Otto Lantenhammer hat über 20 WM-Titel auf dem Konto

Kolumne von Christian Kalabis
Otto Lantenhammer (li.) zählte zu den innovativsten Tunern

Otto Lantenhammer (li.) zählte zu den innovativsten Tunern

Otto Lantenhammers Name wurde in der internationalen Bahnsport-Szene erst nach seiner Rennfahrerkarriere richtig bekannt – als Tuner von schnellen Bahnmotoren wie Jap, Jawa, Godden und GM.

GM sind die Initialen des italienischen Ex-Rennfahrers Giuseppe Marzotto, mit dessen Motor Egon Müller 1983 im ostfriesischen Norden den ersten Speedway-WM-Titel holte. Dieser Erfolg toppt für Tuner Otto Lantenhammer sogar die eroberten Langbahn-WM-Titel.

Müllers GM-Aggregat wurde damals von Lantenhammer so feinfühlig auf die Beschaffenheit der 400-Meter-Bahn eingestellt, dass das Maximum fast selbstverständlich war (ohne Egons Fahrkünste schmälern zu wollen). Die Konkurrenten schüttelten verständnislos den Kopf, das Kürzel OL-GM ging um die Speedway-Welt.

Dabei hat Lantenhammers Rennfahrerkarriere 1959 ganz bescheiden angefangen, entsprechend waren auch die finanziellen Entschädigungen auf den meist bayerischen Sandbahnen wie Straubing, Vilshofen, Pfarrkirchen, Mühldorf und BBM München. Aber schon damals beschritt er immer wieder neue Wege in der Verbesserung seiner Bahnmotoren, speziell des Jawa-Vorgängers Eso, der den bis dahin fast unschlagbaren Jap oft überlegen war.

Im Winter ernährte sich Otto von den kaum besseren Preisgeldern bei den Eisrennen auf den bayerischen Seen, wie Ammer- oder Schliersee oder weiter entfernt auf dem Zeller See, wo er damals schlagzeilenbringend mit seinem Motorrad den Auto-Europameister Sepp Greger schlug und auch alle anderen Kontrahenten überrundete.

Ende der 1960er wollte sich «Lante», wie er damals in Bahnsportkreisen hieß, zurückziehen vom aktiven Sport, kam dann aber noch einmal bei der DM 1970 in Erbach zurück. Um dann ab 1972 wieder öfters bei Sandbahnrennen im In- und Ausland zu starten.

Seinen größten Erfolg eroberte er 1974 bei der Langbahn-DM in Pfarrkirchen, wo er hinter Alois Wiesböck Vizemeister wurde und der Buxtehuder Gerhard Kamm im Endlauf gegen eine Holzbarriere im Innenraum fuhr und sich tödliche Verletzungen zuzog.

Lantenhammer musste seine Karriere 1975 nach einem spektakulären Unfall in Vilshofen beenden, bei dem ihm während der Fahrt beim Griff zum Zündkerzenstecker von der Kette vier Finger der linken Hand teilweise abgerissen wurden und ihn seitdem behinderten.

So widmete er sich bald dem Tuning von Motoren. Fertigkeiten hatte er unter anderen beim Münchner Ingenieur Jan Friedrich Drkosch erworben, der selbst einen eigenen Bahnmotor konstruierte – den DR 500, den zum Beispiel Manfred Poschenrieder eine Zeit lang fuhr. Und er wiederum gab gerne seine Fähigkeiten an jüngere Fahrer weiter, unter anderen lernten Georg Hack, Stefan Deser oder der Schweizer Marcel Gerhard als Gehilfen bei ihm. Auch Egon Müller war des Öfteren dort anzutreffen.

Und fast alle damaligen Weltklassefahrer wie Ole Olsen, Ivan Mauger, Barry Briggs oder Erik Gundersen schätzten die Arbeit von OL.

In der Statistik findet man mehr als 20 Weltmeistertitel, die auch dank seiner Kunst errungen wurden. Otto war der König der Bahnsport-Tuner. Aber er ruhte sich niemals auf diesen Lorbeeren aus: Da die Qualitätsstandards der Hersteller den Ansprüchen von Lantenhammer selten genügten, entwickelte und konstruierte er immer wieder selbst Kurbelwellen, Pleuel oder auch Kolben, deren Material er dank seiner jahrelangen Verbindungen aus vielen verschiedenen Ländern bezog.

Bis heute, auch wenn es etwas ruhiger wurde und Lantenhammer als gelernter Karosseriespengler auch Gastarbeiten für Fremdfirmen übernahm und eigene Konstruktionen entwickelte, blieb der jetzt 81-Jährige dem Bahnsport eng verbunden und ist immer noch für junge Fahrer für jede Hilfe ansprechbar.

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