Vor 1. Test: Sandro Corteses Traumaufstieg mit Yamaha

Von Ivo Schützbach
Sandro Cortese, GRT-Manager Filippo Conti und Yamaha-Rennchef Eric de Seynes

Sandro Cortese, GRT-Manager Filippo Conti und Yamaha-Rennchef Eric de Seynes

Supersport-Weltmeister Sandro Cortese fährt in der Superbike-WM 2019 an der Seite von Marco Melandri für GRT Yamaha. Der 28-Jährige traut sich keine Vorhersage zu, wie gut er sich schlagen wird.

Nach der trostlosen Saison 2018 sehen wir in der Superbike-WM 2019 gleich zwei Deutsche: Markus Reiterberger im BMW-Werksteam und Sandro Cortese bei Yamahas Satelliten-Crew GRT. Der Supersport-Weltmeister hat einen Ein-Jahres-Vertrag mit Yamaha unterschrieben, mit Option auf eine zweite Saison.

Für das Team von Ex-GP-Fahrer Mirko Giansanti wird die Superbike-WM ebenso eine neue Erfahrung wie für Cortese, die letzten zwei Jahre war GRT Yamahas offizielles Team in der Supersport-WM. 2017 wurden sie mit Lucas Mahias Weltmeister, dieses Jahr Vize.

Corteses Superbike-Abenteuer beginnt am 26./27. November mit den zweitägigen Testfahrten im südspanischen Jerez de la Frontera. SPEEDWEEK.com sprach mit dem 28-jährigen Schwaben vorab.

Sandro, wie gut kennst du Marco Melandri, deinen neuen Teamkollegen?
Ich kenne ihn schon sehr lange, seit ich klein war habe ich Melandri verfolgt. Früher war ich Fan von ihm, jetzt fahren wir im gleichen Team. Ich habe ein Bild von ihm gefunden, das ich 1999 mit ihm in Imola gemacht habe, das ist witzig. Ich freue mich mega, von Marco kann ich nur lernen. So einen Teamkollegen im ersten Superbike-Jahr an der Seite zu haben, kann nur hilfreich sein.

Bedeutet so ein starker Teamkollege nicht automatisch auch sehr hohen Druck für dich?

Das will ich so nicht sagen. Ich muss mich erst mal auf das Motorrad setzen und mal zwei Tage darauf verbringen. Ich kann dir auch nichts über meine Erwartungen sagen, ich weiß nicht, ob ich auf Anhieb schnell sein werde oder ob ich ein halbes oder ein Jahr brauchen werde. Das wird sich alles über den Winter herausstellen.

Ihr bekommt das identische Material wie das Werksteam mit Michael van der Mark und Alex Lowes?

Genau.

In dem Fall hat auch das Werksteam Druck, mit Melandri und dir im Satelliten-Team?

Natürlich, wenn Melandri auf einer Yamaha sitzt und das gleiche Motorrad hat… Das Ziel von Yamaha wird sein, dass wir vier das Motorrad entwickeln. Das kann jedem helfen, sei es Lowes, van der Mark, Melandri oder mir. Ich bin eh von allen der, welcher im ersten Jahr am meisten lernen muss.

Hat euch das Team Ziele gesetzt? Für GRT ist es ja auch die erste Superbike-Saison.

Noch nicht, das ist alles noch zu frisch. Das Team ist ebenso Rookie wie ich in dieser Klasse, wir müssen die zwei Tage in Jerez abwarten. Dann sehen wir sicher ein bisschen, wo das alles hinführt.

Du mit 28 und Melandri mit 36 Jahren – ein Junior-Team seid ihr keins, wie Yamaha das ursprünglich geplant hatte.

Natürlich hebt Marco den Durchschnitt an, aber er ist auf Toplevel, hat dieses Jahr Rennen gewonnen und viele Podestplätze eingefahren. Er ist für diese Klasse extrem wichtig. Dass ich mit Yamaha, dem Werk und Melandri in so einem Team sein kann, das ist das Höchste, was in meiner Karriere bislang passiert ist.

In der Moto2- und Supersport-WM sind keine elektronischen Fahrhilfen erlaubt: Wird das neben der deutlich stärkeren Leistung eines Superbikes die größte Herausforderung für dich?

Das kann ich hoffentlich Ende November nach dem Jerez-Test beantworten, ich habe keine Ahnung, was da auf mich zukommt. Ich kann dir nicht sagen, wie so eine Elektronik reagiert, weil ich sie noch nie gefahren bin. Ich weiß es nicht mal vom Hörensagen.

Als ich auf die R1 drauf saß war ich überrascht, ich dachte, dass sie viel größer ist. Das Motorrad ist extrem klein, gefühlt kleiner als die R6, wenn man draufsitzt.

Für mich ist das alles Neuland. Das Leistungsgewicht ist fast gleich wie bei der R6, das sind nur sieben Kilogramm Unterschied. Es wird wohl tatsächlich darum gehen, dass ich mit der Elektronik klarkomme. Dafür braucht man Erfahrung, ich kann profitieren vom Datenaustausch bei Yamaha.

Was gut ist, ich bin gleich groß wie Marco. Das ist nicht wie bei van der Mark und Lowes, wo ein extremer körperlicher Unterschied besteht. Wo vielleicht auch die Motorradabstimmung komplett unterschiedlich ist. Ich versuche diesen Winter so viel zu lernen wie möglich ist, um sehr gut vorbereitet nach Phillip Island zu kommen.

Wenn du dir die Fahrstile von Lowes, van der Mark und Melandri anschaust, welchem ist deiner am ähnlichsten?

Ich glaube, gar keinem. Melandri und Lowes fahren sehr aggressiv, da ist bei jeder Anbremsphase das Hinterrad einen halben Meter in der Luft. Van der Marks Fahrstil ist auch sehr speziell. Mein runder Fahrstil entspricht gar keinem, den gibt es in dieser Klasse nicht so häufig, die fahren alle eher eckig. Ich will mich jetzt nicht mit Johnny Rea vergleichen, aber der fährt auch rund.

Bis vor vier Jahren sagten alle, dass man mit einem Superbike Stop-and-Go fahren muss, die letzten Jahre hat Kawasaki das Motorrad für Rea aber für seinen runden Stil entwickelt. Vielleicht ist dein Stil gar nicht so verkehrt?

Als ich in die Supersport-WM kam hieß es immer, dass ich meinen Fahrstil komplett ändern muss. Weil die alle hart reinbremsen in die Kurven und hart rausbeschleunigen, dass ich auch so eckig fahren muss. Ich kam mit meinem Stil aber auch schnell und gut zurecht.

Natürlich weiß ich, dass das Kapitel Superbike etwas komplett anderes sein wird, auch von der Leistungsdichte und vom Niveau. Aber wer weiß, vielleicht passt mein Fahrstil gleich. Oder ich muss mich doch ab Tag 1 umgewöhnen.

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