Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Lin Jarvis über Vinales: «Er war die erste Wahl»

Von Günther Wiesinger
Lin Jarvis in Mugello: Rossi wurde nicht um Erlaubnis gefragt

Lin Jarvis in Mugello: Rossi wurde nicht um Erlaubnis gefragt

Movistar-Yamaha hat zwei Monate nach Valentino Rossi auch den zweiten Platz im Werksteam besetzt. Rennchef Lin Jarvis spricht über die Vorzüge des Neuzugangs, über Pedrosa und Iannone.

Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing, nahm am Donnerstagnachmittag erstmals Stellung zur Verpflichtung von Maverick Vinales. Draussen blitzte und donnerte es, ein ging nach einem fürchterlichen Gewitter ein Wolkenbruch nach dem andern nieder.

«Stell dir vor, wenn wir so ein Wetter am Sonntag während des Grand Prix hätten», entsetzte sich der Yamaha-Stratege.

Der Engländer erklärte auch, dass mit Andrea Iannone nie verhandelt worden sei, dass Alex Rins nie fürs Werksteam in Frage kam und dass auch Tech3-Yamaha-Pilot Pol Espargaró nie als Lorenzo-Nachfolger in Betracht gezogen wurde, weil seine Leistungen in den letzten Jahren nicht konstant genug waren.

Lin, die Verpflichtung von Maverick Vinales war für Yamaha die bestmögliche Wahl. Ihr habt einen tollen Coup gelandet. Stimmst du zu?

Ja, ich bin sehr happy. Ich persönlich bin sehr happy, auch Yamaha ist glücklich mit dieser Wahl.
Wenn du den aktuellen Weltmeister vom Format eines Jorge Lorenzo verlierst, dann ist es sehr schwierig, einen würdigen Ersatzmann zu finden.
Ganz sicher kann man Jorge nicht auf der Stelle mit einem Fahrer ersetzen, der sofort die gleichen Resultate erreicht und die gleiche Performance schafft.
Also haben wir gesagt: Wir halten nach dem bestmöglichen Ersatzmann Ausschau.
Es gab dann zwei Möglichkeiten: Einerseits hätten wir von den Routiniers den besten Verfügbaren engagieren können. Anderseits konnten wir uns Gedanken machen, welcher verfügbare junge Topfahrer das grösste Potenzial für die Zukunft offenbart. Und da war der 21-jährige Maverick Vinales die logische erste Wahl.
Schliesslich haben wir uns als Firma relativ rasch für die zweite Option entschieden. Wir sind jetzt extrem glücklich, dass es uns gelungen ist, unsere Absicht in die Tat umzusetzen und uns für die MotoGP-Zukunft zu rüsten.

Seit zwei Wochen geisterten viele Spekulationen durch die Medien. Mehrmals war zu lesen, Dani Pedrosa habe sich bereits mit Yamaha geeinigt.

Ja, ich bin in Le Mans dauernd mit Fragen zu diesem Thema bestürmt worden. Aber wir haben immer betont, dass Maverick bei uns erste Wahl ist. Es war unser vorrangiges Ziel, ihn zu Yamaha zu holen. An dieser Einstellung hat sich nie etwas geändert während den ganzen Diskussionen und Verhandlungen.

Hat Yamaha das Pedrosa-Gerücht in die Welt gesetzt, um Maverick unter Druck zu setzen?

Nein, aber wir haben nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass wir Dani im Auge haben. Er war unser Wunschfahrer für den Fall, dass wir keinen jungen Topfahrer mit grosser Zukunft engagieren können. Deshalb haben wir natürlich auch mit dem Management von Dani verhandelt.
Es ist nicht unsere Methode, Gerüchte zu verbreiten oder einem Fahrer den Arm auf den Rücken zu drehen, damit er bei uns unterschreibt.
Ich habe keine Ahnung, woher die Gerüchte mit Pedrosa kamen. Es war so schlimm, dass ich mein Mobiltelefon über Nacht abgeschaltet habe. Jeden Morgen hatte ich dann Dutzende SMS von Leuten, die mich mit Fragen zu Pedrosa bombardierten. Ich habe nie herausgefunden, wer diese Gerüchte in die Welt gebracht hat.

