Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Exklusiv: Melandri-Manager Vergani über die Zukunft

Von Ivo Schützbach
Marco Melandri (re.) verhandelt mit Yamaha und Honda

Marco Melandri (re.) verhandelt mit Yamaha und Honda

Obwohl er zu den erfolgreichsten Superbike-Piloten der letzten acht Jahre gehört, hat Marco Melandri für 2019 noch kein Team. SPEEDWEEK.com sprach mit seinem Manager Alberto Vergani.

Nachdem sich das Ducati-Werksteam entschieden hat, 2019 Alvaro Bautista statt Marco Melandri an der Seite von Chaz Davies fahren zu lassen, bieten sich dem Italiener für nächstes Jahr nur zwei reizvolle Möglichkeiten in der Superbike-WM: Im neuen Yamaha-Satelliten-Team Giansanti Racing (GRT) eine Werks-R1 fahren, oder bei Red Bull Honda die bislang erfolglose neue Fireblade.

Bei GRT hat Melandri nur eine Chance, wenn sich Yamaha Motor Europe entscheidet, zwei Fahrer einzusetzen und eine Maschine einem erfahrenen Piloten zu geben. Denkbar ist aber auch, dass beide Bikes jetzige Supersport-Piloten bekommen: WM-Leader Sandro Cortese, Weltmeister Lucas Mahias und Youngster Federico Caricasulo haben beste Aussichten.

Red Bull Honda favorisiert Ex-Weltmeister Tom Sykes, neben Melandri haben auch alle anderen Spitzenpiloten ohne einen Sitz für 2019 angeklopft. Was seine Erfahrung mit verschiedenen Motorrädern und seine Strahlkraft in den Medien betrifft, hat Melandri mehr zu bieten als jeder andere Superbike-Pilot. Der 36-Jährige gilt aber als schwieriger Charakter.

Sein Manager Alberto Vergani erklärte SPEEDWEEK.com im Exklusiv-Interview den Stand der Dinge.

Alberto, in Portimao hast du Gespräche mit Honda und Yamaha geführt. Bieten sich dort die besten Chancen für Melandri?

Grundsätzlich ja.

Am Wichtigsten für mich ist aber, dass ich mit der Dorna spreche. Ich unterstelle, dass Marco eine der Schlüsselpersonen dieser Meisterschaft ist. Er ist eine Marke, ein sehr bekannter Name. Ohne Marco wird in Italien kaum noch jemand der Superbike-WM folgen, wenn dauernd Briten gewinnen. Die Logik gebietet, ihn in diesem Fahrerlager zu halten. Deshalb glaube ich, dass wir zusammen mit der Dorna einen Weg finden.

Melandri ist der letzte verbliebene MotoGP-Star nach Checa, Biaggi und Hayden in der Superbike-WM: Er ist der einzige italienische Spitzenfahrer, der TV-Vertrag in Italien ist der bestdotierte und läuft aus, Imola hat die meisten Zuschauer und viele Teams und Sponsoren kommen aus Italien. Ich habe aber den Eindruck, dass der Spanier Bautista für die Dorna wichtiger ist als Melandri.

Das glaube ich nicht. Sie denken über die Situation nach und ich vermute, dass sie daran arbeiten. Du hast alle rationalen Gründe genannt, diese sind logisch. Aber das gehört zum Spiel.

Ich erinnere mich gut: Als Checa, Biaggi und Melandri Superbike-WM fuhren – drei Stars helfen der Meisterschaft.

Melandri ist eine Marke, ihn kennen die Menschen. Wegen seiner Geschichte. Er war ein MotoGP-Star, Vizeweltmeister bei den 125ern, Champion bei den 250ern und Zweiter in MotoGP, das ist nicht nichts. Auch bei den Superbikes war er Zweiter. Damals bei BMW hat er den Titel mit viel Pech verloren.

Marco hatte öfters Pech. Als er 2011 bei Yamaha fuhr, haben sie das Superbike-Programm beendet. Bei BMW lief es gleich.

Wie Carlos Checa möchte Marco diesen Titel gewinnen, das ist sein Ziel. Es stimmt, dass er 36 Jahre alt ist. Aber er ist wie Valentino Rossi: Er will Rennen fahren und gewinnen. Noch mindestens zwei Jahre lang. Er will nicht nur mitfahren.

Die letzten Jahre verdiente er das niedrigste Gehalt. Trotzdem danken wir Ducati, sie haben Marco geholfen zurückzukommen. Es war für beide Seiten ein guter Deal: Marco konnte Rennen gewinnen und sie hatten für wenig Geld einen guten Fahrer. Jetzt haben sie sich für jemand anderen entschieden, das kann passieren. Ich kann nicht darüber urteilen, ich respektiere die Entscheidung. Ich hoffe, dass es Marco wie Lorenzo macht und bis zum Schluss noch Rennen gewinnt.

Reicht der Einfluss der Dorna so weit, dass sie ein Team dazu bringen können, Melandri zu verpflichten?

«Dazu bringen» ist der falsche Begriff. Aber sie können bewirken, dass die Leute über ihn nachdenken. Marco bietet Chancen. Die Frage ist: Warum verpflichtet ihn ein Team nicht? Er kann Rennen gewinnen, er hat mit jedem Hersteller gewonnen. Das sagt einiges aus.

Als er auf die BMW stieg, hatte BMW nicht ein Rennen gewonnen. Seinen ersten Test mit der BMW hatte er in Portimao und meinte anschließend, dass das Bike nicht so schlecht ist. Damals sagte jeder, dass das Motorrad ein Desaster sei. Marco hat dann gleich in der ersten Saison gewonnen. Über seine fahrerische Qualität gibt es keine Diskussion.

Marco ist ein Star, mit ihm ist es nicht immer einfach. Aber auch mit Rossi ist es nicht einfach.

Weltweit ist Melandri viel bekannter als Rea oder Sykes: Für das Red-Bull- und Honda-Marketing wäre er hilfreich.

Richtig. Und noch dazu ist er technisch sehr versiert. Er versteht, was eine Elektronik macht. Er fuhr Motorräder ohne Elektronik und mit sehr ausgefeilter. Er fuhr auch schon zig verschiedene Reifenfabrikate. Solche Erfahrungen helfen.

Erfahrungen kann man nicht kaufen, man muss sie machen. Marco kann seine Erfahrung einbringen und sie mit den Leuten um sich teilen.

BMW war das perfekte Beispiel. Gigi Dall’Igna wollte ihn damals auf der Aprilia haben, wir entschieden uns aber für BMW. Damals war Biaggi bei Aprilia, Marco bevorzugte es auf einem weniger schlagkräftigen Motorrad zu fahren. Er denkt wie ein Star – und hat die Arbeit bei BMW erledigt.

Weshalb lässt dich Honda auf eine Antwort warten?

Sie haben keinen Druck und eine Liste mit Fahrern. Es gibt mehr Fahrer als Motorräder, das ist unglücklicherweise so. Melandri, Sykes, Laverty, Torres, Savadori – sie alle haben eine unsichere Zukunft.

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