Red Bull Honda glaubt: Viele der Probleme sind gelöst

Von Ivo Schützbach
Honda-Teammanager Ronald ten Kate mit Stefan Bradl

Honda-Teammanager Ronald ten Kate mit Stefan Bradl

Die Kommentare von Nicky Hayden und Stefan Bradl fielen nach dem Saisonstart der Superbike-WM in Australien deutlich aus. Schon am kommenden Wochenende soll die neue Honda Fireblade klar besser abschneiden.

Die Premiere der neuen Honda CBR1000RR SP Fireblade wurde sehnsüchtig erwartet und verlief miserabel. Platz 11 von Nicky Hayden in Lauf 1 in Australien und zweimal Rang 15 von Stefan Bradl sind alles, was Honda vorzuweisen hat.

Was sich während der Wintertests ankündigte, wurde auf Phillip Island zur schmerzhaften Gewissheit: Sieben Wochen Entwicklungszeit waren viel zu wenig für Red Bull Honda, um konkurrenzfähig zu sein. Honda konnte die Maschinen erst am 6. Januar an Ten Kate Racing in den Niederlanden liefern, weil die Produktion der Serienmotoren des Sondermodells SP2 in Japan in Verzug geraten war.

Das Ergebnis: Die Leistungsentfaltung des neuen Fireblade-Motors wurde von beiden Fahrern als viel zu aggressiv bezeichnet, die elektronischen Mappings passten nicht. Honda war im Süden Australiens nicht nur langsam, mit der damaligen Version von Motor und Elektronik wurde auch der Hinterreifen gemeuchelt. Hayden und Bradl kämpften mit stumpfen Waffen und waren leichte Beute für die Gegner.

Seit Phillip Island sind elf Tage vergangen, in denen die Honda-Partner Ten Kate Racing und Cosworth alles unternahmen, um Verbesserungen zu erzielen. Die Phillip-Island-Katastrophe soll sich unter keinen Umständen wiederholen.

SPEEDWEEK.com sprach in Buriram mit Honda-Teammanager Ronald ten Kate darüber, was die weltweiten Fans für den zweiten Superbike-WM-Event am kommenden Wochenende in Thailand erwarten dürfen.

Ronald, was habt ihr seit Australien am Motorrad geändert?

Es ging vor allem um die Leistungsentfaltung, sie muss linearer werden. Wir nennen das «die Leistung entwickeln». Auf dem Prüfstand konnten wir sehen, dass uns das gelungen ist.

Könnt ihr so genaue Prüfstandtests fahren, dass ihr anschließend wisst, dass es besser ist, ohne auf der Strecke gewesen zu sein?

Ja.

In dem Fall muss ich fragen. Weshalb ihr das nicht gleich so gemacht habt?

Es gab ein Ziel, was die Leistung betrifft. Es ist auch nicht so, dass das einfach passiert ist, es war unsere eindeutige Wahl. Wir wollten die Motorkonfiguration für Phillip Island so haben und dachten, dass wir das im Griff haben. Wir konnten dort aber augenblicklich sehen, dass es nicht funktioniert hat.

Deshalb ist die Leistungsentfaltung für Buriram viel linearer gestaltet worden. Unser Ziel war, dass die Leistungskurve mindestens so linear ist wie die des 2016-Motors.

Dass euch die Reifen in Australien so schnell kaputtgingen, geht direkt auf die zu aggressive Leistungsentfaltung zurück?

Ausschließlich.

Mit der neuen Motorkonfiguration sollte dieses Problem gelöst sein. Letztes Jahr waren wir in der zweiten Rennhälfte normal bei den Schnellsten, uns fehlte es an Speed zu Rennbeginn. Jetzt ist der Motor vom Charakter wie der von letztem Jahr.

Wenn ihr 2016 mit der Leistungsentfaltung zufrieden wart, warum habt ihr etwas Neues probiert?

Jeder Motor hat seinen eigenen Charakter. Wir wollten immer mehr Leistung haben, auch bei höchster Drehzahl. Also entschieden wir uns für eine entsprechende Motorspezifikation – das war wahrscheinlich ein Fehler.

Von der Australien-Konfiguration habt ihr zwei Motoren verplomben lassen, die ihr mit diversen Anpassungen auch in Thailand verwendet?

Das ist richtig, für Aragón erwarten wir den nächsten Schritt. Dann lassen wir für pro Fahrer die nächsten zwei Motoren verplomben.

Wenn ihr in Aragón die neue Spezifikation einsetzt, werden die ersten beiden Motoren dann nicht mehr verwendet?

Wir behalten sie als Ersatzmotoren. So lange wir sie nicht benützen müssen, werden wir es auch nicht tun.

Wenn ihr nach vier von 26 WM-Läufen zwei Motoren zur Seite packen müsst, stellt euch das nicht vor Probleme für die restliche Saison?

Rechne aus: 26 Läufe geteilt durch sieben Motoren gibt fast vier, wir haben also kein Problem. Zwei Läufe sind ja schon absolviert.

Bei den Aragón-Motoren werdet ihr auch Teile in den Motoren ändern? Wegen der Verplombung musstet ihr euch jetzt auf Dinge wie die Mappings, die Einlasstrichter oder die Auspuffanlage konzentrieren.

Die jetzigen Motoren wurden mittels CAD-Programm entwickelt. Die nächste Stufe vereint bereits einiges an Wissen, das wir auf der Rennstrecke gewonnen haben. Und anhand der Arbeit auf dem Prüfstand.

Das wird sicher ein Schritt nach vorne. Den ersten Motor werden wir mit einer gewissen Sicherheitsmarge bauen, im nächsten werden wir aggressiver agieren. Wir wissen aber, dass die lineare Leistungsentfaltung sehr wichtig ist.

Das war immer so vorgesehen, wir liegen innerhalb unseres ursprünglichen Plans.

Werdet ihr vor Assen in Assen testen?

Wir testen in Portimao. Das ist eine sehr spezielle Strecke, die unsere Fahrer kaum kennen, es gibt eine lange Gerade – und unser letzter Test dort war nicht gut.

Ist das eine gute Teststrecke? Oder zu speziell?

Portimao ist eine Herausforderung, es gibt aber viele verschiedene Abschnitte wie schnelle und langsame Kurven. Nur die Höhenunterschiede sind speziell, das ist keine schlechte Strecke, um zu testen.

Phillip Island ist eine einzigartige Strecke: Ihr wart euch immer sicher, dass ihr grundlegende Probleme habt und keine streckenspezifischen?

Die Aussagen beider Fahrer waren eindeutig, in den Datenaufzeichnungen konnten wir es auch sehen.

Kannst du erklären, weshalb Bradl in Australien pro Runde ungefähr eine halbe Sekunde auf Hayden verlor?

Ich vermute, weil Nicky ein Jahr Erfahrung auf dem Bike hat. Er kann sich deshalb leichter anpassen, wenn Schwierigkeiten auftreten.

Stefan ist neu auf dem Motorrad. Er hat schon beim ersten Mal auf dem Bike gezeigt, dass er gleich schnell wie Nicky ist. Wenn aber Probleme auftreten, hat Nicky einen Vorteil mit den Reifen.

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