Ducati-CEO Domenicali: Die wahren Gründe für den V4

Von Günther Wiesinger
Ducati baut für 2018 ein neues Serien-Superbike namens Panigale V4. Es wird das erste käufliche Vierzylinder-Motorrad seit der Firmengründung sein, wenn man von der limitierten Desmosedici-MotoGP-Replica absieht.

1103 ccm und 210 PS bei rund 13.500/min, das sind die Eckdaten der Panigale V4. Das Motorrad wird im November auf der EICMA präsentiert, Verkaufsstart ist im Januar 2018.

Für 2019 kommt eine Rennversion für die Superbike-WM mit 1000 ccm. Ducati wird also in zwei Jahren in der Superbike-WM erstmals mit einem Four antreten – wie dann die Konkurrenz von Kawasaki, Yamaha, Honda, Suzuki, BMW, Aprilia und MV Agusta.

Bisher hat Ducati in der seit 1988 existierenden Superbike-WM 14 Fahrer- und 17-Konstrukteurs-WM-Titel sowie 336 Laufsiege errungen.

SPEEDWEEK.com führte zu diesem mutigen Projekt ein Exklusiv-Interview mit Claudio Domenicali, dem sportbegeisterten und leidenschaftlichen CEO der Ducati Motor Holding. Der Italiener hat in den Jahren der Audi-Eigentümerschaft von Ducati schon tüchtig Deutsch gelernt. Auf die Frage, ob er ein paar Minuten Zeit für ein Interview habe, entgegnete er freundlich: «Natürlick.»

Claudio, wann habt ihr zum ersten Mal ernsthaft über das Design eines V4-Production-Motors nachgedacht? Seit der Gründung von Ducati gehörten die Zweizylinder zur DNA der Marke, zum Erbgut.

Ungefähr vor vier Jahren. Wir hatten damals bereits die Panigale V2 eingeführt. Als wir damit auf den Markt kamen, war das der Zeitpunkt, als man sich Gedanken zum Thema machte: Was ist der nächste Schritt?

Diese Frage beschäftigt ein Werk, sobald ein neues Modell präsentiert worden ist. Modelle wie die Panigale oder die Multistrada sind für ein Unternehmen wie Ducati große, bedeutungsvolle Projekte. Sobald sie im Verkauf sind, musst du dir über unterschiedliche Konzepte den Kopf zerbrechen.

Wenn du dann etwas Neues in Gang setzen willst, braucht das eine gewisse Zeit. Wir haben also nachgedacht und unterschiedliche Optionen in Erwägung gezogen. Eine Option war, eine neue Superquadro zu bauen. Aber wir haben dann ein paar Beurteilungen gemacht; die Superquadro erschien uns nicht als die beste Lösung.

Denn wir sind beim V2-Twin auf ein Limit bei der Größe gestoßen. Der große Vorteil beim V4: So ein Motor ist kompakt, was die Länge des Triebwerks betrifft. Du kannst den Motor relativ kurz gestalten, du bringst dadurch genug Gewicht aufs Vorderrad. Du kannst dadurch das Vorderrad mehr belasten, die V4-Bauweise gewährleistet einige Vorteile.

Der wichtigste Gedanke bei der Beurteilung der neuen Konfiguration war das Gesamtkonzept des Motorrads.

Habt ihr beim Wechsel vom V2 auf den V4 in erster Linie die Straßenmotorräder im Kopf gehabt oder den Erfolg in der Superbike-WM?

Beides. Wir sind der Ansicht, dass es in der Superbike-WM mit dem Twin sehr schwierig geworden ist. Wir strengen uns mächtig an.

Unsere aktuelle V2-Panigale ist ein sehr durchdachtes, anspruchsvolles Produkt. Aber wir sehen, dass wir in gewissen Bereichen zu sehr an die Grenzen stoßen.

Durch die Erfahrung, die wir in der MotoGP-WM in 15 Jahren gewonnen haben, haben wir genau gesehen, welches Potenzial ein 1000-ccm-V4-Triebwerk birgt. Dieses Potenzial ist deutlich höher.

Deshalb freuen wir uns auf die neue 1000-ccm-Desmodromik-Superbike-V4-Maschine. Es ist unbestritten: Die desmodromische Ventilsteuerung wird uns einen unschätzbaren Vorteil bringen.

Der 1103-ccm-Serienmotor wird 210 PS leisten. Die 1000-ccm-Version, die für die Superbike-WM homologiert wird, wird deutlich mehr als 210 PS haben?

Ahh... Es ist zu früh, um da ein Urteil abzugeben. Die Performance wird in diesem Bereich liegen, aber es wird mehr Spitzenleistung geben als beim V2. Der Rennmotor wird weniger Drehmoment haben als die 1103-ccm-Serienversion, er wird in erster Linie für den robusten Rennstreckenverkehr entwickelt.

Motoren-Designer Ingenieur Andrea Forni hat erklärt, der Panigale-V4-Motor sei leichter als das V2-Triebwerk. Das ist schwer zu glauben.

Wir haben bei der Konstruktion dieses Vierzylinders das Gewicht immer als sehr bedeutsames Ziel vor Augen gehabt. Das war ein wichtiger Faktor.

Wir haben unterschiedliche V2-Serienmotoren in unserer Palette. Wenn du den neuen V4 zum Beispiel mit dem Multistrada-V2-Motor vergleichst, dann ist der Motor der Desmosedici Stradale viel leichter. Auch der Monster-V2 ist schwerer.

Wenn wir aber den neuen V4 mit dem Superleggera-Triebwerk vergleichen, dann ist er nicht leichter. Du darfst also beim Gewicht nicht alle Zweizylinder mit dem V4 vergleichen.

Kannst du bereits Preise für die käuflichen Panigale-V4-Straßenmotorräder mit 1103 und 1000 ccm nennen?

Nein. Aber ich kann verraten, dass sie sich im Bereich der aktuellen Panigale V2 bewegen werden.

Und was die Superbike-WM betrifft: Wir werden für die Homologation für 2019 alle Erfordernisse des Reglements in punkto Stückzahlen und so weiter erfüllen.

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