Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Danny LaPorte: «Ein Amerikaner in Paris»

Kolumne von Thoralf Abgarjan
Er kam, sah und siegte. Danny LaPorte kam aus den USA und wurde prompt Weltmeister. Doch die Amerikaner sind Europa gegenüber nicht aufgeschlossen, ​erklärt der Champion, der es als erster Amerikaner in Europa schaffte.

Es sind nur eine Handvoll Fahrer, die den Sprung über den großen Teich erfolgreich geschafft haben: Danny LaPorte, Brad Lackey, Trampas Parker, Donny Schmit und Bob Moore.

Danny LaPorte war aber der erste US-Champion, der auch in der WM Erfolg hatte. Mit ihm holte die USA 1981 in Bielstein ihren ersten Nations-Titel. «Mein bedeutendster Erfolg», meint der Amerikaner heute rückblickend. «Roger De Coster hat damals das Team geformt. Wir, Chuck Sun, Donnie Hansen, Johnny O’Mara und ich, haben uns als Team gegenseitig unterstützt.»

Gleich in seinem ersten WM-Jahr wurde LaPorte 1982 der erste US-Weltmeister in der 250er Klasse (der heutigen MXGP).

«Ich bin schon frühzeitig nach Europa gezogen, um mich an das Leben dort zu gewöhnen», erinnert sich LaPorte heute. «Wir haben sehr viel auf unterschiedlichen Strecken auf dem ganzen Kontinent getestet.»

Ryan Villopoto bevorzugte vor seinem Wechsel in die WM eine andere Strategie und testete lieber in den USA.

LaPorte war ein Vorreiter, ein Pionier, der echte Leidenschaft an den Tag legte. «Bei mir war das alles ein wenig anders», wiegelt der sympathische Kalifornier ab, wenn er auf die Parallelen zu Ryan Villopoto angesprochen wird. «Ich bin schließlich mit einer Französin verheiratet und bin deshalb sehr international. Ich war selber scharf darauf, in die WM zu kommen.»

Aber die französischen Frauen waren nicht der einzige Grund für LaPorte, die Herausforderung in der WM zu suchen: «Als ich ein kleiner Junge war, habe ich Roger De Coster und Joël Robert bewundert und die Artikel in den «Cycle News» verschlungen - eine größere Motorrad-Zeitschrift in den USA. Das waren die Helden unserer Zeit, von denen man etwas lernen konnte.»

Motocross hat eine starke europäische Tradition. In den 1970er und 1980er Jahren herrschte bei den WM-Rennen eine unglaubliche, elektrisierende Atmosphäre: Die Strecken waren von enthusiastischen Zuschauern umsäumt?, 40 Fahrer am Start. «Das war nach meiner Meinung die goldene Zeit des Motocross, in Europa und in Amerika», meint Danny LaPorte. «In Belgien feuerten die belgischen Fans ihre Fahrer an, in Frankreich die Franzosen und in England drehten die britischen Fans sowieso total durch, wenn einer ihrer Fahrer vorn lag. In Amerika ist es irgendwie immer das Gleiche, wo du auch hinkommst. Aber in Europa ist es überall anders.»

Vielleicht sogar mehr als heute für Villopoto war es zu Beginn der 1980er Jahre für LaPorte ein großes Risiko, in die WM zu wechseln. Der Unterschied zu damals: Villopoto wurde seitens seiner Sponsoren (vor allem von Monster Energy) massiv bei diesem Schritt unterstützt.

LaPorte hatte die 500cc-AMA-Nationals 1979 auf Suzuki gewonnen und siegte mit der amerikanischen Mannschaft beim Nationencross 1981 auf Honda. De Coster hatte ihn zu den Roten geholt.

Die Erwartungshaltung war hoch, ähnlich wie sie zu Beginn dieser Saison für Villopoto war. «Als ich in die WM kam, hat von mir auch jeder den Titel erwartet. Alle Top-Fahrer kamen aus Europa. Ich musste meine amerikanischen Wurzeln kappen, meinen Fahrstil ändern und ziemlich von vorn anfangen. Es kam viel stärker auf Konsistenz an. In den USA wurde auch damals schon sehr hart gefahren, aber das Fitness-Level für die WM lag schon verdammt hoch.»

Wann kam der Amerikaner erstmals nach Europa? «Das erste Mal bin ich 1981 bei den Nations in Europa gefahren. Keiner hatte gedacht, dass wir so stark sein würden und gewinnen könnten.»

Der Sieg 1981 in Bielstein war der Auftakt zu einer beispiellosen Siegesserie der Amerikaner bei den Nations. In den darauf folgenden Jahren gewannen die USA 12 weitere MXoN in Folge.

