Markus Reiterberger: «Darf nicht daran zerbrechen»

Von Ivo Schützbach
BMW-Rennchef Marc Bongers (li.) mit seinen Fahrern Markus Reiterberger (Mitte) und Tom Sykes

BMW-Rennchef Marc Bongers (li.) mit seinen Fahrern Markus Reiterberger (Mitte) und Tom Sykes

Nach beinahe zwei Jahren Abstinenz kehrt Markus Reiterberger 2019 in die Superbike-WM zurück. Zusammen mit Tom Sykes wird er im Team BMW Motorrad eine Werks-S1000RR pilotieren.

Kein anderer Fahrer hielt die letzten Jahre so treu zu BMW wie Markus Reiterberger. Der 24-Jährige gewann für sie dreimal die IDM Superbike und dieses Jahr die Superstock-1000-EM. Bei seinem ersten Ausflug in die Superbike-WM 2016 und Anfang 2017 machte er ebenfalls eine ordentliche Figur, bis es zum Zerwürfnis mit dem Althea-Team kam.

Bei der Teampräsentation in Mailand war deutlich zu spüren, dass Dr. Markus Schramm, neuer Chef von BMW Motorrad, große Stücke auf den bodenständigen Obinger hält.

BMW setzt nächstes Jahr erstmals seit 2013 wieder Werksmaschinen in der Superbike-WM ein, als Teamkollege bekommt Reiti Ex-Weltmeister Tom Sykes, der die letzten neun Jahre für Kawasaki fuhr.

«Der EM-Titel ist der nächste Schritt», dachte Reiterberger an die abgelaufene Saison zurück. «In der IDM habe ich drei Titel gewonnen, da war der zweite der schönste, 2015 gegen Javier Fores und Max Neukirchner, weil ich da richtig kämpfen musste. Jetzt bin ich Europameister, das ist schon geil. Daheim in Obing bin ich jetzt der zweite Europameister nach Adi Stadler, nur der Sepp Huber als Weltmeister ist noch vor mir. Ich hoffe, dass ich den auch noch knacke. Wenn man sich das auf der Zunge zergehen lässt – Europameister hört sich gut an, das gefällt mir. Bei uns ist das nicht so wie in Spanien, aber es gibt doch immer wieder Deutsche, die vorne mitfahren – meistens Bayern.»

«Ich bin natürlich megaglücklich über die Chance, wieder in die Superbike-WM einzusteigen», hielt der leidenschaftliche Bahnsport-Fan fest. «Ich freue mich auch sehr, dass ich der BMW-Familie erhalten bleibe, ich in einem guten, erfahrenen Team antreten werde und auf die Zusammenarbeit mit meinem neuen Teamkollegen Tom Sykes. Ich hoffe, dass es uns gemeinsam gelingt, die Marke mit dem Propeller ganz nach vorne zu bringen.»

SPEEDWEEK.com sprach mit der deutschen Superbike-Hoffnung.

Markus, mit Tom Sykes bekommst du einen der stärksten Teamkollegen. Ihn nimmst du als Ansporn?

Auf alle Fälle. Erstens freue ich mich, Sykes ist ein richtig cooler Typ. Vor ihm habe ich viel Respekt, er ist Weltmeister und hat extrem viel Erfahrung. Er hat auch schon mal einem Werk geholfen, ein Motorrad siegfähig zu machen. Er ist ein richtiger Beißer, von ihm kann ich lernen. So einen Teamkollegen zu haben, ist ein Riesenansporn.

Er nimmt auch etwas Druck von mir, weil er ein ganz anderes Kaliber ist als ich. Gleichzeitig macht er mir aber auch Druck, weil ich versuchen werde mich mit ihm zu messen. Am Anfang muss ich ruhig bleiben, wir dürfen nicht den Fehler wie 2016 machen und uns zu viel erhoffen und dann daran zerbrechen. Das darf nicht mehr passieren. Ich muss mit wenig Erwartung in die Saison starten und mich dafür besser verkaufen.

Sykes glaubt, dass die BMW seinem Stop-and-Go-Fahrstil entgegenkommt. Siehst du das auch so?

Mein Fahrstil ist auch so spät wie möglich bremsen, dann umdrehen und aus der Kurve rausfahren. Das hat mir die letzten Jahre auf der BMW sehr gut getaugt, das Bike hatte extrem gute Bremsstabilität. Wir konnten das Motorrad auch relativ gut beschleunigen, nur der Seitengrip in den Kurven war ein Manko.

Ist es für die Entwicklung gut, wenn das Motorrad eurem natürlichen Fahrstil entgegenkommt?

Von der Fahrerpaarung sind wir dafür gut aufgestellt. Wir haben eine ähnliche Größe und sind auch vom Gewicht nicht so weit auseinander. Auch der Fahrstil ist ähnlich, wobei der von Sykes schon richtig brachial ist. Er kommt mit einem aggressiven Motorrad zurecht.

Traust du dir zu, Sykes zu schlagen?

Das weiß ich nicht. Ich werde mein Bestes versuchen, dass ich mal an ihm dran bin und mich mit ihm messen kann. Das muss das Ziel sein. Der erste Gegner ist immer der Teamkollege. Für mich ist es gut, dass ich so einen habe, da kann ich viel lernen. Er ist ein guter Messwert, an den ich mich halten kann. Wenn ich da ab und zu auf Augenhöhe bin oder sogar schneller, das wäre super. Wenn ich im ersten Jahr immer ein bisschen langsamer bin, ist es auch nicht schlimm. Er war Weltmeister und saß jahrelang auf dem besten Motorrad. Das muss man erst mal schaffen.

Er ist Mister Superpole, das ist ein Kaliber als Teamkollege, das hat man nicht so oft.

Was meinst du zu den Äußerungen von Max Neukirchner, dass du mehr für deine Fitness tun musst?

Jeder darf seine Kritik äußern, ich höre mir alles an. Neukirchner ist ein kompletter Fitness-Freak. Man muss aber auch auf dem Boden der Tatsachen bleiben, wir sind Motorrad-Rennfahrer und keine Marathon-Läufer. Natürlich braucht man eine gewisse Fitness, es sollte aber immer in der Balance bleiben. Man braucht gute Ausdauer und Kraft, sollte aber gleichzeitig kein Hering sein. Man muss ein Bike mit 1000 ccm und 230 PS ja auch rumprügeln.

Ich mache nicht so viel Fitness, habe dafür andere Trainingsmethoden. Ich fahre viele Arten Motorrad, auch so kann man sich fit halten und gleichzeitig dazu lernen.

Ich bereite mich auch im Fitnessstudio vor, für nächstes Jahr sogar sehr akribisch. Jeder muss für sich herausfinden, was die beste Methode ist.

Das beste Training ist Motorradfahren. Schau dir den Marquez an, der fährt jeden Tag Motorrad.

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