AvD-Histo-Montge: Zugvögel auf dem Weg nach Süden

Von Toni Hoffmann
Die «Monte»-Teilnehmer in der Mainzer Altstadt

Die «Monte»-Teilnehmer in der Mainzer Altstadt

Das Starterfeld der 20. AvD-Histo-Monte versammelte sich in der Mainzer Altstadt. Vor dem Auszug am Donnerstag absolvierten 80 Teams die technische Abnahme im Schatten des Doms.

Die Schwellköppe, legendäre Pappmaché-Figuren des Mainzer Karnevals, die der Bürgermeister im Vorjahr zur Begrüßung der AvD-Histo-Monte geschickt hatte, blieben dieses Jahr im Museum. Schließlich ist Aschermittwoch schon vorbei. Aber die Stadt Mainz hatte adäquaten Ersatz geschickt. Sabrina Becker, die Weinkönigin der Region Rheinhessen, schickte die 80 Starter der AvD-Histo-Monte mit „Weck, Worscht und Woi“ auf die Reise. Vor dem Genuss einer Flasche Silvaner mit Brötchen und Fleischwurst stand allerdings die technische Abnahme auf dem Programm, und die ließ keinen Zweifel, dass Sicherheit bei der Histo-Monte groß geschrieben wird.

Und so kam Dr. Ernst Schröder trotz frischen Temperaturen von drei Grad leicht ins Schwitzen, als er den Kommissaren die eingeschlagene Fahrgestellnummer seines 1961er Porsche 356 präsentieren sollte. Der kleine Zuffenhausener Sportwagen war so vollgepackt, dass die gewünschte Nummer nur schwer erreichbar war. Die volle Härte des Sportgesetzes bekam auch die Startnummer 53 zu spüren. Am Lancia Beta Montecarlo von Marc und Carin Dietrich monierte der Prüfer ein defektes Bremslicht. «Kein Problem. Ich habe Ersatz dabei», sagte der Schweizer. Das Ehepaar aus Oberwil ist nicht nur das einzige, das die AvD-Histo-Monte zum ersten Mal bestreitet, sondern auch eines der Teams, die ihr Rallye-Debüt geben. «Wir haben uns für die Histo-Monte entschieden, weil unser Auto Monte Carlo ja schon im Namen trägt», sagt Marc Dietrich.

Der 78er Citroën 2CV mit der Startnummer 43 passierte die Abnahme anstandslos. Zum Glück für Jens Prause und Klaus Heitwerth standen die hinten aufgeschnallten Ski nicht auf der Prüfliste der Kommissare. «Nun gut, das ist jetzt nicht gerade eine moderne Sicherheitsbindung, aber die haben wir ja nur, wenn uns mal der Vortrieb fehlen sollte», verteidigte sich Fahrer Prause. Allerdings konnte er sich nicht erinnern, mit der frontgetriebenen Ente je steckengeblieben zu sein: «Wir haben ja die guten Michelin drauf», sagte Prause.

Mancher schaffte nur Spezialreifen, Schneeketten oder wie Franz Roth eine Differenzialsperre an seinem 79er Ascona B für die Überquerung der Alpen an, einige besorgten sich gleich extra ein neues Auto für die Jubiläumsausgabe – wie Robert und Gerd Wagenheimer, die bisher nur im Sommer zu Rallyes ausrückten. Der sonst gebräuchliche Volvo blieb in der Garage, stattdessen kam ein bestens erhaltener Saab 99, Baujahr 1983, ins Haus. Vorjahressieger Dominik an der Heiden ließ seinen Porsche 914-6 daheim und setzt bei seiner erst zweiten Gleichmäßigkeits-Rallye auf einen Opel Kadett C GT/E von 1978. Der unbeheizte Porsche ließ den Weseler im Vorjahresfrost heftig schlottern. «Im Opel haben wir auch mehr Platz als nur für unsere Jacken», sagt an der Heiden.

Einen guten Draht nach oben scheint Friedhelm Tang zu haben. Bei der schneereichsten Ausgabe aller Zeiten im Vorjahr mit einem Audi Quattro bestens bestückt, hat Tang für die bisher überwiegend trockenen Pisten auf einen flinken Peugeot 106 Rallye umgerüstet. Der französische Floh von 1995 ist das jüngste Auto im Feld. «Und wenn es schneit, sind wir mit dem Frontantrieb trotzdem bestens gerüstet», meint Tang. Der Wetterbericht verspricht für die 20. AvD Histo-Monte allenfalls am Freitag etwas Weiß, aber das trübt den Enthusiasmus von Porsche-Fahrer Klaus Schepper nicht imGeringsten: «Wenn du so über die Berge nach Süden kommst, ist das trotzdem immer ein toller Anblick.»

Ehrengast Harri Toivonen

Dementsprechend hat sich auch Ehrengast Harri Toivonen ausgerüstet. Der Bruder des 1986er Monte-Carlo-Siegers Henri Toivonen und Sohn des 1966er Monte-Siegers Pauli Toivonen fährt außer Konkurrenz mit einem Opel Kadett E GSi in den Süden. „Ich habe eine Kamera mitgenommen, und werde viele tolle Bilder machen“, verspricht der Finne.

Wenn die 80 Teams am Donnerstagmorgen zur ersten Etappe durch den Schwarzwald nach Freiburg aufbrechen, kann Weinkönigin Sabrina Becker nur hinterherwinken. Kleiner Wink mit dem Wagenheber: Die 25-jährige Winzerin würde gern auch mal mitfahren, am liebsten mit einem Mustang aus den 60ern. Offerten nimmt die Rallyeleitung entgegen.

Vorschau: Tag 1 von Mainz nach Freiburg

Der Auftakt der Jubiläumsausgabe findet ausschließlich auf deutschem Boden statt. Auf dem Weg von Mainz durch Rheinhessen, den Pfälzer Wald und den Schwarzwald legt der Rallye-Tross 441,81 Kilometer zurück. Highlights auf der rund zehnstündigen Fahrt sind vor allem die Stopps am Schloss Wachenheim sowie im idyllischen Haslach im Kinzigtal – vorausgesetzt, die Teams überstehen die Fahrt über den Totenkopf sowie den über 1200 m hohen Berg Kandel, auf dem viel Schnee neben der Piste und Eisplatten auf der Straße liegen.

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