Red Bull Honda: Die Ursachen des Cosworth-Versagens

Von Ivo Schützbach
Leon Camier musste seinen ersten Honda-Test in Jerez noch mit der diesjährigen Elektronik von Cosworth absolvieren. Red-Bull-Teammanager Ronald ten Kate erklärt, weshalb man 2017 den Anschluss verlor.

Seit 2014 setzte Honda in der Superbike-WM auf die Elektronik von Cosworth. Die britische Firma kümmerte sich um die Programmierung, die ECU wurde von Ten Kate Racing, dem langjährigen Honda-Partner, in Zusammenarbeit mit Cosworth gebaut.

Nachdem die Kinderkrankheiten im Herbst 2013 und Frühjahr 2014 behoben wurden, hörte man in den Jahren darauf keine Klagen über die Cosworth-Elektronik. Bis zur Saison 2017: Die Stammpiloten Nicky Hayden und Stefan Bradl beklagten sich ab der ersten Runde darüber, dass das Ansprechverhalten des neuen Fireblade-Motors mangelhaft sei, und dass am Hinterrad nicht passiere, was der Fahrer am Gasgriff tat.

Honda erlebte eine der schlechtesten Saisons seit Gründung der Superbike-WM 1988. Platz 6 von Bradl in Assen markiert das beste Rennergebnis, auch ohne den Tod von Hayden und das vorzeitige Saisonende von Bradl (Hand-OP) wäre wahrscheinlich kein Honda-Fahrer in die Top-10 der Weltmeisterschaft gelangt.

2018 wird Honda wie Ducati, Kawasaki, Yamaha und MV Agusta mit Elektronik von Magneti Marelli antreten. Weil das neue System noch nicht fahrbereit ist, absolvierte Leon Camier seinen ersten Honda-Test vergangene Woche mit der technischen Konfiguration von 2017, inklusive Cosworth-Elektronik.

Rundenzeiten von verschiedenen Tests lassen sich nie aussagekräftig vergleichen, der Rückstand zum Besten am selben Tag ist jedoch immer ein Maßstab.

Nach zwei Testtagen Ende Januar 2017 lag Nicky Hayden auf Rennreifen 1,8 sec hinter dem Schnellsten Jonathan Rea (Kawasaki).

Während des Rennwochenendes Ende Oktober 2017 fuhr Rea in 1:39,821 min die schnellste Zeit auf Rennreifen. Ersatzfahrer Davide Giugliano verlor mit seiner Honda 1,5 sec.

Im Test vergangene Woche fuhr erneut Rea auf Rennreifen die schnellste Zeit (1:38,8 min), Camier war in seiner besten Runde eine Sekunde langsamer. Da die Honda vom technischen Stand beinahe identisch mit jenem während des Rennwochenendes auf dem Circuit de Jerez war, geht der um 0,5 sec geringere Abstand zur Spitze auf die fahrerische Leistung Camiers zurück.

SPEEDWEEK.com setzte sich mit Honda-Teammanager Ronald ten Kate zusammen. Der Niederländer erörterte, was dieses Jahr mit der Elektronik schief lief.

Ronald, warum hat die Cosworth-Elektronik die letzten Jahre gut funktioniert und dieses Jahr nicht?

Es begann mit der späten Ankunft der neuen Motorräder, dann haben wir kaum getestet und konnten das Cosworth-System deswegen nicht richtig auf das Ride-by-wire der Serienmaschine abstimmen. Das dauerte länger als erwartet.

Die Kraftentfaltung des Motors ist anders, darauf mussten wir das Drehmoment-Mapping abstimmen. Zudem haben wir auf Grund des Reglements die gesplitteten Drosselklappen verloren, die uns 2016 sehr geholfen haben. Ohne sie konnten wir die Kraftentfaltung nicht mehr so gut regulieren.

Das wiederum führte zu Problemen mit der Front und zu Wheelies.

Das waren alles normale Entwicklungsschritte, die wir aber nicht im Winter erledigen konnten, sondern sie während der Saison leisten mussten.

Wir können Cosworth aber nicht für alles verantwortlich machen, wir müssen auch schauen, wie die Saison für uns begann. Mit unseren Zeiten in Katar wären wir letztes Jahr auf Startplatz 2 gestanden.

Alle Probleme, die du eben geschildert hast, wären dieses Jahr die gleichen gewesen, wenn ihr schon seit Jahren mit Magneti Marelli unterwegs wärt. Du denkst trotzdem, dass dieses Jahr anders verlaufen wäre, hättet ihr das Marelli-System schon gehabt?

Jeder benützt heute Magneti Marelli, sie verfügen über eine enorme Kompetenz mit allen Marken und auch in MotoGP.

Einige der Probleme hätten wir mit Magneti Marelli auch gehabt. Aber wir hätten wahrscheinlich schneller aus der Bredouille gefunden. Schlicht, weil Marelli auf mehr Ressourcen zurückgreifen kann.

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