Katar-GP: Ein solches Rennen pro Jahr ist okay

Kolumne von Matthias Dubach
Die wenigen Fans konnten per Handschlag begrüsst werden

Die wenigen Fans konnten per Handschlag begrüsst werden

Der WM-Auftakt am Persischen Golf brachte einige Neuerungen mit sich. Ein Kommentar zum Austragungsort, Flutlicht, Superfinale und der kuriosen Siegerehrung.

Beim Grand Prix von Katar wurden gleich mehrere Neuerungen in derMotocross-WM eingeführt, Zeit für eine Nachbetrachtung. Zum einen istdas der erste GP in Katar an sich. Es trat das erwartbare Szenario ein,dass wir schon vom seit 2004 auf dem Losail Circuit ausgetragenen MotoGP-Rennenkennen: Organisation Top, Zuschaueraufmarsch Flop. Ich hätte am Renntagmühelos alle anwesenden Besucher rund um die Strecke per Handschlagbegrüssen können. Die verkündete Zahl von 5000 war nichts weiter als einschlechter Witz.

Der katarische Motorsportverband QMMF unter der Führung des umtriebigenPräsidenten Nasser Khalifa Al-Attiyah rannte mit der Idee des GP beiPromoter Youthstream und dem Weltverband FIM aber offene Türen ein. DasEmirat Katar unternimmt grosse Anstrengungen, um sich als Sport-Land zuetablieren. Die MX-WM war da ein willkommener Mosaikstein, den man sichins Bild setzen konnte. Für ein Land, in dem ein Liter Benzin 0,20 Eurokostet und das 2022 mit der Fussball-WM einen gigantischen Event ausrichten wird, war das Erstelleneiner MX-Strecke ein Klacks. Die Infrastruktur der MotoGP-Piste warschon vorhanden, das Flutlicht gab es noch obendrauf. Einfach nur, weilAl-Attiyah einen Meilenstein setzen wollte und wohl auch, um von derZuschauerproblematik abzulenken.

Dass die Herren Funktionäre zur Abwechslung gerne mal in einem pompösenFünfsterne-Hotel in Doha absteigen und sich zu edlen Gala-Dinnerneinladen lassen statt – sagen wir, in Uddevalla die Nächte in einerUnterkunft aus den 70er Jahren zu verbringen, ist durchaus menschlich. Ich finde, ein Rennen wie Katar pro Jahr ohne Zuschauer geht inOrdnung. Wenn die Überseerennen schon sein müssen, dann lieber in Katarin der menschenleeren Wüste fahren als wie 2012 in Mexiko im Trainingfeststellen zu müssen, dass die Strecke komplett unbrauchbar ist.

Flutlicht: Keine Stadionatmosphäre

Das Flutlicht wird zur Rückkehr 2014 verbessert. Die Lichtstärke wargenügend, aber nicht umwerfend. An einigen Stellen bildeten sichSchatten. Ausserdem war die Position einiger Lampen nicht ideal, dieFahrer wurden beim Absprung geblendet. Mit der Ausleuchtung in einemSupercross-Stadion war es kein Vergleich, die springenden Fahrer wurdenstets von ihrem eigenen Schatten begleitet. Das Flutlicht auf derMotoGP-Strecke, das jeden Abend im Bereich der langen Zielgeraden brannte, warum einiges gleissender als die Beleuchtung der MX-Strecke. Da gibt esVerbesserungsbedarf.

Die dritte Premiere betraf das neue Superfinale. Eines vorneweg: Ich binfroh, dass dieses Format nur bei den vier Überseerennen angewendetwird, in Europa wird wie bisher zwei Läufe pro Klasse gefahren.Gemischte Rennen machen nur Sinn, wenn für getrennte Rennen peinlichwenige Fahrer vor Ort sind. Das war in Katar nicht der Fall und wird esauch in Thailand nicht sein.

Weil pro Klasse nur 20 Piloten im Superfinale antreten dürfen, wird denFahrern aus den hinteren Ranglistenregionen die Chance auf Punkte imzweiten Lauf verwehrt. So werden ausgerechnet jene Fahrer bestraft, diefür die Überseerennen jeden Euro zusammenkratzen mussten, um überhauptdabei zu sein.

Eine bessere Variante wäre ein Superfinale als Show-Event ohnePunktevergabe. Dann käme es auch eher zu den erhofften Zweikämpfenzwischen David und Goliath: Im aktuellen Format werden die MX2-Fahrerwie Jeffrey Herlings einen Teufel tun, sich in ein sinnloses Duell mit einem MX1-Pilotenzu stürzen. Sie würden nur ihre eigenen WM-Punkte gefährden.

Kreative Art der Siegerehrung

Ein Ärgernis war die Siegerehrung. Diese bestand wegen der TV-Sender,die nur das Superfinale übertrugen, nur aus den Ehrungen für die bestenDrei beider Klassen aus eben dem Superfinale. Wenn das schon sein muss,warum wird nicht einfach im Anschluss noch eine Siegerehrung für diebeiden GP-Wertungen abgehalten? Wir möchten hören, wie Katar-GP-SiegerClément Desalle in ein paar Jahrzehnten seinen Enkeln erklärt, warumsein hübscher Perlenmuschel-Pokal auf den zweiten statt den ersten Platzausgestellt ist...

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