DMSB: Fahrer werden abgezockt und diskriminiert

Von Günther Wiesinger
Nicht nur die GP-Fahrer werden vom DMSB für die A-Lizenzen illegal zur Kasse gebeten, sondern auch die Superbike-Fahrer Bradl und Reiterberger. Asse aus anderen Serien wie Günther Bauer fühlen sich diskriminiert.

Vor rund zwei Wochen hat SPEEDWEEK.com angeprangert, dass sich Fahrer wie Stefan Bradl und Sandro Cortese vom Deutschen Motor Sport Bund (DMSB) bei der Lizenzvergabe nicht nur schikaniert sehen, sondern dass der DMSB den GP-Piloten widerrechtlich 299 Euro für die A-Lizenz abknöpft.

Im FIM-Artikel 1.10.1 ist aber deutlich zu lesen: «... at no additional cost to the rider».

Und das gilt nicht nur für die GP-Fahrer wie Philipp Öttl, Marcel Schrötter, Sandro Cortese und Jonas Folger, sondern auch für die deutschen Superbike-WM-Piloten Stefan Bradl und Markus Reiterberger. Althea-BMW-Pilot Reiterberger bezahlt also 2017 schon zum zweiten Mal unnötigerweise € 299.–

Dass bei dieser A-Lizenz die Fahrer vom DMSB (!) noch zusätzlich mit einer Zwangsversicherungs beglückt werden, obwohl sie bei keinem nationalen Rennen antreten, über die WM-Lizenz sowieso versichert sind und dazu meist eine Berufsversicherung haben, sei nebenbei erwähnt.

Ist der DMSB e.V. ein gemeinnütziger Verein zur Förderung des Motorsports (so steht sind der Satzung) oder ein verdeckt operierender Versicherungskonzern?

Ähnlichen Ärger gibt’s bei den Auto-Lizenznehmern: Sie wundern sich über unerwünschte Werbung von Apollo Optik auf den Lizenzanträgen. Geschieht dies bei diesem gemeinnützigen Verein auch zu ideellen Zwecken?

Jetzt fragt sich so mancher deutsche Lizenznehmer: Warum müssen die GP- und SBK-Fahrer laut FIM-Reglement nichts für die A-Lizenzen bezahlen, alle anderen Fahrer (Endurance, Bahnsport, Cross, Enduro usw.) hingegen schon.

Günther Bauer, Eisspeedway-Vizeweltmeister 2003, ging der Puls gewaltig hoch, als er davon hörte.

Kein Wunder: Das riecht nach Diskriminierung, zumal die Fahrer aus den erwähnten Rennserien ohnedies finanziell nicht auf Rosen gebettet sind.

«Ich habe die FIM um Klärung gebeten, weshalb ich beim DMSB für meine WM-Lizenz bezahlen muss und die Straßen-WM-Piloten nicht», entrüstet sich Bauer (45), dessen Sohn Luca jetzt ebenfalls Eisspeedway-Rennen bestreitet.

Denn es geht nicht nur um die A-Lizenzen. Im GP-Sport brauchen die Fahrer den DMSB für die GP-Lizenz überhaupt nicht, diese liefert die FIM direkt an die IRTA und die Teams.

Wir können diese seltsame Situation aufklären. Als der Motorradweltverband FIM nach der Saison 1991 die Macht im GP-Sport an die Dorna, Hersteller und die Teams verlor, machte sich die GP-Teamvereinigung IRTA unter Generalsekretär Mike Trimby für die Rennställe und Fahrer stark. Sie bootete die Querulanten aus den Landesverbänden bei der Lizenzvergabe für die GP-Fahrer aus.

In den letzten Jahren lieferte die FIM die GP-Lizenzen an die Teams für 1100 Euro aus. Die Landesverbände mussten die dazu gehörige A-Lizenz kostenlos abgeben.

Offenbar gefiel dieses Geschäftsmodell den Landesverbänden nicht mehr, sie pfuschten den GP-Teams und der Dorna 2017 plötzlich ins Handwerk und schrieben die WM-Fahrer wegen der WM-Lizenzvergabe an – zum Beispiel auch für die SBK.

Doch auch dort gilt der ominöse FIM-Paragraph 1.10.1

Denn die Dorna hat 2012 auch die kommerziellen Rechte in der Superbike-WM übernommen und das System der Lizenzen bei den SBK-Vorschriften ins FIM-Regelwerk übertragen lassen.

Den Lizenznehmern aus den anderen Rennserien fehlt eine kämpferische Interessensgemeinschaft wie die GP-Teamvereinigung IRTA. Deshalb werden sie hemmungslos geschröpft.

Bauer und Co. werden jetzt klären, ob der DMSB und die FIM gegen Gleichbehandlungsparagraphen oder sonstiges EU-Recht verstossen.

Die FIM und ihres Landesverbände haben hier wohl die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Das aktuelle System würde wegen seiner diskriminierenden Wirkung keiner Klage standhalten.

Natürlich machen die anderen Landesverbände begeistert mit – ob in Tschechien, Finnland oder in der Schweiz. Während Bradl in diesem Jahr rund 1700 Euro für die drei Lizenzen bezahlt hat, spricht Cortese von «fast 2000», es sind aber wohl nur 145 Euro mehr als bei seinem deutschen SBK-Kumpel aus Zahling.

Auch die Schweiz lässt ihre WM-Piloten gehörig bluten: Kawasaki-SBK-Pilot Randy Krummenacher musste für seine Lizenzen 2017 bei der FMS nicht weniger als 2450 Franken hinblättern.

«In der MotoGP-WM haben die Teams in den letzten fünf Jahren die Lizenzen für mich bezahlt», hält Bradl fest.

Die offensichtlich betrogenen Fahrer wollen jetzt die von den Verbänden illegal eingehobenen Beträge zurückfordern.

Ich bin gespannt, ob diese Entschädigungen in Deutschland dann auch per Barzahlung (wie vielfach vom DMSB verlangt) erfolgen.

Und ob die Fahrer wie der DMSB dann auch 25 Euro für eine Bestätigung der Zahlungsforderung einheben dürfen?

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