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Klaus Fritzinger, der Sportler und Unternehmer

Von Toni Hoffmann
Viele sind froh, wenn sie endlich in den Ruhestand gehen und diesen auch genießen können, nicht so Klaus Fritzinger, der genau das Gegenteil eines Otto-Normal-Rentners ist.

Ein paar Zeilen aus dem Schlager «Mit 66 Jahren» von Udo Jürgens passen einfach auf den auch mit 77 Jahren immer noch sehr unternehmensfreudigen und agilen Klaus Fritzinger aus Kaiserslautern. «Mit 66 Jahren, da hat man Spaß daran, mit 66 Jahren, da kommt man erst in Schuss, mit 66 Jahren, ist noch lang noch nicht Schluss», und genau das lebt der Multi-Sportler und Unternehmer Fritzinger, Besitzer eines Autohauses in Kaiserslautern, das aber sein Sohn 2000 übernahm. Fußball-Profi, Rennfahrer, Rallyepilot, Autohausbesitzer und Unternehmer sind einige seiner Stationen.

Sein aktives Leben im Motorsport, das ihn und das auch er fast ein halbes Jahrhundert auf verschiedenen Bühnen sehr intensiv geprägt hat, ist zwar in den letzten Jahren etwas in den Hintergrund gewichen, was aber nicht heißt, dass damit ganz Schluss ist. Historische Rallyes mit Bestzeitprüfungen reizen ihn immer noch. Doch mehr Zeit widmet er seiner stark gewachsenen Rolle als Unternehmer.  

Eine zündende Idee  

Tüftler war er schon immer. Und da hatte er eine tolle und sich lohnende Idee neben vielen anderen. Er entwickelte Streckenbegrenzungselemente für Kartbahnen, hersgetellt aus Recycling-Kunststoff. Eine Idee, die er sich patentieren ließ und die seinen Unruhestand ziemlich ausfüllen sollte. In Baumholder werden diese Elemente nach seinen Vorgaben und mit den selbst konstruierten Maschinen hergestellt und inzwischen an Kartbahnen weltweit eingesetzt, auch in Neuseeland und in Asien. Auch die Kartbahn von Michael Schumacher in Kerpen ist mit diesen Streckenbegrenzungen à la Fritzinger komplett ausgerüstet. Er steht mit vielen Bahnbetreibern in Kontakt und ist während der Woche oft in ganz Europa und der übrigen Welt so auch in den Vereinigten Emiraten deswegen unterwegs.  

Der Fußball-Profi  

Der Motorsport, speziell der Rallyesport, war nicht die erste erfolgreiche Sport-Bühne für Klaus Fritzinger. Als «Lautrer» fühlte er sich natürlich zum Fußball und zum «Betzenberg», dem heutigen «Fritz-Walter-Stadion», hingezogen. Beim 1. FC Kaiserslautern startete er seine Kickerkarriere, zuerst in der Oberliga Südwest in der so genannten «Walter»-Mannschaft, dann in der höchsten deutschen Fußballliga, mit einem Abstecher in die Nationalmannschaft unter Sepp Herberger. Er wechselte zum Oberligisten 1. FC Saarbrücken und später zum SV Saar 05 Saarbrücken, wo er in der Regionalliga seine Kickerkarriere wegen Knieproblemen 1965 beendete.  

Vizemeister hinter Stuck

Er widmete sich fortan seiner zweiten und dann überaus erfolgreichen Karriere im Automobilsport. 1966 startete seine Rennfahrerlaufbahn bei den Tourenwagen, zuerst in der Deutschen Automobil-Rundstrecken-Meisterschaft im Ford GT40 mit einem Sieg 1967 beim Flugplatzrennen in Mainz-Finthen im Shelby GT-350. Die 1971 gegründete Deutsche Rennsport-Meisterschaft war bis 1974 seine sportliche Bühne, auf der sich auch mit Hans-Joachim Stuck duellierte und hinter dem er 1972 auch Vize-Meister im Ford Capri RS 2600 wurde. 1973 und 1974 trat er in dieser Meisterschaft in der 2. Division mit einem Toyota Corolla GT an. Daneben ging er in dieser Zeit auch bei einem Rennen in der Tourenwagen-Europameisterschaft an den Start.  

