Travis Pastrana über Rallye: «Es geht ums Überleben»

Von Ivo Schützbach
Travis Pastrana hat sich auf zwei wie auf vier Rädern den Ruf eines spektakulären Offroad-Piloten erworben. «Ich würde gerne eine Saison in der Rallye-Weltmeisterschaft fahren», sagt der Amerikaner.

Travis Pastrana gehört zu den Multitalenten im Motorsport, der 32-Jährige aus Annapolis in Maryland/USA kann beinahe alles bewegen, was Räder hat. Er machte im Motocross, Freestyle, NASCAR, Rallye und Rallyecross von sich Reden, in der Freestyle-Tournee Nitro Circus ist er fester Bestandteil.

Für erste Schlagzeilen im Auto hat Pastrana 2006 gesorgt, als er bei den X-Games den ehemaligen Rallye-Weltmeister Colin McRea bezwang und gewann. 2007 wurde der Sonnyboy US-Rallye-Meister und nahm im gleichen Jahr zum ersten Mal an einem WM-Lauf teil, in Großbritannien. Später fuhr er für das Subaru Rally Team USA, 2011 versuchte sich Pastrana in NASCAR. In den Jahren darauf probierte er sich offroad in verschiedenen Disziplinen.

SPEEDWEEK.com sprach mit Travis Pastrana.

Weshalb hattest du in NASCAR und der Rallye-WM nie den durchschlagenden Erfolg?

Mein Talent ist, dass ich Chancen ergreife, deren Risiken andere nicht bereit sind einzugehen. Als ich Supercross fuhr war ich gut, weil ich weiter springen und schneller durch das Waschbrett fahren konnte. Als Freestyler war ich gut, weil ich einen Doppel-Backflip sprang, oder andere Tricks, die sich kein anderer traute.

Wenn es aber darauf ankommt Runde für Runde perfekt zu fahren, dann scheitere ich. Ich würde gerne wieder NASCAR fahren. Meine Frau und meine Kinder sind aber glücklich damit, was ich jetzt im Action-Sport mit dem Nitro Circus mache.

Ist NASCAR das Auto, welches dir am meisten zusagt? Oder könntest du dir auch einen Start in einem Formelauto vorstellen?

Formelautos erfordern sehr spezielle Fahrer, ich bevorzuge es quer zu fahren. Ich würde gerne mal eine Saison in der Rallye-Weltmeisterschaft fahren. Wann immer ich in den USA die Chance habe ein Rallye-Rennen zu fahren, bin ich dabei. Ich war auch immer gut, stand oft auf dem Podium. In den USA geht es bei einer Rallye darum so schnell wie möglich zu fahren, bei den europäischen Rallyes geht es eher ums Überleben. Schau dir nur die Akropolis-Rallye an, holy shit.

Was treibst du an einem normalen Tag zuhause?

2015 war ich nur drei Wochen daheim. In dieser Zeit habe ich mit meinem Dad eine riesige Rampe hinter dem Haus gebaut. Mein Zuhause ist das Mekka für alle im Action-Sport. Wenn ich zuhause bin, sind immer 20 Leute vom Nitro Circus bei mir, weil sie Ideen ausprobieren wollen.

Meine Frau sagt mir immer, dass sie es nicht haben will, dass ich nach Hause komme und am ersten Abed zehn Leute auf der Couch schlafen.

Du liegst also eher selten faul auf dem Sofa?

Nie. Meine älteste Tochter weckt mich jeden Morgen und sagt mir, dass sie aufs Motorrad will, ich bin beschäftigt.

Verfolgst du Rennserien als Fan?

Ich schaue mir jetzt wieder MotoGP an, das sind großartige Rennen. Ich habe damit begonnen, als Nicky Hayden 2006 Weltmeister wurde. Ich liebe auch Rossi, ihn letztes Jahr zurück an der Spitze zu sehen, war unglaublich.

NASCAR schaue ich mir auch an und Motocross.

Hast du mitbekommen, dass Nicky Hayden jetzt Superbike-WM fährt?

Ja, das ist super. Er hat in MotoGP schwierige Jahre hinter sich, ich drücke ihm die Daumen. Ich bin ein großer Hayden-Fan.

Was war der Grund dafür, dass du aufgehört hast Motocross-Rennen zu fahren?

Verletzungen, ich wollte immer Rennen fahren. Ich habe nicht viel gewonnen, weil ich in kaum einer Meisterschaft alle Rennen fuhr.

Wie viele Knochen hast du dir in deiner Karriere gebrochen?

Keine Ahnung. Ich weiß aber, dass ich 32 Operationen hatte, und dass ich 32 Jahre alt bin. Cool wäre es, wenn ich diesen Schnitt etwas drücken könnte.

Kann man dich als Gründer des Nitro Circus bezeichnen?

Das kann man, ich war aber nicht alleine. Dabei waren auch Jeremy Rawle und Gregg Godfrey, ich war der Motocrosser. Jeremy fragte mich, ob ich für einen Film mit einem Motorrad über den Grand Canyon springen möchte – und ich sagte ja. Damals war ich 18, seither haben wir immer zusammengearbeitet.

Wie wählt ihr aus, wo ihr mit dem Nitro Circus auftretet?

In Europa ist es echt schwierig, weil die meisten Stadien zu klein sind – dort würden wir an der Decke anschlagen. Deshalb sind wir recht eingeschränkt, wo wir hingehen können. Die großen Arenen müssen ja auch verfügbar sein.

Hast du in der Anfangszeit erwartet, dass der Nitro Circus mal so ein großer Event wird?

Nein, ich war Rennfahrer, Freestyle war immer schon mein Hobby. Vor den ersten X-Games bekam ich einen Anruf und ich war dabei. Ich fand es aber schon immer problematisch, Style zu bewerten. Man kann jede Rampe größer bauen, in größere Stadien gehen, waghalsigere Sachen probieren. Heute ist aber alles relativ standardisiert. Nitro Circus wollte immer mehr, sie wollten Dinge tun, die auf normalen Freestyle-Kursen nicht möglich sind. Dass das alles so wuchs, ist unglaublich, das habe ich nie erwartet.

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