Die Nations waren der Auslöser für LaPortes Entscheidung, nach Europa zu gehen: «Nach dem Gewinn des Motocross der Nationen 1981 hatte ich ein großartiges Angebot von Honda America. Ich schlug es aus. Immer dann, wenn ich etwas erreicht hatte, suchte ich nach einer noch größeren Herausforderung, sonst hätte ich meine Motivation verloren. Ich wollte nach dem Gewinn des AMA-Titels auch noch den WM-Titel. Und das ist mir gelungen. Bei dem Nations-Rennen in Bielstein wollte ich mich vor allem auch den Werksteams präsentieren.»

Seinen Platz in der WM musste sich der Kalifornier erst erkämpfen. «Ich fragte Honda, ob ich nicht WM fahren könne, aber dort gab es keinen Platz.» Heikki Mikkola, Weltmeister 1974, 1976-78, arbeitete damals als Berater für Yamaha und erkannte das Potenzial von LaPorte. «In den USA hätte ich das Doppelte verdient, aber ich wollte in die WM.»

Auch, dass es in Europa so unterschiedliche Strecken g?ibt, hat den Amerikaner zusätzlich motiviert: «In Italien sind die Strecken brutal hart und in Belgien und Holland gibt es überall nur Sand. Die Leute haben in jedem Land einen anderen Lebens-Stil und anderes Essen. Aber genau das hat mich interessiert.»

Die WM 1982 war für den Amerikaner dennoch kein Spaziergang, obwohl er in dem Jahr insgesamt 5 Rennen gewann. Erst zur Saisonmitte konnte er seinen ersten Laufsieg in? Holice (Tschechoslowakei) in Moto 2 feiern. Bis zum letzten Lauf war die WM offen und LaPorte konnte sich erst im letzten Lauf entscheidend durchsetzen. Schützenhilfe bekam er im Finale von Schweden von seinem Landsmann und MXoN-Teamkollegen Donny Hansen (der Vater von MX2-Pilot Josh Hansen), der auf Anhieb beide Läufe gewann.

Warum haben es nur so wenige Amerikaner in der WM geschafft? «Es liegt auch am Geld», meint LaPorte. «Aber oft scheuen sich die Leute davor, ihr vertrautes Leben in Amerika aufzugeben. Bis heute habe ich eigentlich keinen einzigen Fahrer gesehen, der sich wirklich aufgeschlossen gegenüber Europa und dem europäischen Lebensstil zeigte. Ich war da eine echte Ausnahme. Dabei ist es heute mit dem Reisen innerhalb der EU viel einfacher geworden als zu meiner Zeit.»

Danny LaPorte wurde 1957 in Los Angeles geboren. Mit 12 Jahren begann er, Motocross zu fahren. Mit 16 Jahren war LaPorte bereits Motocross-Profi. 1976 wurde er in den USA Suzuki-Werksfahrer und 1979 AMA-Champion. Er wechselte in die WM zu Yamaha. Dort erklomm gerade ein gewisser Georges Jobé den Motocross-Olymp. Jobé und LaPorte wurden erbitterte Gegner auf der Strecke und zu dicken Freunden neben der Strecke.

«In Russland wären wir beinahe im Knast gelandet», erinnert sich LaPorte, «als Jobé beim offiziellen Empfang vor dem UdSSR-Grand-Prix plötzlich in einer sowjetischen Polizeiuniform auftauchte. Die Sowjets fanden das aber gar nicht komisch!»

1983 wollte LaPorte seinen Titel verteid?igen. Obwohl er drei Grand-Prix gewann, verlor er den Titel an seinen Rivalen und Freund Georges Jobé. 1984 wechselte er in die 500cc-Klasse, konnte dort aber nicht an frühere Erfolge anknüpfen.

So suchte er die nächste Herausforderung im Rallye-Sport. Er gewann dreimal die Baja 1000-Wüsten-Rallye in Mexiko, siegte 1991 bei der Pharaonen-Rallye in Ägypten und erzielte 1992 einen Etappensieg bei der mörderischen Dakar-Rallye.

In Europa lebte er bis in die Mitte der 1990er Jahre.

Auch mit 57 Jahren bleibt LaPorte weiterhin am Ball: Mit seiner Frau und zwei Kindern ist er 1997 nach Südkalifornien zurückgekehrt und arbeitet für den Auspuffanlagen-Spezialisten FMF.

Die WM verfolgt der Champion natürlich weiterhin: «Villopoto ist gut für die WM. Endlich interessieren sich auch die Leute in den USA wieder dafür. Wenn es Youthstream richtig angeht, werden die Amerikaner langsam verstehen, dass das tolle Rennen in tollen Ländern sind.»

Danny Laporte im Video:

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