Wechsel auf die Rallyepisten  

1971 liebäugelte er bereits mit dem Rallyesport, dem er bis heute verbunden bleibt und in dem er viele Erfolge in unterschiedlichen Fahrzeugen, in verschiedenen Serien, in diversen Disziplinen und bei vielen Veranstaltungen einfuhr. Dort zählen seine drei Siege bei der Rallye d'Europe 1978, 1979 und 1985 mit seinem Beifahrer Henning Wünsch mit zu seinen größten Erfolgen. Damals spulten sie bei dieser quer durch Europa führenden Rallye tausende von Kilometer ab und das oft über Tage an einem Stück. «Ich bin 1978 im Toyota Corolla 60 Stunden nonstop von Istanbul nach Danzig gefahren», erinnert sich Fritzinger und stellt damit jeden Vergleich mit dem heutigen Rallyesport ganz weit hinten an.  

Doch seinen größten persönlichen Erfolg sieht er 1978. Die damalige Bayerwald-Rallye gewann er mit zwei Sekunden vor keinem geringeren als Walter Röhrl im Lancia Stratos und dies mit dem leistungsschwächeren 1600er Toyota Celica. «Das war damals ein unwahrscheinliches Gefühl gegen Walter Röhrl gewonnen zu haben», schwärmt er noch heute davon.  

Fritzinger und die Rallye Monte Carlo  

Natürlich spielte der Rallye Monte Carlo eine wesentliche Rolle bei ihm. Neunmal ging er bei der «Königin der Rallyes» an den Start. Mit Henning Wünsch schaffte er 1983 im Toyota Celica 2000 GT mit dem 12. Gesamtrang sein bestes Ergebnis beim WM-Klassiker. 1990 war bei der «Monte» die SWR-3-Moderatorin Stefanie Tücking, wie er in Kaiserslautern geboren, mit an Bord. Technische Probleme am Toyota Celica GT aber führten zu einem ruhmlosen letzten Auftritt bei der «Grande Dame» des Rallyesports. Schon 1989 saß Stefanie Tücking neben ihm bei der Himalaya-Rallye im Toyota.  

Zum Thema «Rallye Monte Carlo» möchte Fritzinger heute die Ereignisse von 1973 klar stellen. Ihm wurde damals zu Unrecht angelastet, dass sein Unfall im Ford Capri 2600 mit seinem Beifahrer Günter Schons zum Chaos in der bekannten Prüfung «Burzet-Burzet» in der Ardèche geführt hätte. 140 Teams konnten danach nicht mehr starten. Die «Monte» stand kurz vor einem Abbruch. «Nicht wir waren die Auslöser, wie fast überall gemeldet, sondern der Unfall von Norbert Ullemeyer im BMW 2002 TI ausgangs von Lachamp-Raphael verursachte das ganze Chaos», merkte Fritzinger hierzu an.  

Fritzinger und sein Toyota Celica

Bei seinen vielen geschäftlichen Reisen durch Europa hatte er im letzten Jahr ein besonderes Schlüsselerlebnis in Belgien. Dort traf er einen Belgier, der von einem Toyota mit einer großen japanischen Sonne auf dem Dach gehört habe. Da wurde Fritzinger mehr als nur hellhörig, denn einen solchen Toyota Celica mit eben einer solchen japanischen Sonne hatte er 1974 bewegt. «Ich musste unbedingt dieses Auto finden. Doch das war nicht leicht. Ich war sechs Wochen in Belgien unterwegs und habe überall gefragt. Schließlich haben wir ihn in einer alten Scheune gefunden. Und es war mein Toyota», freut er sich noch heute über diese Entdeckung. In mühevoller Arbeit wurde das Auto in seiner Werkstätte seines Autohauses in Kaiserslautern wieder aufgebaut und strahlt nun wie vor 40 Jahren. Mit dem will er, sofern es seine Zeit als Unternehmer erlaubt, bei ausgewählten historischen Rallyes an den Start gehen.  

Sein sehr abwechslungsreiches Sportlerleben hat er in seiner privaten «Hall of Fame» in Kaiserslautern auf einer großen Leinwand mit vielen Fotos dokumentiert. Umrahmt von unzähligen Pokalen steht dort auch der restaurierte Toyota Celica.  

Natürlich darf seine «Hall of Fame» nach Vereinbarung, am besten unter fz-gmbh@t-online.de, unter seiner fachmännlichen Führung besichtigt werden.  

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