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Midori Moriwaki: Blindes Vertrauen in Honda-Arbeit

Von Ivo Schützbach
Honda-Teamchefin Midori Moriwaki

Honda-Teamchefin Midori Moriwaki

Die Rennsportwelt erwartet, dass das Honda-Werksteam in seiner zweiten Saison in der Superbike-WM 2020 deutlich besser abschneidet. Teamchefin Midori Moriwaki stapelt lieber tief.

Während der Testfahrten war Honda in Suzuka teilweise deutlich schneller als die Konkurrenz, doch im Acht-Stunden-Rennen hagelte es mit Takumi Takahashi und Stefan Bradl die fünfte Niederlage in Folge. Kawasaki mit Johnny Rea und Leon Haslam sowie Yamaha mit Alex Lowes, Michael van der Mark und Katsuyuki Nakasuga waren besser.

Doch einmal mehr wurde offensichtlich, dass die aktuelle Fireblade mit Bridgestone-Reifen konkurrenzfähig ist, während sie in der Superbike-WM mit den Einheitsreifen von Pirelli nur hinterherfährt. Dieses Jahr gelangen erst zwei einstellige Ergebnisse: Ersatzfahrer Yuki Takahashi sorgte mit Rang 8 in Misano für das beste Saisonresultat, Privatier Alessandro Delbianco wurde in Donington Park Neunter – beide Rennen fanden im Regen statt.

Honda hat noch nicht entschieden, wie und mit welchen Fahrern es 2020 in der seriennahen Weltmeisterschaft weitergeht. Entweder bleibt es bei der aktuellen Konstellation mit den Partnerteams Moriwaki und Althea oder die die Honda Racing Corporation, zuständig für alle Werkseinsätze des größten Motorrad-Herstellers, bringt ein eigenes Team an den Start.

SPEEDWEEK.com sprach mit Teamchefin Midori Moriwaki.

Midori, wie beurteilst du die ersten neun Events vor der Sommerpause?

Als ich dieses Projekt letztes Jahr plante wusste ich, dass es sehr hart wird. Jeder wusste das. So lange du dich aber nicht der realen Welt stellst, weißt du nicht was fehlt. 60 Prozent der Saison liefen so, wie ich es erwartet habe. Mir war klar, dass es aus verschiedenen Gründen schwierig werden würde, gute Resultate zu holen. Das Team ist neu, auch für mich ist es neu, ein Team in der Superbike-WM zu leiten.

Wenn ein neues Projekt startet, sind immer alle sehr glücklich. Mit der Zeit ändern sich aber die Erwartungen und einige Leute zeigen ihr wahres Gesicht. Mit einigen Dingen habe ich nicht gerechnet, aber das ist okay.

Was sind deine besten und schlechtesten Erfahrungen in diesem Jahr?

Die beste Erfahrung ist, dass es richtig war, mir diese Last aufzuhalsen. Ich habe das noch nie betreut. Mir ist egal, was die Leute im Team oder außerhalb über mich oder das Team sagen, ich bin glücklich mit jedem, der sich in dieses Projekt einbringt.

Eine schlechte Erfahrung ist, dass einige Leute zu Beginn des Projekts voll dabei waren, jetzt aber auf einmal mehr erwarten.

Mir hilft, dass ich in der Vergangenheit schwierige Zeiten zu bewältigen hatte. Wenn du ein Team leitest oder du Sponsoren managen musst, dann gibt es immer harte Zeiten.

Wenn du so etwas durchgemacht hast, dann weißt du es zu schätzen, wenn dich die Leute verstehen. Für mich ist das Team wie eine Familie.

Macht es deine Arbeit schwieriger, dass du die einzige Teamchefin im SBK-Fahrerlager bist?

Natürlich ist es schwierig, aber das ist meine Wahl.

Bist du ein Chef, der durchgreift?

Ich mag es nicht, Leute zu sehr zu kontrollieren. Jeder Mensch hat einen anderen Charakter und andere Talente. Ich möchte die Stärken von ihm oder ihr bestmöglich zur Geltung bringen. Bei manchen Menschen ist es besser, wenn man nichts sagt und ihnen nur von Zeit zu Zeit sanfte Hinweise gibt. Andere brauchen eine strenge Hand.

Wusstest du vor der Saison, dass 2019 für HRC nur ein Entwicklungsjahr ist, sie kaum Entwicklungsbudget haben und hauptsächlich Daten sammeln für 2020?

Mir war bewusst, dass das erste Jahr sehr hart wird. Ich wusste aber nicht, wie viel Entwicklung sie planen oder nicht. Das kümmert mich auch gar nicht. Was nützt es mir, wenn ich von ihnen erwarte, dass sie dieses und jenes entwickeln oder ändern? Eine große Firma wie Honda macht so viele Sachen, nicht nur Superbike-WM. Deshalb will ich gar nicht viel Druck ausüben, ich weiß es sehr zu schätzen, dass sie in diesem Projekt überhaupt dabei sind. Was immer sie unternehmen, ich vertraue in ihre Fähigkeiten.

HRC-Manager ließen bereits im März in Thailand verlauten, dass sie für 2020 ein neues Motorrad bringen. Wenn dem so ist, dann leuchtet es ein, dass sie dieses Jahr nur Daten sammeln und kaum etwas entwickeln.

Das ist Sache von Honda, sie erklären mir nicht jedes Detail. Sie verfolgen ihre eigenen Interessen, deshalb halte ich es für eine sehr gute Idee, mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Reden sie nicht mit dir über die Zukunft und sagen dir, was sie planen?

Natürlich tauschen wir Informationen aus. Aber vieles davon ist vertraulich, deshalb kann ich dir diese Frage nicht beantworten.

Ryuichi Kiyonari steht bei Moriwaki unter Vertrag und Leon Camier bei HRC?

Kiyo stand bis letztes Jahr bei mir unter Vertrag, jetzt ist er ein Honda-Fahrer. Ebenso wie Leon. Die Fahrerentscheidungen für dieses Jahr hat HRC getroffen, was nächste Saison betrifft, ist noch nichts fixiert.

Ist es denkbar, dass HRC 2020 ein eigenes Team macht und Moriwaki ein Satelliten-Team wird?

Das hängt mit vertraglichen Inhalten zwischen Moriwaki und HRC zusammen, deshalb darf ich dir das leider nicht beantworten.

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