Exklusiv: Wieso Tom Sykes bei Kawasaki Reißaus nimmt

Von Ivo Schützbach
Tom Sykes, Weltmeister 2013

Tom Sykes, Weltmeister 2013

Nach der Saison 2018 trennen sich die Wege des Kawasaki-Werksteams und von Tom Sykes. Der Engländer erklärt, was sich für ihn geändert hat, seit 2015 Jonathan Rea in sein Superbike-Team kam.

Seit 2010 fährt Tom Sykes für das Kawasaki-Werksteam, 2013 sorgte er für den ersten Superbike-WM-Titel für den japanischen Hersteller seit 20 Jahren. Der Engländer gewann 34 Rennen für Kawasaki, eroberte 105 Podestplätze für sie und beendete die Weltmeisterschaft seit 2012 immer in den Top-3!

Vor dem letzten Saisondrittel liegt Sykes mit 218 Punkten auf WM-Rang 4, Michael van der Mark (Yamaha/248) und Chaz Davies (Ducati/278) sind in Sichtweite. Teamkollege Jonathan Rea ist mit 370 Punkten bereits weit enteilt und auf dem besten Weg zu seinem vierten WM-Titel in Folge.

Neun Jahre lang fuhr Tom Sykes für Kawasaki und machte die ZX-10R zu einer Erfolgsmaschine. SPEEDWEEK.com verriet er im ersten Teil des Exklusiv-Interviews, wieso er 2019 für einen anderen Hersteller starten wird. Seinen Platz nimmt Leon Haslam ein.

Wo Sykes hin wechselt, ist noch nicht fix. Red Bull Honda hat starkes Interesse an dem 32-Jährigen, auch das Milwaukee-Team von Shaun Muir. Und GTR Yamaha, falls genügend Geld für ein zweites Motorrad und einen Klassepiloten wie Sykes vorhanden ist.

Tom, was hat sich für dich im Kawasaki-Team geändert, seit Jonathan Rea 2015 dazu kam?

Nicht so viel. 2012 bis 2014 war das Motorrad so, wie ich es brauche und wir waren sehr stark. Dass ich einen starken Teamkollegen hatte war kein Problem, weil mir das Motorrad gehorchte. Ich hatte auf alles eine Antwort.

Jonathan stieß in einem Moment zum Team, in dem wir zwei Schritte zurück machten – auf Grund der Änderungen in den technischen Vorschriften.

Bei den Wintertests 2015 sagte ich schon nach wenigen Runden zu meinen Jungs – ich kann das hier gar nicht wiederholen, weil das ein Interview ist. Heiliger Bimbam, das Bike war völlig anders. Für mich fühlte es sich grundlegend falsch an.

Ab diesem Zeitpunkt konnte ich nicht mehr so fahren wie zuvor. Es wurde über die Jahre auch nicht besser.

Bei Jonathan hingegen ist es so, dass die Änderungen seinem natürlichen Fahrstil entgegenkommen. Das sieht jeder, der ihn auf der Strecke beobachtet.

Viele der Entwicklungen bei Kawasaki habe ich angestoßen. Seit 2015 gewinnt Jonathan Rennen, das ist mein Problem. Ich konnte deshalb nicht sagen, dass wir in die falsche Richtung entwickeln. Weshalb sollte ein Hersteller etwas ändern, wenn der andere Fahrer gewinnt?

Aus einer Reihe von Gründen kann ich seit einigen Jahren nicht mehr das Beste aus mir herausholen – das ist manchmal schwer zu akzeptieren.

Seit 2017 habe ich zunehmend den Eindruck, dass du im Team an Rückhalt eingebüßt hast. Empfindest du das auch so?

Ganz sicher steckt etwas Wahrheit in dem, was du sagst. Es gibt einige Leute im Team…

Ich bin anders aufgewachsen. Wenn mir jemand geholfen hat, dann weiß ich das zu schätzen – auch Jahre später noch. Im Rennsport ist die Mentalität aber eine andere, die Leute haben ein kurzes Gedächtnis.

Positiv ist, dass es nach wie vor einige Schlüsselpersonen gibt, die respektieren was ich über die Jahre geleistet habe.

Vor der Ankündigung, dass du Kawasaki verlassen wirst, war zu hören, dass sie dir ein Angebot gemacht haben. War die Offerte inakzeptabel oder wolltest du das Team so oder so verlassen?

Mein Ziel ist, noch mal Weltmeister zu werden. Mein Speed ist nicht das Problem. Die Leute sollen sagen was sie wollen, viele von ihnen haben keine Ahnung vom Rennsport. Wenn ich dafür kritisiert werde, dass ich in Rennen durchgereicht werde… Ja, es ist sehr einfach, von Pole-Position aus Plätze zu verlieren. Du wirst Zweiter und einige Leute meinen, du hättest schlechte Arbeit abgeliefert.

Seit 2012 habe ich mit meinem Crew-Chief Marcel Duinker daran gearbeitet. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich einen hohen Grundspeed habe. Marcel hat es geschafft, meinen Speed über eine Runde in Speed über die Renndistanz umzuwandeln. Oft genug lag ich nach der ersten Runde schon 2 sec vorne und habe Rennen mit 10 sec Vorsprung gewonnen. Ich habe Rennen dominiert – so will ich es wieder haben. Dafür brauche ich das richtige Paket.

Sicher, Jonathan leistet hervorragende Arbeit. Einige Leute denken, ich mache meinen Job nicht ordentlich – sollen sie. Was sie aber nicht sehen: Zum Beispiel in Assen konnte ich als Führender den Vorsprung ausbauen, obwohl Jonathan Zweiter war. Nach dem Rennen sagte ich, dass der Sieg zwar ein gutes Ergebnis ist, das Motorrad aber dies und jenes nicht tat. Ich verpasste Scheitelpunkte, mir rutschte das Vorderrad weg, viele Kleinigkeiten. Ich will, dass alles richtig ist – das ist mein Ziel für die Zukunft.

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