was fasziniert dich an der MotoGP-WM? «Alles. Die Technik, diese wahnsinnige Geräuschkulisse, die dir im wahrsten Sinne des Wortes die Haare zu Berge stehen lässt. Das Level der Technik und die Gewalt, die durch die Hersteller dahintersteckt. Trotzdem sind die Fahrer an dem Ganzen noch immer das Interessanteste. Die derzeitige Konstellation, dass sich einige nicht mehr die Hand geben wollen und Verträge plötzlich neu gemacht werden – die Weltmeisterschaft erhielt für mich so eine neue Komponente. Das gab es noch nie, dass sich jemand völlig über die Team-Konventionen hinwegsetzt wie Valentino und sich provozieren lässt. Es war noch nie so extrem wie jetzt. Auch bei Gibernau war es nicht so extrem. Obwohl versucht wird, alles zu reglementieren, gewisse Fragen verboten werden, war es noch nie so extrem. Man hat ja gesehen, wie viel Begeisterung das ausgelöst hat. Ich bin immer noch der Meinung, dass dieses ‹back to the roots›, dass jeder sagt, was er denkt, das größte Echo ausgelöst hat, das die MotoGP-WM je bekam. Wir waren ja davor schon leicht auf dem Weg in Richtung Formel 1. Die 2015er-Saison sorgte für einen Schritt um fast zehn Jahre zurück, was die Emotion betrifft. Das fasziniert mich und sorgt für Gänsehaut.»

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