Assen: Wieso Red Bull Honda keine Ersatzfahrer aufbot

Von Ivo Schützbach
Ausgerechnet beim Heimrennen in Assen stand keine Honda des Red-Bull-Teams in der Startaufstellung der Superbike-WM. Racing-Manager Robert Watherston von Honda Motor Europe im Exklusiv-Interview.

Kein anderes Team wurde in den letzten zwölf Monaten so von Verletzungen gebeutelt wie Red Bull Honda. Im Mai 2017 verlor Nicky Hayden bei einem Unfall mit dem Rennrad sein Leben, im September riss sich Stefan Bradl in Portimao das skapholunäre Band in der rechten Hand an – die Saison des Bayern war beendet. Honda rettete sich mit den Ersatzfahrern Jake Gagne, Davide Giugliano und Takumi Takahashi über die Saison.

Für die Saison 2018 wurde der schnelle Leon Camier verpflichtet, dazu Red-Bull-Zögling Gagne. Camier brach sich in Aragón drei Rippen und fiel für die Rennen in Assen am vergangenen Wochenende aus. Gagne stürzte im Training am Freitag und musste wegen Wirbelprellungen und Ganzkörperschmerzen ebenfalls auf die Rennen verzichten.

Und das ausgerechnet beim Heimrennen von Ten Kate Racing, dem Team hinter Red Bull Honda.

SPEEDWEEK.com setzte sich mit Robert Watherston, dem Head of Motorsport von Honda Motor Europe, zum Vier-Augen-Gespräch zusammen.

Robert, in Assen war Soichi Yamana dabei, er verteilt die Rennsport-Budgets bei Honda Japan. Ein gutes Zeichen?

Er war das erste Mal bei einem Superbike-Rennen, er hat den Job gerade erst übernommen. Bei Honda Japan rotieren alle zwei oder drei Jahre die Leute im Management.

Er hat sich das schlimmste Wochenende ausgesucht.

Unglücklicherweise sah er nicht viel Action von uns auf der Strecke, das war nicht ideal.

Weshalb habt ihr keinen Ersatzfahrer für Camier nach Assen gebracht?

Mit nur einer Woche zwischen den Rennen, ist das immer schwierig. Hinzu kam, dass letztes Wochenende alle MotoGP-Fahrer in Amerika waren, es war Japanische Meisterschaft und dazu Le Mans.

Theoretisch ist es einfach, Ersatz zu finden. Aber einen zu finden, der über die nötige Erfahrung verfügt und außerdem schnell und sicher fährt, und über die Fähigkeiten verfügt, das Motorrad auch zu testen, ist keineswegs einfach.

Wenn ihr einen Ersatzfahrer bringt, dann soll er nicht nur im Kreis fahren, sondern auch Leistung bringen?

Natürlich wollen wir einen konkurrenzfähigen Fahrer auf dem Motorrad. Du musst das Thema aber auch aus Fahrersicht sehen. Wenn wir einen jungen Fahrer aufbieten, ihm die Chance geben, zum ersten Mal Superbike-WM zu fahren, dann kommt er aus einer nationalen Meisterschaft. Dort wird möglicherweise nach Superstock-Regeln gefahren, ohne ausgefeilte Elektronik. Selbst wenn dieser Fahrer dort auf einer Fireblade sitzt, hat diese eine gänzlich andere Spezifikation.

Wir geben Fahrern gerne die Chance, ihr Potenzial zu zeigen. Es geht nicht nur darum, dass wir gut dastehen.

Weshalb habt ihr euch nicht um einen HRC-Testfahrer wie Stefan Bradl, Hiroshi Aoyama oder einen anderen Japaner bemüht?

Für letztes Wochenende kam das nicht in Frage. Klar wäre das möglich gewesen. Aber wir wollen gute Arbeit abliefern, der Fahrer muss Zeit haben, sich vorzubereiten. Idealerweise mit einem Test, um sich an die Maschine zu gewöhnen. Bei Rennen an aufeinanderfolgenden Wochenenden ist das nicht möglich.

Ihr habt nicht nur die Rennen in Assen komplett verpasst, Red Bull Honda fehlt auch diese Woche beim Test in Brünn. Ist das nicht ein entscheidender Test, weil zum ersten Mal seit 2012 wieder in Brünn gefahren wird und niemand Daten für seine Motorräder hat?

Ja. Unglücklicherweise ist eine der Konsequenzen der Stürze, dass unsere Möglichkeiten, in Brünn einen guten Job zu machen, beschädigt wurden.

Andererseits haben wir in der Superbike-WM nur eine begrenzte Anzahl Testtage zur Verfügung. Wir können die Tage des Brünn-Tests sparen und sie später nützen. Zwar haben wir dann nicht in Brünn getestet, neue Teile können wir aber auch woanders probieren.

Außerdem testet Triple-M Honda in Brünn.

Dass ihr mit Fahrern aus der Endurance-WM oder BSB nach Brünn zum Testen geht, ist nutzlos?

Nicht nutzlos, man kann immer etwas lernen. In der Realität ist es aber so, dass der Fahrer mehr lernt als das Team, wenn man einen bringt, der weder das Bike, das Team noch die Strecke kennt.

Der Zweck eines solchen Tests ist, dass unsere Stammfahrer und das Team Daten sammeln und schneller werden. Ohne die Stammfahrer kann man bei so einem Test nur begrenzt etwas lernen.

Wie hast du euren Sponsoren erklärt, dass in Assen keine Red-Bull-Honda in den Rennen zu sehen war?

Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir extrem verständnisvolle und informierte Partner haben. Keiner von ihnen ist neu im Motorrad-Rennsport, sie kennen die Risiken. In diesem Sport können Fehler passieren und die Konsequenz kann sein, dass sich ein Fahrer verletzt und einige Rennen ausfällt.

Ich mache meinen Job seit 20 Jahren und war noch nie in einer Situation wie in Assen, das ist nie zuvor passiert. Jeder verstand, dass das einmalige Umstände waren.

Gleichzeitig ist es aber sehr wichtig, dass wir beim nächsten Rennen wieder voll da sind. Das steht außer Diskussion.

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