Wurde Valentino Rossi in die Verhandlungen eingeweiht? Wurde er um seine Meinung gefragt?

Natürlich ist es wichtig, ein gut ausbalanciertes Team zu haben. Aber gleichzeitig muss es sehr konkurrenzfähig sein. Nein, wir haben Valentino nicht um Erlaubnis gefragt, ob wir Fahrer A oder Fahrer B verpflichten dürfen.
Ehrlich gesagt, wenn du dir das Fahrerfeld anschaust, dann haben wir nur einen Fahrer nie in Betracht gezogen, das war Marc Márquez. Die Gründe dafür muss ich nicht erwähnen...
Vale respektiert unsere Entscheidung. Er weiss, dass wir auch die Zukunft von Yamaha im Auge behalten müssen. Vale und Maverick haben ein sehr gutes Verhältnis. Das ist gut.

Maverick Vinales hat im April den Manager gewechselt. In Jerez wurde der Vertrag mit Aki Ajo aufgelöst, jetzt betreut ihn Paco Sanchez. Hat das an den Verhandlungen etwas geändert?

Eine interessante Frage. Aber ehrlich gesagt, wir haben nie mit Ajo über Maverick gesprochen. Als die Verhandlungen in die entscheidende Phase gingrn, war bereits der neue Manager zuständig. Wir haben in Texas die ersten formellen Gespräche mit Maverick geführt. Zu diesem Zeitpunkt stand der Managerwechsel bereits fest.

Valentino Rossi hat in Texas bereits verraten, dass Vinales, Pedrosa und Iannone die drei aussichtsreichsten Kandidaten für die Lorenzo-Nachfolge seien. Stand Iannone jemals ernsthaft zur Diskussion? Zwei Italiener bei Yamaha, das wäre für den spanischen Hauptsponsor Movistar ein harter Brocken gewesen?

Wir haben mit Andrea Iannone nie verhandelt. Andrea hat uns zwar wissen lassen, dass er Interesse an Yamaha finden könnte, wie das hinter den Kulissen alle Fahrer getan haben. Jeder will das bestmögliche Bike haben...
Aber es gab keine Gespräche mit Andrea und seinem Management.
Was zwei Italiener bei Yamaha betrifft, so muss ich sagen, dass Movistar ohne Zweifel glücklicher ist, wenn ein Spanier im Werksteam fährt. Bei den Verhandlungen mit Movistar kam dieser Wunsch zum Ausdruck, aber es besteht keine Verpflichtung für einen spanischen Piloten.
Yamaha hat die Freiheit, die bestmöglichen Fahrer zu engagieren.

Was hat dich bei Maverick Vinales am meisten beeindruckt?

Ich mag seinen Ehrgeiz, seine Begierde und sein Verlangen, erfolgreich zu sein. Er hat nur ein Ziel und eine Sehnsucht, er will Weltmeister werden. Er ist nicht hier, um ein Star zu werden, er ist nicht hier, um möglichst viel Geld zu verdienen.
Maverick hat eine Entscheidung getroffen, die vom wirtschaftlichen Gesichtspunkt aus vielleicht nicht so lukrativ war, als wenn er bei Suzuki geblieben wäre. Und im Grunde hat er das brennende Verlangen, MotoGP-Weltmeister zu werden. Er will zu den weltbesten Athleten in dieser Sportart gehören, die er für sich auserwählt hat.
Das ist für mich das herausragendste Merkmal in Zusammenhang mit Maverick. Und er weiss auch, wie man eine Weltmeisterschaft gewinnt. Noch dazu unter grossem Druck. Wir erinnern uns alle an das Moto3-WM-Finale von 2013 in Valencia, wo er als Aussenseiter den Titel gewann.

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