Shaun Muir: «BMW konnte eine Abkürzung nehmen»

Von Ivo Schützbach
BMW-Teamprinzipal Shaun Muir

BMW-Teamprinzipal Shaun Muir

«BMW hat dieses Projekt auf mindestens drei Jahre angesetzt. Gute Resultate, die wir jetzt holen, sind ein Bonus», sagte BMW-Teamprinzipal Shaun Muir nach den vielversprechenden Superbike-Tests auf Phillip Island.

Es kam schön öfter vor, dass ein Hersteller mit einem neuen Motorrad in der Superbike-WM auftauchte und sofort siegfähig war oder sogar den Titel gewann. Im Gegensatz zu Ducati oder Yamaha, die mit ihren aktuellen Bikes eine Vorlaufzeit von über einem Jahr auf der Rennstrecke hatten, bevor sie ihr erstes Superbike-Rennen fuhren, beläuft sich die Vorbereitung von BMW mit der neuen S1000RR auf neun Wochen!

Am 17. Dezember 2018 hatten Tom Sykes und Markus Reiterberger auf dem Andalucia Ring nahe Almeria das Roll-out mit dem neuen Superbike. Den zwei Tagen dort folgten zwei in Jerez, Portimao und Phillip Island. Nach acht Testtagen geht am morgigen Freitag in Südaustralien die Superbike-WM 2019 los.

Die Testergebnisse stimmen alle bei BMW sowie deren Fans zuversichtlich: Sykes brauste mit nur 0,236 sec Rückstand auf Ducati-Werksfahrer Alvaro Bautista auf Platz 2. Markus Reiterberger verlor eine gute Sekunde und wurde Zwölfter.

SPEEDWEEK.com sprach mit Teamprinzipal Shaun Muir, was diese Zeiten wert sind.

Shaun, was für ein Auftakt!

Wir legen zu und zu und zu. Es war gut, dass wir in den Tests alles abarbeiten konnten, was wir uns vorgenommen hatten.

Platz 2 von Sykes hat deine Erwartungen übertroffen?

Ich will, dass alle mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Wir sind in Australien, Phillip Island zeigt nicht, was wirklich in einem Motorrad steckt. Aber Platz 2, und Markus war fast die ganze Zeit in den Top-10, das zeigt, dass wir ein gutes Paket haben und die Zusammenarbeit mit BMW gut funktioniert, entsprechend glücklich sind wir.

Ihr hattet keine drei Monate Vorbereitungszeit. Habt ihr mehr erreicht als erhofft?

Wir wurden für unsere Arbeit jetzt ein erstes Mal belohnt, aber alles steckt noch in den Kinderschuhen. Tom ist tiefenentspannt, er weiß die Änderungen zu schätzen und genießt sein neues Umfeld. Alle Bitten, die er adressierte, und die wir erfüllten, haben dazu geführt, dass er mit viel Selbstvertrauen fährt.

Für Markus ist es eine lange Reise, er muss sich erst noch an das Superbike gewöhnen. Seine Ausgangssituation ist eine andere. Aber er fährt in den Bereichen von Cortese und Toprak Razgatlioglu, das sind etablierte WM-Piloten. Ich bin zuversichtlich, dass wir von Tom und Markus gute Leistungen sehen werden.

Wir hatten ein sehr umfangreiches Testprogramm. Wenn wir uns die Rundenzeiten anschauen, dann fährt Bautista auf einem anderen Level. Er fuhr 16 Runden in 1:30 min. Tom hatte sechs Runden in diesem Bereich, Rea ebenfalls, Haslam fünf, Lowes zwei und Toprak eine. Das ist für mich aussagekräftig. Für uns ging es darum ein Bike hinzustellen, mit dem wir am Samstag und Sonntag gute Resultate einfahren können. Dafür haben wir geschuftet, jetzt halte ich die Top-6 für möglich. Und wenn du in denen bist, ist auch das Podium erreichbar. In Phillip Island kann alles passieren.

Wird euch das Sprintrennen am Sonntagmorgen helfen?

Schwer zu sagen. Wir haben dafür gearbeitet, dass unser Motorrad von Runde 15 bis 22 gut dasteht und die Reifen halten.

Jedem muss klar sein, dass wir mit der Entwicklung unseres Superbike-Motors am Anfang stehen, man muss sich nur die Topspeed-Werte anschauen. Wir hatten kaum Vorbereitungszeit und wollten einen Motor, der hält. Frühestens in Aragon werden wir ein Upgrade erhalten, eventuell auch erst für Imola.

In Thailand, wo es sehr auf die Motorleistung ankommt, werden wir nicht so gut dastehen wie auf Phillip Island. Nichtdestotrotz haben wir eine sehr gute Richtung eingeschlagen.

Deine Fahrer sagten, dass sie wegen des riesigen Testprogramms keine Zeit hatten, um an der Motorradabstimmung zu arbeiten und sie wären auch nicht auf Zeitenjagd gegangen. Unter diesen Gesichtspunkten sind die Rundenzeiten umso eindrucksvoller.

Das ist so.

BMW hat dieses Projekt auf mindestens drei Jahre angesetzt. Gute Resultate, die wir jetzt holen, sind ein Bonus. Wir müssen geduldig sein und warten, bis unsere Zeit kommt. Wichtig ist, dass wir jetzt die richtige Richtung einschlagen.

Mit Toms Erfahrung konnten wir in der Entwicklung eine Abkürzung nehmen. Er weiß, was für dieses Bike gut ist und was nicht – das war sehr eindrucksvoll für mich. Die Aussagen von Markus gehen in die gleiche Richtung wie die von Tom und sind ebenfalls sehr stark.

Sykes hat gemeint, dass in der kurzen Zeit kein anderer Hersteller bessere Arbeit hätte leisten können als BMW.

Dem stimme ich 100-prozentig zu. Die Truppe von Marc Bongers von BMW Motorrad hat nicht in Wochen, sondern in Tagen und Stunden reagiert, wenn es um Problemlösungen ging.

Für Tom ist es sehr positiv, dass sie sich auf seine Erfahrung verlassen und seinen Rückmeldungen glauben. So kann er die Richtung des Projekts vorgeben.

Kann BMW Tom Sykes ein Motorrad bauen, wie er sich das wünscht? Als Kawasaki das tat, wurde er Weltmeister. Viel gefehlt hat nicht, dann wäre er dreimal Champion geworden.

Einer der Gründe Sykes zu verpflichten war, dass er einen Fahrstil hat, der zur BMW passt.

Hinzu kommt, dass bei BMW Enthusiasmus bis in die Geschäftsführung hinauf herrscht. Die Tatsache, dass Dr. Schramm kommenden Wochenende hier sein wird, um sich die Rennen anzuschauen, verrät viel über den neuen Fokus von BMW auf höchstem Nievau.

Wo wir in einem Jahr stehen werden, vermag ich nicht zu sagen. Wenn wir BMW beweisen, dass wir in der Superbike-WM erfolgreich sein können, dann werden sie uns sogar noch mehr unterstützen. Dann können wir in Zukunft auch um den Titel kämpfen.

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