Romano Albesiano: «Sehr cleveres Rennen von Bradl»

Von Günther Wiesinger
In Argentinien erlebte das Aprilia-Werksteam mit zwei Top-10-Plätzen durch Stefan Bradl und Alvaró Bautista einen unverhofft großen Erfolg. SPEEDWEEK.com sprach mit Renndirektor Romano Albesiano.

Das Aprilia Racing Team Gresini freute sich beim Argentinien-GP über die – etwas unerwarteten – Erfolge von Stefan Bradl und Alvaró Bautista, die nach turbulenten Szenen und zahlreichen Stürzen der Vorderleute auf den Rängen 7 und 10 ins Ziel kamen.

Aprilia-Renndirektor Romano Albesiano ist sich bewusst, dass die Entwicklung der neuen RS-GP 16 noch in Kinderschuhen steckt.

Romano, das Ergebnis von Las Termas durfte man in diesem Ausmass nicht erwarten. Stefan Bradl lag am Freitag nach Problemen mit der Elektronik noch an 20. Stelle. Da hast du dir Sorgen über ihn gemacht, denn er war schon in Katar meist langsamer als Bautista.

Ja, aber Stefan hat dann am Samstag gut reagiert und sich den 16. Startplatz gesichert. Wir haben am Freitagabend ein ausgiebiges Gespräch mit den Öhlins-Technikern geführt und sie gefragt, wie wir Stefan helfen können, mehr Vertrauen zum Vorderrad zu finden.
Es gab dann ein paar Änderungen. Der Samstag war dann für mich ein sehr, sehr positiver Tag. Stefan ist dann im Qualifying eine ausgezeichnete Zeit gefahren. Danach war ich happy für ihn – und für Aprilia.

Stefan hat aus der ersten Saisonhälfte 2015 bei Forward nicht die besten Erfahrungen mit der ECU von Magneti Marelli. Deshalb dauerte es bei ihm etwas länger als bei Bautista, bis er mehr Vertrauen zu dieser Elektronik fand?

Ja, richtig, das ist ein grosser und wichtiger Teil des Problems. Aber wir haben bei der Elektronik bei Stefan am vergangenen Wochenende sehr grosse Fortschritte erzielt. Wir haben das Set-up für die ECU beim ihm verbessert, er kommt jetzt damit besser zurecht.

Ausserdem findet er immer mehr Vertrauen zum Vorderreifen, das ist in dieser ersten Saison mit Michelin ein Schlüssel zum Erfolg.
Wie gesagt: Da war das Meeting mit Öhlins am Freitagabend sehr hilfreich.

Aber nach Platz 16 im Qualifying und der schwierigen Situation mit den Hinterreifen – hast du da mit Top-Ten-Plätzen beider Fahrer spekuliert fürs Rennen? Es gab ja vor dem Rennen viele Unwägbarkeiten?

Stefan war im Qualifying an 16. Stelle, richtig. Aber es fehlten ihm nur 0,242 sec auf Platz 10 von Pol Espargaró. Und er ist im Quali nur 1,4 sec langsamer gefahren als Marc Márquez. Zur ersten Reihe fehlten nur 0,9 sec.

Gut, Startplatz 16 ist nicht super aufregend, aber Stefan war nahe an den Top-Ten dran. Das hat uns ermutigt. Das war positiv.
Der Start war nicht ideal, aber Stefan ist dann ein ausgezeichnetes Rennen gefahren, sehr schlau, er hat alle unnötigen Risiken vermieden.

Am Ende hat sich diese Strategie ausgezahlt. Es war das richtige Rennen, um eine so clevere Fahrweise vorzuführen.

Du hast erwähnt, dass es bei der Elektronik bis zur Saisonmitte dauern wird, bis das Maximum der Marelli-ECU ausgeschöpft werden kann. In anderen Bereichen seid ihr bei der RS-GP 16 schon weiter. Wie sieht es beim Motorrad mit der Abmagerungskur aus? Ihr wolltest 10 kg abspecken?

Ja, da sind wir recht weit fortgeschritten. Wir haben jetzt fast 10 kg weniger als zum Saisonende 2015. Aber wir sind bei dieser Diät noch nicht am Ende. Wir haben vor, noch 2 weitere kg wegzubringen. Es gibt einige neue Komponenten, die wir bereits testen.

Sobald wir diese Teile einsetzen können, werden wir sehr nahe am 157-kg-Limit sein.

Bautista hatte am Sonntag ein ereignisreiches Rennen, er ist zweimal gestürzt. Da sieht man, dass die Aprilia-Werksfahrer unter Druck stehen. Da Sam Lowes schon einen Vertrag für 2017 hat, ist nur Platz für einen der beiden Fahrer von 2016. Jetzt wird heftig um die Nr.-1-Position gestritten.

Ja, Alvaró hatte einen leichten Crash beim Duell gegen Pol Espargaró, das war in der Runde bevor er den Boxenstopp machen wollte. Er hat dadurch rund 15 Sekunden verloren.

Er ist rasch weitergefahren und ist dann an die Box gekommen. Vielleicht war er noch etwas zu erhitzt und aufgeregt, er hat beim Stopp einen kleinen Fehler gemacht.

Bautista hat den Mechaniker über den Haufen gefahren, der die Ersatzmaschine bereit hielt.

Ja, das hätte recht gefährlich werden können. Es ist an der Zeit, dass sich alle Beteiligten Gedanken über diese flag-to-flag-Strategie machen.

In der Superbike-WM gibt es ein besseres System mit einer fixierten Zeitspanne für den Wechsel. Es besteht dann weniger Zeitdruck. Das erhöht die Sicherheit. Wir werden der GP-Organisation vorschlagen, sich bei den Superbikes ein Beispiel zu nehmen und in Zukunft etwas Ähnliches zu machen. Denn die Zustände am Sonntag in Las Termas waren sehr gefährlich.

Aber zurück zur Frage. Natürlich sind die Fahrer unter Druck, es herrscht eine gesunde Rivalität. Aber das ist normal. Das ist gut für Aprilia und gut für die Fahrer.

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