Aprilia: Nach Honda der größte Flop der SBK-WM 2017

Von Ivo Schützbach
Aprilia-Ass Eugene Laverty

Aprilia-Ass Eugene Laverty

Als Milwaukee-Teameigentümer Shaun Muir von BMW zu Aprilia wechselte, glaubten er und der Hersteller aus Noale, dass sie in der Superbike-WM 2017 um den Titel kämpfen können. Eine Fehleinschätzung.

2010 und 2012 wurde Aprilia mit Max Biaggi Superbike-Weltmeister, 2014 mit Sylvain Guintoli. Dann fiel die Entscheidung für den MotoGP-Einstieg, seit 2015 wurden alle Ressourcen dafür gebündelt.

2015 setzte das Privatteam Red Devils Roma in der Superbike-WM zwei Aprilia RSV4 RF ein, 2016 das Team IodaRacing. Unterstützung bekamen beide Teams vom Hersteller aus Noale nur bedingt.

2017 brachte sich Aprilia wieder deutlich mehr ein, das Milwaukee-Team erhält offiziell Werksunterstützung und wird als Aushängeschild hergezeigt. Doch trotz der Verpflichtung des 13-fachen Laufsiegers und ehemaligen Vizeweltmeisters Eugene Laverty gelang Aprilia 2017 kein Podestplatz.

Der Nordire landete als bester Aprilia-Pilot mit 157 Punkten nur auf dem zehnten Gesamtrang. Über die Saison konnte Laverty 14 Mal in die Top-8 fahren, vierte Plätze in Katar (Lauf 1) und Portimao (Lauf 2) sind seine besten Platzierungen.

Teamkollege Lorenzo Savadori holte 33 Punkte weniger, fuhr zwölfmal in die Top-10 und hat Platz 5 in Assen und Katar (jeweils Lauf 1) als bestes Ergebnis vorzuweisen.

Obwohl die Aprilia-Asse regelmäßig von der neuen Regel für die Startposition im zweiten Lauf profitierten, und weiter vorne losdüsen durften als in Lauf 1, konnten sie das nicht in bessere Resultate ummünzen.

«Die Aprilia zu verstehen ist manchmal echt schwierig», versuchte Laverty zu erklären. «Mal ist sie fantastisch, dann ändert sich die Temperatur und wir haben auf einmal Riesenprobleme mit den Reifen. Wir fallen schnell aus dem Fenster, in dem wir das Motorrad verstehen.»

Drastische Änderungen

Zu Beginn der Saison versuchte Laverty krampfhaft das Motorrad so hinzubekommen, wie er es aus der Saison 2013 gewöhnt war, als er WM-Zweiter wurde. Doch seither haben sich die technischen Regeln drastisch geändert, der Aprilia-Pilot musste einsehen, dass er sich an die neuen Voraussetzungen anpassen muss.

Erst in der Sommerpause fand das Team während des Lausitzring-Tests eine passable Basisabstimmung. Das Fenster, in dem die RSV4 RF optimal funktioniert, blieb aber klein.

In der Hersteller-Wertung war Aprilia gegen Kawasaki und Ducati chancenlos, auch Yamaha fuhr ihnen im zweiten Jahr mit der neuen R1 regelmäßig davon.

Aprilia konnte sich gerade so vor BMW halten, obwohl die Bayern in der Superbike-WM einen vergleichsweise geringen Aufwand betreiben. Leon Camier eroberte für die Hersteller-Wertung als Einziger auf einer MV Agusta nur 45 Punkte weniger als Aprilia mit zwei Fahrern.

Nur Honda konnte Aprilia deutlich distanzieren, die neue Fireblade erwies sich als Missgeburt.

Immerhin: In der Team-Wertung belegte Milwaukee Aprilia unter 14 fixen Teams hinter Kawasaki, Aruba.it Ducati und Pata Yamaha Platz 4.

Laverty ist zuversichtlich, dass es 2018 deutlich aufwärts geht. «Vieles von dem, was wir brauchen um aufs Podest zu fahren, haben wir jetzt», sagte er gegenüber SPEEDWEEK.com. «Eigentlich haben wir die Zutaten seit Donington im Mai. Aber alles hat viel zu lange gedauert, deshalb bin ich etwas verärgert. Die Richtung stimmte, aber die Schritte waren zu klein. Wir haben die halbe Saison mit kleinen Änderungen vergeudet, statt einen klaren Schnitt zu machen. Für kommende Saison brauchen wir mehr Drehmoment im Motor, das ist mein Hauptwunsch. Dieses Jahr lebten wir von der Drehzahl, 2018 haben wir aber deutlich weniger. Das ist der größte Unterschied zu meiner Aprilia von vor vier Jahren, sie hatte viel mehr Drehmoment. Dass Kawasaki weniger Drehzahl hat, ist egal. Dieses Bike hat so viel Drehmoment, dass sie auch weiterhin extrem schnell beschleunigen können.»

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