Team Deutschland (P10) mit Ken Roczen: Stimmte die Taktik?

Von Thoralf Abgarjan
Die Entscheidung der Wahl der Startgatter liegt allein beim Team: Deutschland riskierte viel und verlor

Die Entscheidung der Wahl der Startgatter liegt allein beim Team: Deutschland riskierte viel und verlor

Team Deutschland ging in RedBud volles Risiko und wies dem MX2-Starter Henry Jacobi den besseren Startplatz zu. Jacobi konnte davon nicht profitieren, während Ken Roczen als Folge in einen Crash verwickelt wurde.

Das DMSB-Team blieb mit Rang 10 klar hinter den eigenen Erwartungen zurück. Erklärtes Ziel war Rang 5. Hatten die Deutschen einfach nur Pech oder gab es auch taktische Optionen?

Nach den Qualifikationsrennen am Samstag sah es für das DMSB-Team noch gut aus. Deutschland lag mit den Plätzen 2 von Ken Roczen und 3 von Henry Jacobi auf P4, punktgleich mit den späteren Siegern Frankreich sowie der Mannschaft aus Italien.

Das Team hatte nun jeweils 2 taktische Optionen für die Starts - entsprechend dem Qualifikationsergebnis:

Niederlande: Qualifyer 1: Gate 1 & 21
Italien: Qualifyer 2: Gate 2 & 22
Frankreich: Qualifyer 3: Gate 3 & 23
Deutschland: Qualifyer 4: Gate 4 & 24

Deutschland hatte - wie jedes andere Team - jeweils einen guten (Startplatz 4) und einen schlechten Startplatz (24) für die Hauptrennen mit 2 Fahrern pro Team zur Verfügung. Welcher Fahrer welchen Startplatz einnimmt, entscheidet allein das Team bzw. der Teamchef.

Rennen 1 mit Roczen (MXGP) und Jacobi (MX2):
Henry Jacobi bekam im ersten Lauf (MXGP & MX2) den besseren Startplatz 4 zugewiesen. Roczen hatte von Gate 24 entsprechend schlechtere Karten. Jacobi konnte von seinem guten Startplatz aber gegen die stärkere 450er-Armada nicht viel ausrichten. Er startete abgeschlagen nur auf Rang 22. Roczen kam von Gate 24 nicht nur schlecht weg, sondern er krachte - im Pulk eingeklemmt - auch noch in das Wrack von Antonio Cairoli, der direkt vor ihm gestürzt war. Roczen fuhr von ganz hinten auf Platz 25. Jacobi beendete das Rennen nach 6 Runden auf Platz 37 mit Bremsdefekt. Damit war das Schicksal der deutschen Mannschaft bereits besiegelt.

Rennen 2 mit Nagl (OPEN) und Jacobi (MX2):
Auch im zweiten Lauf bekam MX2-Starter Henry Jacobi mit seiner MX2- Maschine den besseren Startplatz als Nagl auf der 450er. Doch Jacobi blieb am Start stehen, nachdem er seinen Motor nicht in Gang setzten konnte und dem Feld hinterher hetzte. Nagl startete vom ungünstigen Startplatz im Mittelfeld, kam aber nach einem Crash nur auf Rang 36 aus der ersten Runde. Nagl fuhr danach vom Ende des Feldes fulminant bis auf Rang 11 nach vorne. Jacobi kam trotz seines Patzers am Start auf Platz 24 aus der ersten Runde. Doch am Ende reichte es nur für Platz 25 für den Thüringer.

Rennen 3 mit Roczen (MXGP) und Nagl (OPEN):
In diesem Rennen gibt es keine Hubraum- und Leistungsunterschiede zwischen den Motoren. Alle Piloten starten auf MXGP-Maschinen. Taktisch wird im Normalfall dem besseren Fahrer der günstigere Startplatz zugewiesen. Wer aber war in dieser Situation der bessere Fahrer? Nagl hatte P11 in Rennen 2 erreicht. Roczen wurde im ersten Rennen auf Platz 25 abgewunken. Das deutsche Team entschied, dass Roczen den besseren Startplatz 4 einnehmen konnte, trotz der Tatsache, dass Nagl in seinem Rennen besser war. Nagl knallte aber von Gate 24 erneut einen seiner Blitzstarts hin, wurde aber, da weit von außen kommend, in der ersten Rechtskehre abgedrängt. Immerhin konnte Roczen in diesem Rennen von seinem Startplatz profitieren und agierte von Anfang an in der Spitzengruppe, direkt hinter dem späteren Sieger Glenn Coldenhoff. Nagl reihte sich anfangs in den Top-7 ein. Ausgangs der ersten Runde lag Roczen auf P4 und Nagl auf P6. Roczen wurde später bis auf Rang 9 durchgereicht, Nagl fuhr zwischenzeitlich sensationell bis auf P3 nach vorne, bis ihn ein erneuter Sturz zurückwarf und der TM-Werksfahrer auf P8 zurückgeworfen wurde, was am Ende trotzdem das beste Ergebnis des Tages für Deutschland wurde.

Die Sorgen der Deutschen
Das Kernproblem der Deutschen war der erste Lauf. Wäre Roczen von Startplatz 4 statt von Gate 24 gestartet, wäre er wahrscheinlich nicht mit dem gestürzten Cairoli kollidiert. Die Entscheidung, Roczen im ersten Lauf von Gate 24 starten zu lassen, war ohne Zweifel riskant. Der Crash von Cairoli war für Roczen natürlich einfach nur Pech. Andererseits: Fahrer wie Herlings, oder in RedBud auch Coldenhoff, kommen gar nicht erst in solche Situationen, wenn sie von Anfang an an der Spitze des Feldes sind. Zweifellos hatten die Deutschen in RedBud auch nicht besonders viel Glück. Aber mit anders gewählten Gate-Picks hätte das Ergebnis anders aussehen können. Ein Problem wie das von Jacobi im zweiten Rennen, der mit gutem Startplatz am Startgatter stehen blieb, dürfte einer Mannschaft, die aufs Podium will, nicht passieren. Wozu Team Deutschland auch im Schlamm fähig ist, hatte sie am Samstag im Qualifying gezeigt.

Die Highlights des MXoN 2018:

Der Startcrash im ersten Rennen:

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